Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2014; 21(04): 171
DOI: 10.1055/s-0034-1389131
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neue Erkenntnisse zur Letalität und zu übertragenden Zeckenarten – Endemiegebiet von SFTS in Ostasien könnte sich ausweiten

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Publication Date:
29 August 2014 (online)

 

    Dem im Jahr 2011 erstmals aus Ostasien beschriebenen SFTS-Virus (Severe Fever with Thrombocytopenia Syndrome) wird eine meist hohe Letalität zugeschrieben. So endeten 18 der bisher 38 bestätigten Fälle Südkoreas tödlich (Stand: Mai 2014). Die aktuellsten uns vorliegenden Statistiken aus China sprechen von 280 Infizierten, darunter 30 Tote (Stand: August 2012) und in Japan verstarben 8 der 15 bisher Erkrankten (Stand: Mai 2013). Damit läge die Letalität zwischen 10 und 53%.

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    (Bild: pitopia; G. Blumenstock)

    Eine nun veröffentlichte Studie aus China legt jedoch nahe, dass die meisten SFTS-Virus-Infektionen mild oder symptomlos verlaufen. So konnten bei 71 von 986 untersuchten, gesunden Personen aus der Provinz Zhejiang IgG-Antikörper gegen das Virus nachgewiesen werden. Trotzdem bleibt das SFTS eine ernstzunehmende, potenziell tödlich verlaufende Erkrankung. Auf einen Schutz vor Zeckenstichen sollte in den betroffenen Regionen unbedingt geachtet werden.

    Damit, welche Zeckenarten das Virus übertragen, beschäftigt sich eine weitere aktuelle Studie. Bisher wurde lediglich die Art Haemaphysalis longicornis als Vektor genannt. Nun konnte virale RNA jedoch auch in den Arten Amblyomma testudinarium und Ixodes nipponensis nachgewiesen werden. Zwar ist die Existenz der RNA in den Zecken noch kein Beweis dafür, dass diese die Krankheit auch wirklich übertragen, es macht dies jedoch wahrscheinlich.

    H. longicornis ist von Australien und Neuseeland über mehrere pazifische Inseln bis nach Japan und China verbreitet. Würde das SFTS-Virus tatsächlich auch durch A. testudinarium übertragen, würde sich das potenzielle Endemiegebiet der Krankheit weiter nach Nordwesten ausweiten, denn diese Zeckenarten kommt unter anderem auch in Myanmar vor. Allerdings parasitisiert A. testudinarium nur selten an Menschen. Bisher wurden nur eine Handvoll Fälle gemeldet. Ixodes nipponensis wurde unseres Wissens nach bisher ausschließlich aus Japan und Korea beschrieben.

    Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

    Quellen:
    promed; Zhang L, Sun J, Yan J et al. Antibodies against severe fever with thrombocytopenia syndrome virus in healthy persons, China, 2013. Emerg Infect Dis 2014; 20: 1355–1357; Yun SM, Lee WG, Ryou J et al. Severe fever with thrombocytopenia syndrome virus in ticks collected from humans, South Korea, 2013. Emerg Infect Dis 2014; 20: 1358–1361


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    (Bild: pitopia; G. Blumenstock)