Via medici 2014; 19(05): 3
DOI: 10.1055/s-0034-1390031
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Von Schubladen und Menschen


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Publication Date:
22 September 2014 (online)

 
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    Schon mal was vom Pallister-Killian-Syndrom gehört? Von der Medionecrosis cystica aortae? Oder von der Mukopolysaccharidose Pfaundler- Hurler? Die Ärzte, denen wir unser aktuelles Titelthema (S. 24) widmen, kennen sie alle! Und zwar nicht nur dem Namen nach – sondern gewissermaßen „persönlich”. Pathologen sind Experten darin, jeder auch noch so abgefahrenen Krankheit mittels Immunhistologie, Gensequenzierung & Co. auf die Schliche zu kommen – und sie zu klassifizieren. Dieses Einsortieren in „Schubladen” ist die Grundlage der modernen Medizin. Denn nur so kann eine Krankheit gezielt bekämpft werden. Doch so toll und wichtig der Job ist, den die Pathologen da tun. Manchmal beschleicht mich bei all der Klassifiziererei auch ein ungutes Gefühl. Berücksichtigt jeder Arzt, dass eine Diagnose nie die ganze Wahrheit über einen Menschen erzählt? Und dass zwei gleiche Diagnosen nicht bedeuten, dass die Patienten auch dieselben Bedürfnisse haben? Hoffnung gibt mir da unsere kleine Umfrage zum Thema „Träum dir was!” (S. 18). Gefragt, wie sie als Arzt später sein möchten, betonten die meisten Jungmediziner, es sei ihnen wichtig, dass sie sich für die Sorgen ihrer Patienten Zeit nehmen können. Ist das repräsentativ für die Mehrheit der angehenden Ärzte, ist mir für die Zukunft unserer Medizin nicht bange.

    Herzlichst
    euer Dieter Schmid


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