Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2014; 21(03): 111
DOI: 10.1055/s-0034-1383452
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Beratung von reisenden Fans und Behandlung von Rückkehrern – Fußballweltmeisterschaft in Brasilien

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Publication Date:
23 June 2014 (online)

 

    Fans, die an der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien teilnehmen, sind einigen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Über sinnvolle Impfungen und prophylaktische Maßnahmen hat die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) im Vorfeld der Spiele informiert. Diese Empfehlungen gelten weiterhin für die Reiseberatung aller Fußballfans, die für die Endrunde, 28. Juni bis 13. Juli, nach Brasilien reisen. Haben Rückkehrer gesundheitliche Beschwerden, sollten Ärzte deren individuelle Risiken für Erkrankungen – Impfstatus, Reiseziele, Verhalten – mit in die Diagnose einbeziehen.

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    (Bild: Stockdisc)

    Empfehlungen für Reisende

    Eine Gelbfieberimpfung ist keine grundsätzliche Voraussetzung für die Einreise. Bis auf die Küstengebiete ist Brasilien jedoch Gelbfieberendemiegebiet. Vier der 12 Austragungsorte liegen im Endemiegebiet: Brasilia, Cuiabá, Manaus und Belo Horizonte. Für Reisen in diese Region wird eine Gelbfieberimpfung empfohlen.

    Die deutsche Mannschaft trägt keines ihrer Vorrundenspiele in einer dieser 4 Spielstätten aus. In der Endrunde könnte sie jedoch zu Spielen im Gelbfieberendemiegebiet antreten: im Viertelfinale (Brasilia), im Halbfinale (Belo Horizonte) oder im kleinen Finale um Platz 3 (Brasilia). Der Gelbfieberimpfstoff ist laut Hersteller wieder verfügbar. Der teils noch nachhängende Auslieferungsstau dürfte rechtzeitig abgebaut sein.

    Neben fälligen Auffrischimpfungen gegen Wundstarrkrampf (Tetanus), Diphtherie und Keuchhusten sollte allen Reisenden eine Hepatitis-A-Impfung empfohlen werden. Auch eine Hepatitis-B-Impfung erscheint sinnvoll.

    Obwohl das Risiko, sich in Brasilien mit dem Masernvirus zu infizieren, gering erscheint, sollte bei allen nach 1970 geborenen Reisenden gemäß Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) auf 2 dokumentierte Masernimpfungen geachtet werden, um das Risiko einer Einschleppung des Masernvirus und Ausbreitung vor Ort zu verhindern.

    Unter bestimmten Umständen sollten weitere Impfungen erwogen werden: Bei längeren Aufenthalten, niedrigem Reisestandard oder Besuch entlegener Regionen sollte die Indikation für eine Impfung gegen Tollwut und Typhus geprüft werden. Da die WM während der brasilianischen Wintermonate stattfindet und sich gegenwärtig die für die Süd- und Nordhalbkugel empfohlene Stammzusammensetzung des saisonalen Grippeimpfstoffs nicht unterscheidet, sollte bei Risikopatienten eine saisonale Grippeimpfung durchgeführt werden.

    Auch wenn die Malaria (überwiegend Malaria tertiana) im Amazonasbecken sowie im Pantanal vorkommt, ist das Infektionsrisiko für Malaria insbesondere in städtischen Gebieten in dieser Region (WM-Stadien in Cuiabá und Manaus) als relativ gering einzustufen, sodass in erster Linie ein konsequenter Schutz vor den überwiegend nachtaktiven Überträgermücken empfehlenswert ist. Bei Auftreten von Fieber nach Aufenthalten in diesen Gebieten ist in den folgenden Wochen unverzüglich vor Ort beziehungsweise nach Rückkehr in Deutschland ein Arzt aufzusuchen und differenzialdiagnostisch auch eine Malaria auszuschließen. Falls neben dem Besuch von WM-Spielen auch Reisen in abgelegene Gebiete der Malariaregionen geplant sind, sollte ein geeignetes Malariamedikament (z. B. Atovaquon/Proguanil oder Artemether/Lumefantrin) als Notfallpräparat zur selbstständigen Behandlungseinleitung bei Verdacht auf Malaria und nicht innerhalb 24 Stunden erreichbarer medizinischer Hilfe mitgenommen werden. Die deutsche Mannschaft spielt nicht im Malariaendemiegebiet.

    Im ganzen Land, auch in den Küstenstädten, kommt das Denguefieber vor. Vorbeugen kann man einer Infektion nur durch einen konsequenten Schutz vor den überwiegend tagaktiven Überträgermücken.

    Neben dem Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen sollte schließlich zudem auf weitere, nicht infektiöse Risiken geachtet werden: Verkehrsunfälle, Klimafaktoren wie Dehydrierung oder Sonnenbrand beim Stadionbesuch, Kriminalität oder Drogen-/Alkoholkonsum.

    Aktuelle Informationen zu Brasilien sind über das Auswärtige Amt erhältlich, www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/BrasilienSicherheit.html

    Quelle: Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG), 14.04.2014


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    (Bild: Stockdisc)