Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2014; 21(03): 162
DOI: 10.1055/s-0034-1383475
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Welches Mittel wann? – Notfalltherapie der Malaria

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Publication Date:
23 June 2014 (online)

 

    Trotz adäquater Prophylaxemaßnahmen können bei Urlaubern in Risikogebieten Symptome einer Malaria auftreten. In diesem Fall muss schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden, um eine gesicherte Diagnose und eine entsprechende Therapie zu erhalten. Lediglich in der Ausnahmesituation, dass innerhalb von 24 Stunden nach Auftreten der Beschwerden kein Arzt erreichbar ist, sollte der Patient eine notfallmäßige Selbstbehandlung (Stand-by-Therapie) durchführen.

    Für diesen Zweck stehen unterschiedliche Mittel zur Verfügung. Chloroquin kann nur noch in wenigen Gebieten, in denen keine Erregerresistenz vorliegt, zur Behandlung einer Malaria eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich um Teile Mittelamerikas und der Karibik sowie Kirgisistan.

    Zur Einnahme von Mefloquin wird aufgrund des hohen Nebenwirkungsspektrums nicht geraten, lediglich für Schwangere ist es das Medikament der Wahl.

    WHO empfiehlt Kombinationspräparate mit Artemisinin

    Die WHO empfiehlt zur Malariatherapie artemisininbasierte Kombinationspräparate (ACT) als bevorzugte Mittel. Diese wirken schnell, effektiv und sind gut verträglich. Zudem töten ACT die Gametozyten der Malariaparasiten ab und können somit die Weitergabe des Erregers an die nächste Mückengeneration unterbinden. Die zur Verfügung stehenden Mittel – Artemether/Lumefantrin und Dihydroartemisinin/Piperaquin – sind geeignet für Erwachsene und Kinder ab einem Körpergewicht von 5 kg. Artemether/Lumefantrin sollte aufgrund möglicher negativer Wechselwirkungen nur zurückhaltend bei Personen mit bekannten Herzrhythmusstörungen angewendet werden. Auch bei Dihydroartemisinin/Piperaquin ist eine Verlängerung des QTc-Intervalls dokumentiert. Aus diesem Grund wird wie bei jeder Malariatherapie auch hier eine EKG-Kontrolle so früh wie möglich während der Behandlung empfohlen.

    Dihydroartemisinin/Piperaquin ist das einzige Malarianotfallmedikament, das auf nüchternen Magen eingenommen werden kann. Bei allen anderen Präparaten ist aus Gründen der Resorption zuvor die Einnahme einer – nach Möglichkeit fettreichen – Mahlzeit notwendig. Als weiteres Kombinationspräparat zur Therapie einer Malaria kommt Atovaquon/Proguanil infrage. Dieses bietet jedoch nicht den Vorteil der Gametozytozidie und führt darüber hinaus im Vergleich mit den ACT erst mit einer gewissen Verzögerung zur Symptom- und Parasitenfreiheit. Es kann ebenfalls bei Erwachsenen und Kindern ab 5 kg Körpergewicht angewendet werden.


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    Nach Selbstmedikation auf jeden Fall Arzt aufsuchen

    Alle genannten Mittel sind ausschließlich für die Therapie einer unkomplizierten Malaria geeignet. Auch bei einer Besserung der Beschwerden durch die Selbstmedikation ist bei nächster Gelegenheit in jedem Fall ein Arzt aufzusuchen.

    Quelle: CRM Centrum für Reisemedizin, Düsseldorf


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