Fortschr Neurol Psychiatr 2014; 82(12): 677
DOI: 10.1055/s-0034-1385757
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vaskuläre Demenzen – lange vernachlässigt, aber hoch aktuell

Vascular Dementia – Long Neglected, Nevertheless Very Topical
G. R. Fink
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Publication Date:
09 December 2014 (online)

Auch wenn jeder Mediziner weiß, dass Demenzen nicht nur Folge einer Alzheimerschen Erkrankung sein können, sondern vielfältige Ursachen haben, im Fokus der Öffentlichkeit (und auch der Forschungsförderung) sind die anderen Ursachen doch klar nachrangig. Das ist zwar verständlich – hilft Vereinfachung doch, Inhalte in die Öffentlichkeit zu transportieren. Andererseits ist es aber erstaunlich, da nach wie vor allenfalls symptomatische Therapien für die nicht sekundären demenziellen Erkrankungen zur Verfügung stehen, so dass Aspekte wie ein gesunder Lebensstil und die Prävention an Bedeutung gewinnen. In diesem Kontext rücken vaskulär verursachte Demenzen, die immerhin nach der Alzheimer-Demenz die zweithäufigste Demenzursache sind, zu Recht wieder in den Fokus des Interesses sowohl der Öffentlichkeit als auch der Mediziner.

Die heterogene Gruppe der vaskulären Demenzen umfasst eine Reihe von Erkrankungsbildern, bei denen ein „gesunder Lebensstil“ ganz wesentlich zur Prävention, aber auch zum Verhindern des Krankheitsprogresses beiträgt. Das ist bemerkenswert, da dies in deutlich größerem Umfang gilt als für andere demenzielle Erkrankungen. Liebetrau und Hamann beleuchten in ihrer Arbeit zu den vaskulären Demenzen dementsprechend nicht nur die unterschiedlichen vaskulären Pathologien, die zu einer vaskulären Demenz führen, sondern auch Aspekte der Therapie und Prävention [1]. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Prävention (erneuter) zerebrovaskulärer Ereignisse die größte Bedeutung zukommt. Dabei ist zu beachten, dass nicht nur die medikamentöse Primär- und Sekundärprophylaxe von zerebrovaskulären Ereignissen gemeint ist, sondern auch die konsequente Behandlung kardiovaskulärer Erkrankungen wie auch die Prävention derselben. Klar ist, dass der größte Hebel zur Prävention zerebrovaskulärer Ereignisse momentan in der Verhinderung eines Bluthochdrucks bzw., wenn das nicht gelingt, der konsequenten Therapie des Bluthochdrucks liegt. Und die Zahlen zur relativen Risikoreduktion einer guten Therapie sind beeindruckend: Eine konsequente und bestmögliche Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren kann eine Risikoreduktion von bis zu 50 % für die Entwicklung einer Demenz ermöglichen – es lohnt sich also zweifelsohne, eine effektive Prävention zu betreiben. Dass in diesem Zusammenhang der regelmäßigen körperlichen Bewegung eine wichtige Rolle zukommt, ist offensichtlich. Der Beitrag regelmäßiger Herz-/Kreislaufbelastung ist bedeutender als derjenige von Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitaminen oder Antioxidantien, die sich nichtsdestotrotz prächtig verkaufen.

Ich hoffe, Sie denken bei Ihrer persönlichen Lebensplanung für 2015 auch selbst einmal öfter an die Prävention zerebrovaskulärer Ereignisse, können aber trotzdem die anstehenden Festtage und den Jahreswechsel ohne Reue genießen! Die Herausgeber der Fortschritte der Neurologie Psychiatrie wünschen Ihnen jedenfalls eine friedvolle Weihnachtszeit, einen guten Jahreswechsel und alles Gute für 2015.

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Prof. Dr. Gereon R. Fink