Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0034-1389143
Liebe Mitglieder und Freunde der DTG,
Publication History
Publication Date:
29 August 2014 (online)


wir möchten hier zunächst über 2 wichtige Kongresse berichten. Weiterhin berichten Herr Dr. Carsten Köhler über die Arbeitsgruppe Nachwuchsförderung und Herr Prof. Albrecht Jahn über die Gesundheit in den globalen Entwicklungszielen. Vor diesem Hintergrund nimmt jetzt die DTG-Arbeitsgruppe Global Health ihre Arbeit wieder auf – wir werden Sie hierüber weiter auf dem Laufenden halten.
NECTM 2014
Nach Kongressen in Edinburgh 2006, Helsinki 2008, Hamburg 2010 und Dublin 2012 hat vom 5. bis 8. Juni 2014 die 5. Northern European Conference on Travel Medizin in Bergen stattgefunden. Damit hat sich dieser Kongress als Veranstaltung in den Jahren zwischen den internationalen Kongressen der International Society of Travel Medicine gut etabliert. Die DTG ist eine der ausrichtenden Gesellschaften und dementsprechend im Organisationskomitee und im wissenschaftlichen Komitee vertreten. Die Teilnehmerzahl war mit circa 500 sicherlich etwas geringer als erwartet – aber der Kongress war ansonsten ein voller Erfolg. Erfreulicherweise waren auch viele Teilnehmer aus Deutschland dabei.
Man kann sich den Abstractband mit vielen Präsentationen unter http://nectm.com/images/NECTM5Bergen2014 herunterladen. Es lohnt sich, insbesondere sei auf die Präsentation über die Zusammenfassung des Kongresses am Ende von Prof. Lars Rombo verwiesen.
#
Keynote-Vorträge
Zu den Höhepunkten gehörten die beiden Keynote-Vorträge von Dr. Ron Behrens, London, und von Prof. Patricia Schlagenhauf, Zürich, zu den Themen „Where is the Evidence for the Practice of Travel Medicine? A personal critique of current practices“ und „The wish list in Travel Medicine“.
Der Vortrag von Ron Behrens zeigte auf, bei welchen reisemedizinischen Empfehlungen die Evidenz unzureichend ist und wie schwierig es ist, das Risiko zu ermitteln und Reisenden die Risikoabwägung zu vermitteln. Natürlich muss auch die Qualität der Studien berücksichtigt werden – Qualität ist wichtiger als das Ergebnis! Als Beispiel für die Wichtigkeit der Stichprobengröße wurde das enttäuschende Ergebnis der Phase-3-Studie im Vergleich zur Phase-2-Studie beim ETEC-Impfstoff genannt (Frech SA et al. Lancet 2008; 371: 2019–2025 und Behrens RH et al. Lancet Infect Dis 2014; 14: 197–204). Es gibt keine Evidenz dafür, dass eine reisemedizinische Beratung Einfluss auf das Verhalten von Reisenden hat. Insbesondere scheinen auch die Beratung über die Prophylaxe der Reisediarrhö, über Standby-Treatment in der Malariaprophylaxe und Informationen über Ausbruchsgeschehen wenig zu bringen.
Die Wunschliste von Patricia Schlagenhauf bezog sich im Wesentlichen auf die Malaria, hier insbesondere interessant der Punkt „A non-invasive test“. Als Beispiele nannte sie „transdermal detection of malaria“ und „malaria detection using cell phones“. Weiterhin sind auf ihrer Wunschliste die Reisediarrhö und die Harmonisierung der europäischen Leitlinien zur Reisemedizin.




#
Plenarsitzungen
Die Plenarsitzungen beschäftigten sich mit den Themen „Terrorism and safe travel“ und „Nordic Travel highs and lows“. Interessant waren die Ausführungen von Prof. Neil Greenberg, President of the UK Psychological Trauma Society, zur PTSD. Seine Kernaussagen: Posttraumatic stress occurs in nearly 60 % after a stressful incidence – rapidly declining to 10 % a month after. Screening in advance has minor effect. Psychological debriefing immediately after might even be harmful. ‚Watchful waiting‘ is preferred.
Prof. Thomas Löscher hielt einen interessanten Vortrag über die Impfstoffe in der Pipeline: die RTS,S-Malariaimpfung, den 4-valenten chimerischen Dengueimpfstoff, neue konjugierte Typhusimpfstoffe, verbesserte Influenzaimpfstoffe sowie Kandidatenimpfstoffe gegen Gelbfieber (inaktiviert), West Nile, Chikungunya, Rift-Valley-Fieber und Noroviren.
#
Aktuelle Literatur
Als letztes sei noch auf die Übersicht „Aktuelles in der Literatur“ von Prof. Eric Caumes, Paris, Herausgeber der Zeitschrift Journal of Travel Medicine, hingewiesen. Interessant sind darin insbesondere die Arbeiten darüber, ob eine Gelbfieberimpfung tatsächlich lebenslang schützt sowie die Präsentation „Travelling to Greenland“, für alle, die nach Grönland reisen wollen.
Der nächste NECTM im Jahr 2016 wird voraussichtlich in London stattfinden – also sicherlich attraktiv werden.
#
KIT 2014
Vom 25. bis 29. Juni 2014 fand in Köln der 12. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT) statt. Die DTG war eine der ausrichtenden Fachgesellschaften und wurde durch Prof. Thomas Löscher, Kopräsident im wissenschaftlichen Beirat, vertreten. Kongresspräsident war Prof. Jan van Lunzen, Hamburg. Die DTG richtete mehrere Plenarsitzungen und Symposien aus.
#
Antiparasitäre Chemotherapie
Zusammen mit der Paul-Ehrlich-Gesellschaft (PEG) richtete die DTG das Symposium „Antiparasitäre Chemotherapie“ aus. Prof. Thomas Junghanss berichtete darin über die interdisziplinäre Versorgung von Echinokokkosepatienten. Interessant auch der Vortrag von Christian Klotz vom Robert Koch-Institut über neue Entwicklungen in der Therapie der Giardiasis, zum Beispiel über die Wirkung des Adipositasarzneistoffs Orlistat. Dazu liegen noch keine klinischen Daten, aber interessante experimentelle Daten vor.
PD Dr. Sabine Specht aus der Parasitologie in Bonn sprach über makrofilarizide Medikamente: Trotz jahrelanger Massentherapie mit Ivermectin bleiben Fadenwurminfektionen weiterhin ein Problem in tropischen und subtropischen Regionen. Ivermectin hat nicht nur den Nachteil, nur junge Wurmlarven und nicht auch adulte Würmer abzutöten: Zudem zeigten sich in den letzten Jahren erste Resistenzen. Deshalb ist es dringend nötig, nach neuen Behandlungsstrategien zu suchen. Neben neuen Therapiestrategien, wie der Depletion von endosymbiontischen Bakterien mit Doxycyclin, wurden auch bekannte Substanzen wie Flubendazol und Emodepside als potenzielle Kandidaten vorgestellt.
#
Infektiologie in den Tropen
Ein weiteres, von der DTG ausgerichtetes Symposium hatte den Fokus auf der Medizin in den Tropen, insbesondere auch auf der Hepatitis B und der HIV-Infektion in Afrika. Sehr interessant war, dass hier Kollegen aus Malawi und Namibia ihre Erfahrungen vorstellten.
#
Pathophysiologie und Therapie der Malaria
Ein weiteres Symposium beschäftigte sich mit der Pathophysiologie und Therapie der Malaria tropica. Bei der Behandlung der schweren Malaria stellt sich für viele Intensivmediziner immer die Frage: Ist Malaria gleich (bakterielle) Sepsis? Schaut man die Definition der Sepsis an, so wäre die Antwort einfach: 2 von 4 Marken, die ein Systematisches-Inflammatorisches-Response-Syndrom (SIRS) definieren plus Erregernachweis gleich Sepsis. Die Schlussfolgerung wäre, dass die Therapie der schweren Malaria analog zu der der bakteriellen Sepsis erfolgen muss: schnelle antiparasitäre Therapie sowie Ausgleich der Schocksymptomatik durch (viel) Volumengabe und wenn dies nicht ausreicht Katecholamine.
Hierzu nahm PD Dr. Dominic Wichmann, Intensivmediziner mit tropenmedizinischer Ausbildung am Uni-Klinikum Hamburg-Eppendorf, Stellung: Die Laktatazidose, das Nierenversagen und die zerebrale Hypoperfusion sowie andere Endorganschäden kommen durch das plasmodieninduzierte Clotting der Erythrozyten in der Endstrombahn zustande und sind nicht Ausdruck eines cytokin-/toxinvermittelten relativen Volumenmangels. Mehrere Studien konnten inzwischen zeigen, dass forcierte Volumengabe in dieser Situation zum Nachteil der Malariapatienten ist. Dieses Wissen ist bei (deutschen) Intensivmedizinern nicht weit verbreitet. Aus diesem Grund sollte bei Patienten mit (schwerer) Malaria immer ein Tropenmediziner beratend konsultiert werden.
#
Reise- und Migrantenmedizin
Das Symposium „Reise- und Migrantenmedizin“ hatte einen Schwerpunkt auf der Risikobewertung in der reisemedizinischen Beratung und auf der Differenzialdiagnostik bei Eosinophilie bei Reiserückkehrern. Komplettiert wurde das Symposium mit 2 freien Vorträgen zu systemischen Virusinfektionen sowie zur serologischen Bilharziosediagnostik bei Erwachsenen in Malawi in Abhängigkeit des HIV-Status.
Die Gesundheitsrisiken sind bei Touristen, Geschäftsreisenden, Langzeitaufenthalten oder Menschen mit Migrationshintergrund, die in ihre Ursprungsländer reisen, aufgrund des jeweils unterschiedlichen Risikoverhaltens, Reisevorbereitung, Reisehygiene und Reisedauer unterschiedlich. Reiseziele und Reisezeit sind weitere Merkmale, die jeweils Einfluss auf die Inzidenz von Tropenkrankheiten haben können.
Andererseits wird vom Reisemediziner erwartet, in der Beratung eine auf den individuellen Reisenden angepasste Risikobewertung vorzunehmen, um sinnvolle prophylaktische Maßnahmen zu empfehlen. Die unterschiedlichen Quellen von Daten zu Tropenkrankheiten bei Reisenden inklusive nationaler Meldedaten, epidemiologischer Daten aus den Endemiegebieten sowie Daten aus internationalen Surveillance-Netzwerken wurden im ersten Vortrag dargelegt und diskutiert.
Im zweiten Vortrag wurden die Häufigkeit und differenzialdiagnostische Bedeutung der Eosinophilie bei Reiserückkehrern thematisiert und aktuelle Evidenz aus der Literatur sowie Daten aus der Bernhard-Nocht-Ambulanz für Tropenmedizin in Hamburg zusammengefasst.
#
Posterpreis an DTG-Mitglieder
Einer der Posterpreise ging an die Arbeitsgruppe von Prof. Gisela Bretzel, München, für die Arbeit „Application of molecular tools for the laboratory confirmation of leprosy patients and identification of silent transmitters of leprosy – a pilot study from Togo“.
Aus Hamburg grüßen Sie




#
#









