Diabetes aktuell 2014; 12(04): 156
DOI: 10.1055/s-0034-1384256
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Typ-2-Diabetes – Vorbeugen besser als Heilen

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Publication Date:
29 July 2014 (online)

 

    Eine konsequente medizinische Behandlung kann Diabetespatienten vor Erblindung, Amputationen, Nierenversagen, Herzinfarkt und Schlaganfall bewahren. Der deutliche Rückgang dieser Folgeerkrankungen eines Diabetes konnte jetzt erstmals für die USA dokumentiert werden. Er wird jedoch von einem weiteren Anstieg der Diabetes-Erkrankungszahlen auch in Deutschland überschattet. Das teilte die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) anlässlich einer im New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie (Gregg EW et al.) mit.

    Mitarbeiter der Centers for Disease Control and Prevention haben jüngst berichtet, dass in den Vereinigten Staaten die Zahl der Herzinfarkte bei Diabetespatienten in den letzten beiden Jahrzehnten um 2/3 (-67,8 %) zurückgegangen ist. Bei Schlaganfällen (-52,7 %) und Amputationen (-51,4 %) haben sich die Zahlen mehr als halbiert. Auch Todesfälle infolge eines diabetischen Komas (-64,4 %) sind deutlich seltener geworden. „Das sind eindrucksvolle Zahlen, die den heute hohen Standard der medizinischen Diabetesbehandlung aufzeigen“, sagt Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, DGE-Pressesprecher aus Bochum, der davon ausgeht, dass sich auch in Deutschland die Situation für Diabetespatienten verbessert hat.

    „Anders als es in den USA der Fall war, sind hierzulande so gut wie alle Menschen krankenversichert und haben damit Anspruch auf eine kostenlose Versorgung“, sagt Schatz. „Wir haben heute nicht nur Medikamente, die Blutzucker, Cholesterin und Bluthochdruck effektiv senken“, so der Experte: „Zur Versorgung der Patienten gehören auch regelmäßige augenärztliche Untersuchungen, Überwachung des Herz-Kreislaufsystems, der Nieren und eine Fußpflege.“ Außerdem würden die Patienten immer auch zu einer Änderung des Lebensstils mit gesunder Ernährung, mehr Bewegung und Sport und gegebenenfalls einer Gewichtsreduktion motiviert. Nikotinverzicht gehört ebenfalls zu den wichtigen Allgemeinmaßnahmen.

    Gleichwohl widersprechen die erhobenen relativen Zahlen den täglichen Erfahrungen von Klinikärzten und niedergelassenen Medizinern. Die Zahl der Menschen mit Diabetes ist in den letzten 2 Jahrzehnten in den USA und auch in Deutschland stark angestiegen. „Wir sehen immer mehr Menschen, die als Folge von Übergewicht und Bewegungsmangel an einem Typ-2-Diabetes erkranken“, stellt Schatz fest. Dies unterstreiche die enorme Wichtigkeit der Diabetesprävention. „Es gibt eine Reihe einfacher und effektiver Maßnahmen, die immer wieder am fehlenden Willen in der Politik scheitern“, kritisiert der Experte. Das wären beispielsweise eine Ampelkennzeichnung für Nahrungsmittel, die verbraucherfreundlicher sei als der jetzt obligatorische Nährwertkasten mit Zahlenangaben wie „pro 100 Gramm“, oder höhere Steuern für zuckerhaltige Getränke.

    Ein weiterer effektiver, wenn auch aufwendiger Ansatz wären Präventionsmanager, die Hoch-Risiko-Personen regelmäßig persönlich beraten. „So wichtig die Erfolge bei der Diabetesbehandlung auch sind, die Therapie ist beim Typ-2-Diabetes kein Ersatz für die Prävention“, sagt Schatz. „Und vorbeugen ist bekanntlich besser als heilen.“

    Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), 21.5.2014


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