Editorial

Liebe Kollegin, lieber Kollege,

zugegeben – James Herriot hat mich in meiner Berufsauffassung maßgeblich beeinflusst. Im 3. Semester erwischten mich die Lebenserinnerungen des schottischen Tierarztkollegen James Wight (1916–1995), der derart packend über die zunächst etwas holperigen Anfänge seines beruflichen (und nachgeordnet seines privaten) Lebens in den Yorkshire Dales berichtete, dass man sich so ganz nebenbei sein gesamtes Lebenswerk, insgesamt 5 Romane, reinzog. Von den 1930er Jahren, durch den Krieg, bis zum ersten Kaiserschnitt in den 1950ern. Ähnliche Storys aus seinen schweren beruflichen Anfängen schrieb auch Helmut Haller von der Schwäbischen Alb in den 1950ern. Wight und Haller, aber auch die Erzählungen meiner zahlreichen Lehrtierärzte, berichten von den harten existenziellen Problemen der von der Landwirtschaft abhängigen Tierarztfamilien. Von gefährlicher Knochenarbeit, existenzbedrohender Unkollegialität und schlechter Zahlungsmoral. Retrospektiv kommen noch unvollständige medizinische Erkenntnisse und das Fehlen vieler wirksamer Medikamente hinzu.