Keywords
CVI - Trendelenburg-Test - Perthes-Test - Gelber Steinklee - Melilotus officinalis
- Rosskastanie - Aesculus hippocastanum - Rotes Weinlaub - Vitis vinifera - Stinkendem
Storchenschnabel - Geranium robertianum - Mariendistel - Carduus marianus - Löwenzahn
Taraxacum officinale - Alexander von Bernus
© Fotolia/tibianna 79
Chronisch-venöse Insuffizienz PHYTOTHERAPEUTISCH und SPAGYRISCH behandeln
DA IST ER WIEDER, der lang ersehnte Sommer. Aber nicht für jeden ist die Wärme der Sonnenstrahlen immer
ein wahres Vergnügen. Erfreuen sich die einen an luftigen Shorts und kurzen Röcken,
so schauen ihnen die anderen – gehüllt in lange Hosen oder Röcke – neidisch hinterher.
Häufig suchen mich Patientinnen, zu 90% sind Frauen betroffen, in der Praxis auf,
weil ihnen Besenreiser oder Krampfadern an den Beinen ein Dorn im Auge sind – oft
ohne zu ahnen, was sich wirklich dahinter verbirgt.
Denn was zunächst als kosmetisches Problem beginnt, ist i. d. R. ein erstes Anzeichen
für ein Krankheitsbild, das im Folgestadium weitaus schwerwiegendere Beschwerden mit
sich bringt: die chronisch- venöse Insuffizienz (CVI).
Mehr als nur „unschön“
Auch die 29-jährige Karina F. fand den Weg in meine Praxis aus vorwiegend kosmetischen
Gründen. Genervt setzte sich die leicht übergewichtige Patientin auf die Behandlungsliege
und zeigte mir ihre Beine. Bei erstem Hinschauen fielen multiple Besenreiser und einige
hervortretende oberflächliche Venen an beiden Unterschenkeln ins Auge.
Auf die Frage nach weiteren Beschwerden an den Beinen berichtete Karina F., dass sie
als Verkäuferin viele Stunden im Stehen verbringen müsse, was sie als zunehmend anstrengend
empfand. Oftmals leide sie schon während der Arbeit an schweren und müden Beinen.
Am Ende eines Arbeitstags seien die Fußknöchel häufig so geschwollen, dass sie das
Gefühl habe, „die Schuhe würden nicht mehr passen“. Linderung bringe nichts anderes,
als die Beine hochzulegen. Ihre Mutter habe „schon die gleichen Probleme mit den Beinen
gehabt“.
Seit ihrer Schwangerschaft – sie ist Mutter von Zwillingen im Alter von 18 Monaten
– wurde Karina F. hin und wieder auch von Hämorrhoiden geplagt und hatte deshalb auch
schon „einige Salben ausprobiert.“
Erste Anzeichen
Schwere, müde Beine und abendliche Schwellungen: Karina F.s Symptome sind klassische
Anzeichen eines sog. Stauungsödems, das gemeinsam mit den erweiterten Venen (Besenreiser)
das Frühstadium einer CVI kennzeichnet.
Wird die Erkrankung nicht frühzeitig erkannt und behandelt, zeigen sich dann im weiteren
Verlauf u. a.: Wadenkrämpfe, sekundäre Varikosen, Zyanose, Stauungsflecken (rot-braune
Flecken und weißliche Verfärbungen), Ödeme und/oder gerötete, nässende, schuppende,
juckende Ekzeme sowie Ulzera am unteren Unterschenkel.
Als primäre Ursache gilt die familiäre Disposition, z. B. ein schwaches Bindegewebe
oder das Fehlen von Venenklappen. Die CVI kann aber auch Spätfolge einer tiefen Beinvenenthrombose
sein und wird dann auch postthrombotisches Syndrom genannt.
Daher ist es für die Befunderhebung wichtig, akute Geschehen wie tiefe Beinvenenthrombose
und Thrombophlebitis differenzialdiagnostisch auszuschließen.
Therapie der Wahl: Kompression
Die wichtigste Aufgabe in der Therapie der CVI ist es, den venösen Rückfluss zu verbessern.
Die meisten Patienten sind nicht erfreut über die Verordnung von Kompressionsstrümpfen
oder Kompressionsverbänden. Diese gelten in der Behandlung jedoch als absolutes Muss
– gerade wenn Betroffene in ihrem Berufsalltag vorwiegend stehen müssen. Die Kompressionsstrümpfe
müssen genau an das Bein angepasst und die Kompressionsverbände, z. B. nach Pütter
oder Sigg, korrekt gewickelt werden. Der Patient darf durch die Kompression keine
Schmerzen oder andere Missempfindungen haben.
-
Eine CVI macht sich in den meisten Fällen zunächst als kosmetisches Problem bemerkbar
– und zwar in Form von Besenreisern.
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Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig therapiert, kommen weitere Symptome wie Ödeme,
Stauungsflecken und Ekzeme hinzu.
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Therapie der Wahl ist eine individuell angepasste Kompression. Naturheilkundlich können
verschiedene pflanzliche Mittel und Spagyrika helfen.
Wir befunden also:
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Hautfarbe und Temperatur der Beine: zum Erkennen von akuten Entzündungsprozessen
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Beinumfangsdifferenz: einseitige S chwe l lung, z. B bei Thrombophlebitis oder tiefer Beinvenenthrombose,
in Differenzialdiagnose zu beidseitiger Schwellung z. B. bei Herz-oder Niereninsuffizienz
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Fußpulse: zur Differenzialdiagnose eines arteriellen Verschlusses bei pAVK
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Anlaufschmerz: zur Differenzialdiagnose degenerativer Gelenkserkrankungen
-
Reflexe und Sensibilitätsprüfung: zur Differenzialdiagnose von Bandscheibenprolabs, Polyneuropathie, Lähmungen oder
Tumoren
Die Inspektion und Palpation von Karina F.s Beinen ergab Folgendes: Neben den Besenreisern
hatte die Patientin leicht geschwollene Fußgelenke. Eine Umfangsdifferenz der Beine
bestand nicht, es gab auch keine Anzeichen für Entzündungen. Trendelenburg-Test und
Perthes-Test waren negativ. Dementsprechend stellte ich als Diagnose eine CVI im Stadium
C 3 nach CEAP-Klassifikation fest.
Funktionstests Venen und Venenklappen
Trendelenburg-Test: Er dient der Überprüfung der Venenklappen-Funktion der V. saphena magna. Der Patient
liegt dabei mit unbekleideten Beinen auf dem Rücken. Der Behandelnde streicht die
Varizen am Bein des Patienten von kaudal nach kranial aus. Dann legt er eine Staubinde
an dessen Oberschenkel an der Mündungsstelle der V. saphena magna in die V. femoralis
an. Der Patient steht nun auf. Sind die Venenklappen intakt, füllt sich die V. saphena
magna nicht oder nur langsam von unten nach oben mit Blut (Trendelenburg-Test negativ).
Füllen sich die Varizen innerhalb von ca. 20 s, sind die Perforansvenen, Verbindungsvenen
zwischen tiefen und oberflächlichen Venen, funktionsunfähig (Trendelenburg-Test positiv).
Nun löst der Behandelnde die Stauung. Wenn sich die V. saphena magna rasch füllt,
ist die Mündungsklappe in die V. femoralis insuffizient. Der Trendelenburg- Test ist
dann doppelt positiv.
Perthes-Test: Mit diesem Test lässt sich überprüfen, wie durchgängig die tiefen Beinvenen sind.
Der Patient steht. Der Behandelnde legt ihm eine Staubinde oberhalb der Varizen an.
Der Patient geht einige Schritte umher. Haben sich die Varizen durch die aktive Muskelpumpe
geleert, sind die tiefen Beinvenen durchgängig und die Perforansvenen funktionsfähig.
Die Tests werden nacheinander an beiden Beinen durchgeführt. Diese Funktionstests
und die körperliche Untersuchung ergänzen diagnostisch bildgebende Verfahren wie die
Doppler- und Farbduplex-Sonografie und Phlebografie.
Des Weiteren legte ich Karina F. eine Abklärung durch den Phlebologen mittels weiterführender
Untersuchung, z. B. Doppler-Sonografie, nahe.
Pflanzliche Hilfe für schwache Venen
Zur phytotherapeutischen Behandlung der CVI stehen eine Reihe von Heilpflanzen zur
Verfügung.
Gelber Steinklee (Melilotus officinalis) enthält u. a. Cumaringlycoside, Saponine
sowie Flavonoide. Cumaringlycoside wirken gefäßentkrampfend, antiödematös, entzündungshemmend
und lymphabflussfördend. Saponine haben neben expektorierenden und sekretolytischen
auch antiexudative, ödemhemmende sowie venentonisierende Effekte. Flavonoide schützen
die Kapillargefäße durch gefäßabdichtende, ödemmindernde, entzündungshemmende und
durchblutungsfördende Eigenschaften. Somit stärkt Gelber Steinklee die Venen, unterstützt
den venösen Rückfluss und fördert den Lymphabfluss.
Eingesetzt wird Melilotus officinalis nicht nur bei Symptomen der CVI wie Schmerzen,
Schweregefühl, nächtlichen Wadenkrämpfen, Juckreiz und Schwellungen, sondern auch
zur unterstützenden Behandlung von Venenentzündungen, nach Thrombosen und bei Hämorrhoiden.
Ich verordne Gelben Steinklee i.d.R. als Urtinktur, z. B. Melilotus ø (Fa. Ceres),
1- bis 3-mal tgl. 2–5 Tr. in etwas Wasser einnehmen.
Achtung: Die Dosierung von Gelbem Steinklee ist je nach Konstitution sehr genau auf
den Patienten abzustimmen, da eine Überdosierung Kopfschmerzen verursachen kann.
Zur äußerlichen Anwendung bei Schwellungen und Schmerzen in den Beinen empfehlen sich
Umschläge aus einem Infus aus Gelbem Steinklee: Man übergießt 1–2 TL fein geschnittenes
Kraut mit 1 Tasse heißem Wasser, lässt das Ganze 10 min ziehen, siebt dann die Flüssigkeit
ab und lässt sie abkühlen. Je nach Auflagefläche tränkt man ein Baumwolltuch oder
Mullkompressen in dem Infus und legt sie auf die betroffenen Stellen.
TABELLE 1
Einteilung von Venenerkrankungen nach CEAP-Klassifikation
Stadium
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Symptome
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C 0
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keine Zeichen einer Venenkrankheit
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C 1
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Besenreiser (Teleangiektasien) oder retikuläre Varizen
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C 2
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Varikose ohne klinische Zeichen einer CVI
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C 3
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Varikose mit eindrückbarem Ödem
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C 4
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Varikose mit Hautveränderungen
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C 4a
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Varikose mit Pigmentierung, Ekzem
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C 4b
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Varikose mit Dermatoliposklerose, Atrophie blanche
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C 5
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Varikose mit Narbe eines (geheilten) Ulcus cruris
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C 6
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Varikose mit floridem Ulcus cruris (aktivem Unterschenkelgeschwür)
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Altbekannte Helfer
Zu den bekanntesten „Venenheilern“aus der Pflanzenwelt gehören Rosskastanie (Aesculus
hippocastanum, s. S. 44–46) und Rotes Weinlaub (Vitis vinifera).
Aescin, der Hauptwirkstoff der Rosskastanie, wirkt venentonisierend, gefäßabdichtend,
abschwellend sowie entzündungshemmend und unterstützt ähnlich wie Gelber Steinklee
den venösen Rückfluss. Zur inneren Anwendung empfiehlt sich z. B. Plissamur (Fa. Ardeypharm),
2 × tgl. 1 Tbl. zu den Mahlzeiten einnehmen. Zur topischen Anwendung hat sich die
Aesculus Essenz (Fa. Wala) bewährt: 1–2 TL Essenz in ¼ l abgekochtes Wasser geben,
Kompresse mit dieser Lösung tränken und 1- bis 2-mal tgl. für ca. 15 min auf das betroffene
Areal legen.
Aufgrund seiner Inhaltstoffe, hauptsächlich Flavonoide, wirkt Rotes Weinlaub antiödematös,
entzündungshemmend, kapillarabdichtend und hemmt die Thrombozytenaggregation. Da es
besser magenverträglich ist als die Rosskastanie, hat sich Vitis vinifera besonders
bei magenempfindlichen CVI-Patienten bewährt, z. B. Antistax® Venenkapseln (Fa. Boehringer Ingelheim Pharma), 2 Kps. morgens einnehmen. Zur äußerlichen
Anwendung ist Antistax auch als Venensalbe erhältlich.
Möchte man bei Patienten den Lymphabfluss zusätzlich unterstützen, so ist eine Urtinktur
aus Stinkendem Storchenschnabel (Geranium robertianum) ein wichtiges Begleitmittel
– besonders dann, wenn der Rückstau der Lymphe schon zu Ekzemen geführt hat, z. B.
Geranium ø (Fa. Ceres), 1- bis 3-mal tgl. 2–5 Tr. in etwas Wasser einnehmen. Geranium
enthält Gerbstoffe und Flavonoide, die entzündungshemmend und entstauend wirken.
Abb. 1 Mariendistel (Carduus marianus).
Foto: © Thieme Verlagsgruppe/Günter Ciupka
Bezug zur Leber
Zu jeder Entstauungstherapie des venösen Systems gehört die Auflösung des Rückstaus
im Pfortaderkreislauf und in den daran vorgeschalteten Organen und Blutgefäßen. Der
Rückstau entsteht häufig durch einen nicht ausreichend funktionierenden Leberstoffwechsel.
Zur Auflösung empfiehlt sich die Gabe von Mariendistel (Carduus marianus) und Löwenzahn
(Taraxacum officinale).
Die Früchte der Mariendistel enthalten Silmarin, das schützend und regenerierend auf
die Leberzellen wirkt, z. B Hepa loges (Fa. Dr. Loges), 3 × tgl. 1 Kps. vor dem Essen
einnehmen. Der Löwenzahn enthält Bitterstoffe, die den Leberstoffwechsel anregen:
1–2 TL Löwenzahnwurzel mit Kraut (Taraxaci radix cum herba) in eine Tasse kaltes Wasser
geben, aufkochen, 15 min ziehen lassen, morgens und abends je 1 Tasse für 4–6 Wochen
trinken.
Mehr Struktur bei Bindegewebsschwäche
In vielen Fällen ist eine Bindegewebeschwäche eine der Ursachen der CVI. Ist das die
Venen umgebende Bindegewebe zu schwach ausgebildet, kann es den Gefäßen nicht ausreichend
Form und Halt geben. Die Folge sind erweiterte Venen (Krampfadern). Zur Unterstützung
des Bindegewebes hat sich der Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense) bewährt. Dieser
wirkt einerseits durch die darin erhaltene Kieselsäure und andererseits durch das
Wesen der Pflanze. Entsprechend seiner Signatur werden dem Ackerschachtelhalm halt-
und strukturgebende Eigenschaften zugesprochen. Equisetum ø (Fa. Ceres), 1- bis 3-mal
tgl. 2–5 Tr. in etwas Wasser eingenommen, regt den Körper an, seine Fähigkeit zur
Struktur- und Formbildung wiederzufinden. Außerdem wirkt Ackerschachtelhalm aquaretisch
und dadurch antiödematös.
Abb. 2 Löwenzahn (Taraxacum officinale).
Foto: © Fotolia / Scisetti Alfio
Gegen schmerzhafte Folgen
Als Folge der CVI entsteht häufig eine akute Thrombophlebitis. Zur Behandlung haben
sich Quarkumschläge bestens bewährt. Sie wirken abschwellend und schmerzlindernd.
Dazu gibt man Quark mit Zimmertemperatur messerrückendick auf eine Kompresse. Man
fixiert diese mithilfe eines Mullverbands auf der betroffenen Stelle und belässt sie
so lange, bis der Quark warm und bröckelig wird. Gegebenenfalls kann man anschließend
eine Auflage mit Hamamelis Wund- und Heilsalbe (Fa. Hamasana) auf die Stelle aufbringen.
Die Zaubernuss (Hamamelis virginiana) enthält hauptsächlich Gerbstoffe und Flavonoide
und wirkt so adstringierend, entzündungshemmend, blutstillend und wundheilungfördernd.
Sie ist auch lokal bei Hämorrhoiden einsetzbar, einer weiteren häufigen Begleiterscheinung
der CVI.
Auch Retterspitz® Wund- und Heilsalbe (Fa. Retterspitz) sollte bei der Behandlung von Hamörrhoiden
nicht fehlen. Der Inhaltsstoff Thymol hemmt das Keimwachstum und bildet so eine natürliche
Barriere gegen Bakterien. Auch Brennen und quälender Juckreiz im Analbereich werden
gemildert. Allantoin, ein weiterer Inhaltstoff der Salbe, fördert zudem die Wundheilung.
Spagyrische Arzneimittel
Wie im Fall von Karina F. verwende ich in meiner Praxis als Alternative zur phytotherapeutischen
Behandlung – oder je nach Patient begleitend dazu – auch spagyrische Einzelmittel.
Im Fallbeispiel waren die vordergründigen Therapieziele, das Voranschreiten der CVI
zu stoppen und eine an die stehende Tätigkeit der Patientin angepasste Entstauungstherapie.
Hierzu wählte ich eine Kombination verschiedener Spagyrika nach Zimpel (alle Fa. ISO).
Zur Unterstützung der Leberentstauung verordnete ich das Gewebemittel 8 Chelidonium
cp., 3 × 15 Glob. im täglichen Wechsel mit Gewebemittel 7 Millefolium cp., 3 × 15
Glob., um die Stabilität des Bindegewebes zu unterstützen. Das Adermittel 2 Hamamelis
cp. verordnete ich zur Stabilisierung des gesamten venösen Systems, 3 × tgl. 10 Glob.
Zur Verbesserung von Venen- und Lymphabfluss nahm die Patientin 3 × tgl. 5 Tr. Populus
cp-Fluid. Zusätzlich rieb sie ihre Beine mit dem Fluid von den Füßen zum Körper hin
ein.
Aus der Spagyrik nach Alexander von Bernus (alle Präparate Fa. Soluna) hätte man der
Patientin auch folgende Mittel verordnen können:
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Solunat Nr. 8 (Regulation und Aktivierung der Leber), jeweils abends und zur Nacht
5–10 Tr.
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Solunat Nr. 9 (Entstauung der Lymphwege), 3× tgl. 10 Tr.
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Solunat Nr. 14 (Lösung von Stauungen), jeweils morgens und mittags 5–10 Tr.
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Solunat Nr. 6 (bei Ekzembildung zur Regulation der Hautfunktion), 2- bis 3-mal tgl.
5–10 Tr.
Nach etwa 4 Wochen besuchte mich die Patientin erneut. Sie berichtete, dass nach kurzer
Zeit das Schweregefühl in den Beinen gänzlich verschwunden war und die abendlichen
Schwellungen der Beine zusehends nachließen. Karina F. war nun auch bereit, auf Dauer
Stützstrümpfe zu tragen, was ihr deutliche Erleichterung im Arbeitsalltag brachte.
Auch hatte sie ihr Hobby, das Tanzen, wieder aufgegriffen.
Dieser Artikel ist online zu finden:
http://dx.doi.org/10.1055/s-0034-1389248
Verhaltensregeln für Patienten
Im Alltag sollten Patienten einige Verhaltensregeln beherzigen, die den Blutrückfluss
begünstigen und die Venen entlasten:
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S-L-Faustregel: S wie Stehen und Sitzen ist schädlich, L wie Laufen und Liegen ist förderlich. Patienten
mit CVI sollten beim Sitzen nicht die Beine übereinanderschlagen, um den Rückstau
in den Venen nicht zu verstärken. Bei unvermeidlichem längeren Stehen Beinmuskulatur
immer wieder anspannen oder auf der Stelle gehen.
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Zu meiden sind:
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Übergewicht: venöser Rückfluss im Becken wird erschwert
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Alkohol und Stress: erhöhen den Blutdruck
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lokale Wärmeanwendungen: heiße Fuß- oder Vollbäder, Sauna, etc. fördern die Erschlaffung der Gefäße und die
Varizenbildung
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Rauchen, Einnahme der Pille: mindern die Elastizität der Gefäße und fördern Thromboseneigung und Gefäßverschluss
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Empfehlenswert sind:
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Obstipationsprophylaxe: ähnlich wie Übergewicht erschwert eine Obstipation den venösen Rückfluss. Zur Vorbeugung
eignen sich eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Bewegung etc.
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kalte Wasseranwendung: Knieund Schenkelgüsse, kalte Waschungen oder Duschen sowie Tautreten tonisieren die
Gefäße.
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Ausdauertraining: fördert das Herz-Kreislauf-System, unterstützt die Funktion der Gefäße sowie den
Aufbau der Muskulatur, senkt das Körpergewicht und das Risiko der Thrombusbildung.
Besonders geeignet sind Tanzen, Wandern, Schwimmen, Radfahren.
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spezielle Übungen: Gefäßtraining (z. B. Gegenstände mit den Zehen greifen, Zehenstandübung, Radfahren
in Rückenlage) ist auch für Bewegungsmuffel leicht zu erlernen.