Migration
Als meistzitierte Publikation küren wir eine Originalarbeit von Dr. med. Marion C.
Aichberger, Ärztin in Weiterbildung an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
der Charité Universitätsmedizin Berlin für ihre Arbeit zum Zusammenhang zwischen Migrationsstatus
und depressiven Symptomen in der älteren Bevölkerung in Deutschland [1]. Sie konnte auf der Grundlage von Daten aus der SHARE-Studie zeigen, dass Migranten
der ersten Generation, also Menschen mit persönlicher Migrationserfahrung, häufig
durch depressive Symptome betroffen sind. Ein zentrales Thema für eine langlebige
Gesellschaft mit ca. 10 Millionen Menschen mit eigener Migrationserfahrung.
Traumatische Erfahrungen
Auf dem zweiten Platz folgt eine Originalarbeit von Prof. Dr. Hans Jörgen Grabe, Psychiater
und stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
der Universität Greifswald. Dabei ging es um die Entwicklung eines Screeninginstruments
zur Erfassung traumatischer Ereignisse im Kindes- und Jugendalter, dem CTS oder Childhood
Trauma Screener [2]. Frühe traumatische Erfahrungen führen oft zu psychischen und körperlichen Schäden
und bedürfen einer intensiven klinischen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit. Sie
fördern beispielsweise die Entwicklung von Depressionen und Suchterkrankungen und
erhöhen etwa das Risiko einer koronaren Herzerkrankung. Mit dem CTS liegt nun eine
reliable, valide und zeitökonomische Kurzform des deutlich umfangreicheren Childhood
Trauma Questionnaires (CTQ) vor, die sich auch zum Einsatz an großen Stichproben z. B.
in epidemiologischen Studien eignet. Eine wichtige Arbeit für die Weiterentwicklung
des Forschungsfeldes in diesem Bereich.
Psychiatrische Rehabilitation – quo vadis?
Wird die psychiatrische Rehabilitation zu einem der Zukunftsthemen der Psychiatrie?
[3]. „Ja!“ sagen Herr Prof. Dr. Matthias Weisbrod (Karlsbad-Langensteinbach/Heidelberg)
und Frau Dr. Regine Müllensiefen (Karlsbad) in unserer meistzitierten Debatte. Prof.
Dr. Hans Joachim Salize (Mannheim) geht mit steilen Thesen auf Kontra und prangert
Evidenzmangel und Forschungsdefizit an. Wir danken den Debattanten, die Mut zum akademischen
Duell bewiesen haben, die meisten Leser in ihren Bann zogen und unsere Perspektive
erweitert haben.
Die prämierten Arbeiten verweisen auf relevante Themen, die in weiteren Arbeiten in
der Psychiatrischen Praxis wieder aufgenommen wurden. So waren die Diskriminierung
türkisch- und polnischstämmiger Migranten und die Auswirkungen auf deren Gesundheit
und Lebensqualität jüngst Thema [4]. Und die Frage, wie berufliche Rehabilitation gelingt und was schwer psychisch kranke
Menschen besser in Arbeit bringt, wird weiter debattiert [5].
Wir gratulieren den Autoren und Autorinnen ganz herzlich!
Danksagung: Wir danken Carolin Lange für ihre Unterstützung.