Die Niederländer haben sie nun auch, in jedem Krankenhaus [1]. Belgien hatte sie schon vorher [2]. Die Franzosen haben es empfohlen, aber letztlich nur A-Doctors (pardon: A-docteurs
ou bien A-référents) installiert. In Australien spricht man darüber, in Leitlinien
steht diese Empfehlung konsistent, in Kalifornien (!) hat man sie in 50 % der Akutkliniken,
in Deutschland vielleicht in 3 %, vielleicht auch 5 % (?) der Akutkliniken: A-Teams = Antibiotic
Stewardship Teams. Wie gesagt, die Niederländer haben eine Verordnung erlassen, dass
alle Krankenhäuser nun A-Teams haben müssen [1].
Wieso Niederlande ? Das Land mit der angeblich so erfolgreichen „Search & Destroy“-Strategie,
in dem es eigentlich keine Resistenzprobleme gibt – denken wir. Ist es vielleicht
eine neue ebenso früh gestartete Präventionsstrategie, bevor mal wieder sowieso alles
zu spät ist? Weitsicht? Ein kluger Schachzug also? Nicht kleckern, sondern klotzen:
Search & Destroy & 100 % A-Teams! (Almost) Zero-Tolerance! Früh investieren, um nicht
zu verlieren und vielleicht sogar zu gewinnen.
In den Niederlanden gibt es Resistenzprobleme. In einer kürzlich publizierten Bakteriämie-Studie
(2008 – 2010) wurden dort ESBL-positive Stämme bei 7 % von E. coli, 9 % von K. pneumoniae
und 10 % von E. cloacae nachgewiesen [3]. Wir hier in Freiburg haben auch kaum mehr. Ein Teil des Problems mit den multiresistenten
gramnegativen Bakterien kommt aus der Lebensmittelproduktion – gerade auch in den
Niederlanden. Das Land gehört zu den Ländern mit vergleichsweise hohem Antibiotikaeinsatz
in der Fleischproduktion [4]. Besser gesagt, gehörte. Zwischen 2009 und 2012 wurde der Antibiotikaeinsatz bei
Schweinen und Geflügel um 50 %, bei Rindern um immerhin rund 25 % gesenkt [5]. Auch das war ein politisches Ziel, dem entsprechende Investitionen folgten. Dabei
kannte man dort schon spätestens 2009 die Statistik im für Planungszwecke ausreichenden
Detail, die für Deutschland mit der neuen Abgabemengenerfassung erst für 2011 verfügbar
gemacht wurde [6].
Jetzt also A-Teams. Man muss vermuten – wir alle wissen das eigentlich –, dass eine
Intervention alleine im Agrarbinnensektor nicht ausreichend sein wird, die Probleme
bei den multiresistenten gramnegativen Erregern kontrollieren zu können. In der Humanmedizin
wird durch Antibiotikagabe weiter selektioniert und amplifiziert, was aus der Lebensmittelproduktion
mit ersten Resistenzmarkern in unseren Darm gelangt. Die Dimensionen sind anders als
bei MRSA! Und in den Niederlanden steigt die Antibiotikaverbrauchsdichte (Tagesdosen/100
Patiententage) in den Krankenhäusern rapide an – es sieht so aus, dass diese inzwischen
höher als bei uns ist – wobei wir wohl nur noch durch die längere Verweildauer in
unseren Krankenhäusern diesen vermeintlichen statistischen Vorteil besitzen! Deshalb
also jetzt die A-Teams – kluge Entscheidung, in den Niederlanden!
Und bei uns? Vor kurzem habe ich bei einer Vortragsveranstaltung zum Thema Antibiotikaeinsatz
und Resistenzproblematik DIE Frage gestellt: „Was fällt Ihnen zum Begriff A-Team ein?“
Was meinen Sie war die netteste Antwort? „Jogi wird das schon irgendwie bis zum Viertelfinale
hinkriegen!“ Na, hoffentlich kommen wir wenigstens dort so weit.