Eine Therapie mit dem TNF-α-Antagonisten Infliximiab ist nach einer randomisiert-placebokontrollierten
Studie zur Therapie der Sarkoidose wirksam. Weil Marc A. Judson et al. beobachtet
hatten, dass der Effekt bei hohen Basis-Kortikosteroiddosen kaum mehr zu beobachten
ist, werteten sie die Studiendaten noch einmal stratifiziert nach der Dosis der zur
Basistherapie eingesetzten Kortikosteroide aus.
Respir Med 2014; 108: 189–194
Die prospektive Studie hatte Infliximab im Vergleich zu Placebo bei Patienten mit
chronischer Lungensarkoidose untersucht, die alle eine stabile Dosis eines Kortikosteroides
von 10 mg Prednisonäquivalenten pro Tag und mehr und/oder eine andere immunsuppressive
Therapie erhalten hatten. Die Studie belegte nach 24 -wöchiger Behandlung eine gegenüber
der Placebogruppe stärkere Verbesserung der forcierten Vitalkapazität (FVC) in Prozent
vom Sollwert im Infliximab-Arm gezeigt (+2,5 %; p = 0,038).
Weil Kortikosteroide die TNF-α-Expression unterdrücken, postulierten die Autoren der
aktuellen Analyse, dass höhere Dosierungen von Kortikosteroiden möglicherweise den
Effekt von Infliximab relativieren. Den Effekt der Steroiddosis auf die Veränderung
des FVC (in Prozent vom Sollwert) untersuchten sie zum einen anhand von 3 Schwellenwerten
der Prednison-Äquivalenzdosierungen (< 10 vs. ≥ 10 mg, < 15 vs. ≥ 15 mg und < 20
vs. ≥ 20 mg), zum anderen anhand der Berechnung von Korrelationskoeffizienten zwischen
Dosis der Steroiderhaltungstherapie und der Differenz des FVC (in Prozent vom Sollwert)
von Therapiebeginn bis zur Woche 24 der Therapie.
Steroid-Schwellenwert 15 mg
Legten die Autoren einen Schwellenwert von 10 mg Prednisonäquivalent/Tag an, zeigte
sowohl die Gruppe von Patienten mit geringeren, als auch die mit höheren täglichen
Steroiddosierungen bei Infliximab-Therapie über 24 Wochen einen deutlich höheren Anstieg
der FVC als in der jeweiligen Placebogruppe. Das war anders, wenn die Steroiddosisschwelle
höher gelegt wurde. Sowohl bei Patienten mit mind. 15 mg Prednisonäquivalent/Tag als
auch bei denjenigen mit mehr als 20 mg Prednisonäquivalent/Tag war der Unterschied
zwischen der FVC als Prozent vom Sollwert zu Beginn und nach 24 Wochen Infliximabtherapie
nicht mehr statistisch signifikant.
In der Placebogruppe ergab sich keine Korrelation zwischen Steroiddosis und FVC-Veränderung
im Studienverlauf, wohl aber in der Infliximab-Gruppe: Je höher die Kortikosteroiddosis
war, umso geringer war der Grad der Verbesserung des FVC (Prozent vom Sollwert) von
Beginn der Studie bis zur 24. Behandlungswoche (p = 0,0097).
Patienten mit einer Lungensarkoidose, die eine Erhaltungstherapie mit Kortikosteroiden
in einer Prednisonäquivalenzdosis von 15–20 mg/Tag erhalten, profitieren nach diesen
Ergebnissen kaum von einer zusätzlichen Infliximab-Therapie. Die Autoren weisen darauf
hin, dass bei einer Hautsarkoidose andere Ergebnisse erzielt wurden und man die Medikation
entsprechend der betroffenen Organe unterschiedlich auswählen muss.