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DOI: 10.1055/s-0034-1377785
Falsche Empfehlungen im Beipackzettel verhindern eine gute bronchiale Deposition!
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Publication Date:
09 September 2014 (online)
Wir wissen, dass 40 – 80 % aller Patienten bei der Inhalation entscheidende Fehler begehen und damit eine ausreichende Deposition der Pharmaka in den Atemwegen verhindern. Und wo nichts ankommt, kann auch nichts wirken.
Was hilft es, wenn dem Patienten eine Erfolg versprechende und teure Therapie verordnet wird, der Patient aber mit dem Inhaliergerät nicht zurechtkommt oder Fehler bei der Inhalation begeht? Die Therapie wird ineffektiv und ruft nach einer Eskalation, die wiederum nur die Kosten unnötig in die Höhe treibt und die Adhärenz durch mehr Anwendungen pro Tag in Frage stellt.
Bedauerlicherweise hat sich an dieser Feststellung in den zurückliegenden 50 Jahren nichts geändert, obwohl sich verschiedene Institutionen, z. B. ADMIT, Dt. Atemwegsliga intensiv um eine Verbesserung bemühen. Und an dieser Misere sind wir Ärzte, einschließlich der Pneumologen nicht unschuldig.
Viele (?) Ärzte instruieren Ihre Patienten vor Beginn der Therapie nicht über die korrekte Inhalationstechnik und nehmen keine Kontrollen vor. Ich möchte mich an dieser Stelle gleichzeitig bei allen Kollegen entschuldigen, die korrekt handeln und sich zu unrecht angesprochen fühlen.
Bedauerlicherweise tragen falsche Informationen der Pharmaindustrie zu diesem Debakel bei. Statt in ihren Beipackzetteln und Anleitungen zur Inhalation eindeutig zu verstehende und korrekte Empfehlungen abzudrucken, enthalten diese fehlerhafte Empfehlungen. Und dann stellt sich zusätzlich die Frage, welchen Empfehlungen der Patient letztendlich mehr vertraut, den mündlichen Ausführungen seines Arztes oder dem schwarz Gedruckten in der Anleitung zur Inhalation?
Die korrekte Inhalation über Dosieraerosol (DA/pMDI) oder Trockenpulverinhalierer (DPI) weist einige wichtige Unterschiede in der Handhabung auf, deren Beachtung für eine gute bronchiale Desposition unerlässlich sind ([Tab. 1]).
Besonders wichtig ist hier die eigentliche Inhalation. Während bei der Inhalation via pMDI (DA)
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Langsam und tief eingeatmet werden soll,
ist für eine gute Deposition des Inhalates bei Inhalation via DPI zur Desagglomeration des frei gesetzten „Pulverklumpens“ erforderlich,
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Kräftig, schnell und tief einzuatmen.
Im Konkreten geht es bei der erwähnten Fehlinformation einiger Pharmafirmen um die Inhalation via DPI. In diesem Punkt weisen einige Anleitungen erhebliche Mängel auf ([Tab. 2]).
Auf ein Anschreiben an GSK mit Hinweis auf eine „falsche“ Information erfolgte die Erklärung, dass sie den Text als Vorgabe von der EMA (SPC – Instruction for Use 3: „Take one long, steady deep breath in. Hold this breath for as long as possible (at least 3 – 4 seconds) übernommen haben.
GSK hat sich die Arbeit sehr einfach gemacht. Dass diese Vorgaben der EMA nicht bindend sind und ohne Probleme durch korrekte Empfehlungen ersetzt werden können, beweisen die ersten drei Pharmafirmen in der [Tab. 2]. Als beispielhaft müssen die Anleitungen für den Genuair® und Novolizer® angesehen werden, die nicht nur die korrekten Anweisungen mit unmissverständlichen Worten enthalten, sondern diese auch noch durch Fettdruck hervorheben.
Bei einer Inhalation, die nicht schnell und kräftig erfolgt, muss davon ausgegangen werden, dass der größte Teil des Inhalates an der Rachenhinterwand landet und nur geringe Anteile den Zielort erreichen. Eine erfolgreiche Therapie muss in Frage gestellt werden! Die Aufforderung zu einem langsamen Atemzug u. ä. fordern zu einer falscher Inhalation auf.
Damit diese Fehlinformationen nicht weiter verbreitet werden und sich in den Köpfen von Nicht-Spezialisten festsetzen können, ist es dringend erforderlich, dass sich die Fachgremien, in Deutschland die DGP und die Dt. Atemwegsliga, vehement für eine möglichst umgehende Korrektur einsetzen. Wir Nicht-Spezialisten erwarten solche Hilfe von den Fachgremien.
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