Einleitung
Lungenfunktionsuntersuchungen bei Kindern sind immer dann sinnvoll, wenn sich aus
Anamnese und klinischen Befunden Hinweise auf Atemstörungen ergeben, die weiterer
Abklärung bedürfen. Sie sind insbesondere hilfreich zur Unterscheidung zwischen restriktiven
und obstruktiven Ventilationsstörungen, zur Einschätzung des Schweregrads und zur
Verlaufsbeurteilung bei chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen und zur Beurteilung
der Effekte therapeutischer Interventionen. Wenig sinnvoll sind Lungenfunktionsuntersuchungen
bei akuten Erkrankungen, wie Pneumonien oder Asthmaanfall. Im Kindesalter werden Lungenfunktionsuntersuchungen
eher selten im Rahmen von Gutachten veranlasst.
Im Folgenden werden die wichtigsten bei Kindern anwendbaren Methoden, ihre Aussagekraft
und ihre Limitationen beschrieben, von der relativ einfach durchführbaren Spirometrie
über die Bodyplethysmografie bis hin zu neuen, noch nicht für die Routinediagnostik
verfügbaren Methoden. Ziel ist es, die physiologischen Grundlagen und Besonderheiten
der einzelnen Methoden zu erläutern und Verständnis für die Interpretation zu vermitteln.
Bezüglich technischer Details und Einzelheiten der praktischen Durchführung wird auf
die Literatur im Anhang verwiesen.
Spirometrie
Bei der Spirometrie wird die Strömungsgeschwindigkeit des Atemflusses (Volumen/Zeit
in l/s) mittels eines Pneumotachografen (Abb. [1]) oder eines Ultraschall-Flussaufnehmers im zeitlichen Verlauf eines Atemmanövers
gemessen. Die dabei bewegten Luftvolumina können dann durch Integration der Strömungsgeschwindigkeit
über die Zeit berechnet werden, die Atemmanöver lassen sich als Volumen-Zeit-Kurven
oder als Fluss-Volumen-Kurven grafisch darstellen.
Abb. 1 Spirometrie am Pneumotachografen.
Abb. [
2
] stellt die wichtigsten spirometrisch erfassbaren Lungenvolumina dar (blau), darüber
hinaus zur Veranschaulichung (rot) die zusätzlich bei bekannter funktionaler Residualkapazität
(FRC) berechenbaren Volumina (s. Kapitel „Bodyplethysmografie“).
Abb. 2 Ruhespirometrie, Volumen-Zeit-Kurve mit Atemmanövern. VT, AZV = Tidalvolumen, Atemzugvolumen; ERV = exspiratorisches Reservevolumen; IRV = inspiratorisches
Reservevolumen; VC, IVC = (inspiratorische) Vitalkapazität; IC = inspiratorische Kapazität. Spirometrisch
nicht messbar, jedoch zur Veranschaulichung: FRC, ITGV = funktionelle Residualkapazität, intrathorakales Gasvolumen; RV = Residualvolumen;
TLC = totale Lungenkapazität (TLC = RV + VC).
Ruhespirometrie
In der Regel wird zunächst eine Ruhespirometrie durchgeführt (Abb. [2]), wobei der Proband ruhig und gleichmäßig ein- und ausatmet. Das dabei bewegte Luftvolumen
ist das Tidalvolumen (VT) oder Atemzugvolumen (AZV). Der Proband wird dann aufgefordert, am Ende der Ruhe-Exspiration soweit wie möglich
weiter auszuatmen; das so zusätzlich mobilisierte Volumen ist das exspiratorische Reservevolumen (ERV). Es folgt, vom Punkt der maximalen Exspiration ausgehend, eine maximale Einatmung,
das dabei bewegte Luftvolumen ist die Vitalkapatität (VC), in diesem Fall als inspiratorische Vitalkapazität (IVC oder VCin) bestimmt. Dabei
wird über die Ruheatmung hinaus zusätzlich das inspiratorische Reservevolumen (IRV) mobilisiert. Die Summe aus IRV und Tidalvolumen wird als inspiratorische Kapazität (IC) bezeichnet. Die IVC ist der wichtigste Parameter der Ruhespirometrie, erniedrigte
Werte sind ein Hinweis auf eine restriktive Ventilationsstörung (s. Kapitel „Interpretation“).
Alternativ, jedoch weniger gebräuchlich, kann die exspiratorische Vitalkapazität (EVC oder VCex) bestimmt werden, die als maximal auszuatmendes Volumen nach maximaler Inspiration
gemessen wird. Sie ist normalerweise etwa gleich groß wie die IVC, bei obstruktiven
Atemwegserkrankungen jedoch meist etwas kleiner.
Merke: Die Vitalkapazität ist das Luftvolumen, das bei einem Atemmanöver mit maximaler Ein-
und Ausatmung mobilisiert werden kann. Eine Verminderung weist auf eine restriktive
Ventilationsstörung hin.
Forciertes Atemmanöver
Im Anschluss an die Ruhespirometrie wird in der Regel während des gleichen Messvorgangs
mittels eines forcierten Ausatemmanövers eine Bestimmung der dynamischen Spirometrieparameter
durchgeführt (Abb. [3]): Nach tiefer Exspiration erfolgt eine tiefe Inspiration mit Mobilisierung des inspiratorischen
Reservevolumens; die so maximal gefüllte Lunge wird dann so schnell und kräftig und
so weit wie möglich entleert. Das bei diesem Manöver (auch Tiffeneau-Manöver genannt) ausgeatmete Volumen wird als forcierte Vitalkapazität (FVC) bezeichnet. Die FVC ist gut reproduzierbar und entspricht im Normalfall der IVC, bei
obstruktiven Atemwegserkrankungen ist sie jedoch meist kleiner. Als orientierendes
Maß für die Fähigkeit der Atemwege, eine Ausatmung zu ermöglichen, hat sich die Einsekundenkapazität
erwiesen, sie bezeichnet das während des Tiffeneau-Manövers in der ersten Sekunde
ausgeatmete Volumen (FEV1). Bezieht man diesen Wert prozentual auf die FVC, spricht man vom Tiffeneau-Index (FEV1/FVC in %).
Abb. 3 a Volumen-Zeit-Kurve beim forcierten Exspirationsmanöver. b Fluss-Volumen-Kurve beim forcierten Atemmanöver. VT = Tidalvolumen; FVC = forcierte
Vitalkapazität; FEV1 = Einsekundenkapazität; RV = Residualvolumen (zur Veranschaulichung, nicht spirometrisch
messbar); PEF = exspiratorischer Spitzenfluss, Peak-(Expiratory-)Flow; MEF75/50/25 = maximaler exspiratorischer Fluss bei 75/50/25 % verbleibender Vitalkapazität.
Die Bedeutung des forcierten Exspirationsmanövers liegt unter anderem in der guten
Reproduzierbarkeit. Bei der normalen Ausatmung nimmt der Druck in den Atemwegen von
peripher nach zentral kontinuierlich ab und ist höher als der intrapleurale Druck.
Somit bleiben die Atemwege offen und ermöglichen einen kontinuierlichen Atemfluss.
Beim forcierten Exspirationsmanöver kommt es jedoch, abhängig von den mechanischen
Eigenschaften der Lunge und vom aktuellen Lungenvolumen, in einem bestimmten Abschnitt
des Atemwegs, am sog. Equal Pressure Point (EPP), zum Druckausgleich zwischen Pleuradruck und intrabronchialem Druck. Zentralwärts
vom EPP ist der Pleuradruck gößer als der intrabronchiale Druck: Durch den von außen
wirkenden Kompressionsdruck tritt eine funktionelle Atemwegsstenose auf, die wie ein
Drosselventil flusslimitierend wirkt und eine weitere Steigerung des Atemflusses auch
bei stärkerer Anstrengung verhindert. Somit sind die gemessenen Atemflüsse weitgehend
mitarbeitsunabhängig.
Die Darstellung des forcierten Exspirationsmanövers erfolgt bevorzugt in Form einer
Fluss-Volumen-Kurve (Abb. [3 b]). Dabei wird die Atemstromstärke in Form einer im Idealfall geschlossenen Kurve
aufgezeichnet, beginnend mit der Inspiration vom Endpunkt einer maximalen Exspiration
bis zur maximalen Inspiration (negative Flusswerte), gefolgt vom eigentlichen forcierten
Exspirationsmanöver (positive Flusswerte) bis zur erneuten maximalen Exspiration.
Die exspiratorischen Flusswerte steigen bei gesunden Probanden rasch und steil an
bis zum Erreichen des exspiratorischen Spitzenflusses (Peak Expiratory Flow, PEF). Dieser Wert spiegelt am ehesten die Weite der zentralen Atemwege wieder. Von dort
fällt der exspiratorische Atemstrom im Normalfall nahezu linear ab, mit Erreichen
der maximalen Ausatmung wird er Null. Dieser Teil der Kurve wird beschrieben durch
Angabe der maximal erreichten Flusswerte (MEF) bei jeweils 75/50/25 % verbleibender Vitalkapazität: MEF75, MEF50 und MEF25.
Merke: MEF-Werte repräsentieren die Weite der peripheren Atemwege, und zwar umso mehr, je
weiter die Lunge entleert ist (bei der MEF25 sind 75 % der FVC ausgeschöpft!).
Für besondere Fragestellungen, z. B. zur Charakterisierung extrathokaler Atemwegsstenosen,
kann auch das Inspirationsmanöver forciert durchgeführt werden. Der dabei bestimmte
maximale inspiratorische Fluss (Peak Inspiratory Flow; PIF) ist ein Maß für die funktionelle Relevanz der Stenose.
Praktische Durchführung und Qualitätskriterien
Bezüglich der technischen Durchführung und der hygienischen Sicherheitsvorkehrungen
sei auf die Herstellerangaben und die einschlägige Spezialliteratur verwiesen.
Merke: Besonders wichtig ist der korrekte Sitz des Mundstücks, es dürfen keine Lecks auftreten.
Die für die verlangten Atemmanöver notwendige Kooperation wird in der Regel erst ab
einem Alter von 5 – 6 Jahren erreicht, mit entsprechender Übung und kindgerechter
Zuwendung durchaus auch schon bei vielen 3- bis 4-Jährigen. Essentiell sind im Umgang
mit Kindern besonders geschulte und erfahrene Mitarbeiter, hilfreich kann eine spezielle
Animationssoftware sein (z. B. „Kerzen auspusten“).
Eine verwertbare Spirometrie mit forciertem Exspirationsmanöver sollte
-
eine ausreichend lange Exspirationszeit beinhalten (> 6 Sekunden bei größeren Kindern,
> 3 Sekunden bei Kleinkindern),
-
die Exspiration sollte nicht vorzeitg abgebrochen werden (angezeigt durch steilen
Abfall der Flusswerte in der Endphase der Exspiration statt „Auslaufen“ der Kurve),
-
In- und Exspiration sollten eine geschlossene Kurve bilden;
-
am Beginn der forcierten Exspiration muss die Kurve steil bis zum Erreichen des Peak
Flow ansteigen,
-
die folgende weitere Exspirationsphase darf keine Hustenstöße oder Inspirationsversuche
enthalten.
Aus mindestens 3 verwertbaren Atemmanövern wird mit Hilfe spezieller Auswertungsprogramme
zunächst die Reproduzierbarkeit geprüft (u. a. FVC-Differenz < 5 %), dann werden die
besten erreichten Werte ausgewählt bzw. berechnet. Zu beachten ist, dass wiederholte
forcierte Atemmanöver bei Patienten mit Atemwegshyperreagibilität eine Bronchokonstriktion
induzieren können (sog. „Spirometerasthma“).
Auswertung und Interpretation der Spirometrie
Nach Prüfung der erwähnten Qualitätsmerkmale wird als erster und wichtigster Schritt
Größe und Form der Fluss-Volumen-Kurve visuell beurteilt. Dies erlaubt wichtige Rückschlüsse
auf die zugrunde liegende Pathophysiologie und ermöglicht unmittelbar eine orientierende
Einteilung in restriktive, obstruktive oder gemischte Ventilationsstörungen.
Merke: Die Form der Fluss-Volumen-Kurve beim forcierten Exspirationsmanöver gibt entscheidende
Hinweise auf die zugrunde liegende Pathophysiologie. Eine „durchhängende“ Kurve ist
typisch für ein Asthma bronchiale.
Bei einer rein restriktiven Ventilationsstörung findet sich eine „kleine“ aber normal geformte Kurve (Abb. [4 a]). Die FVC ist erniedrigt (sie entspricht i. d. R. der in der Ruhespirometrie bestimmten
IVC), alle Flusswerte (PEF, MEF, FEV1) sind proportional vermindert, dementsprechend ist der Tiffeneau-Index FEV1/FVC normal.
Abb. 4 a Restriktive Ventilationsstörung.
Die obstruktive Ventilationsstörung ist durch eine Verminderung der exspiratorischen Flusswerte (MEF, FEV1, PEF) gekennzeichnet. Die Kurvenform ist verändert, sie zeigt bei einer peripheren,
intrathorakalen Atemwegsobstruktion das Bild einer „durchhängenden Wäscheleine“ (Abb. [4 b]), hier sind insbesondere MEF25 und MEF50 vermindert, weniger PEF und FEV1. Ist die Obstruktion eher extrathorakal lokalisiert, sind hingegen überwiegend PEF
und FEV1 eingeschränkt. Bei ausgeprägter Obstruktion zeigt sich eine typische Plateaubildung
(„Tafelberg“), meist ist auch die inspiratorische Kurve abgeflacht (Abb. [4 c]).
Abb. 4 b Periphere (intrathorakale) Obstruktion.
Abb. 4 c Zentrale (extrathorakale) Obstruktion.
Eine kombinierte restriktive/obstruktive Ventilationsstörung ist charakterisiert durch eine verminderte VC in Kombination mit einer atypischen
Kurvenform und eingeschränkten Flusswerten. Eine ausgeprägte Obstruktion mit Lungenüberblähung
kann zur dramatischen Limitierung der peripheren Flusswerte führen (sog. „Emphysemknick“, Abb. [4 d]). Zu beachten ist, dass während des forcierten Exspirationsmanövers zusätzlich eine
dynamische Überblähung auftreten kann mit der Folge einer im Vergleich zur Ruhespirometrie
vermindert gemessenen FVC („Pseudorestriktion“). Das wahre Ausmaß der Restriktion
lässt sich hier mit der Bodyplethysmografie bestimmen (s. u.).
Abb. 4 d Kombinierte Ventilationsstörung mit ausgeprägter peripherer Flusslimitierung (Emphysemknick),
vermutlich Pseudorestriktion.
Zu warnen ist vor computergenerierten Diagnosen, die die individuelle Interpretation
durch einen erfahrenen Untersucher keinesfalls ersetzen können. Gerade bei jüngeren
Kindern sind niedrig gemessene Lungenvolumina häufig durch unzureichende Mitarbeit
erklärbar (Abb. [4 e]).
Abb. 4 e Erniedrigt gemessene Vitalkapazität bei mangelnder Mitarbeit (langsamer Anstieg zum
Peak-Flow, In- und Exspiration inkongruent).
Cave: Computergenerierte Bewertungen einer Lungenfunktion sind mit Vorsicht zu genießen,
sie ersetzen nicht die Beurteilung durch einen erfahrenen Untersucher.
Referenzwerte
Spirometrieparameter sind abhängig von:
Für die auf die visuelle Beurteilung der Spirometriekurven folgende quantitative Auswertung
werden daher passende Referenzwerte benötigt. In der Software der auf dem Markt befindlichen
Lungenfunktionsgeräte sind unterschiedliche, z. T. veraltete, Referenzwerte hinterlegt.
Aktuell sind für deutsche Kinder unter „Feldbedingungen“ gewonnene Referenzwerte veröffentlicht
worden (Lunokid-Studie), die insbesondere für das Vorschulalter die Bewertung erleichtern.
Die Angabe der gemessenen bzw. berechneten Patientenwerte enthält neben den Absolutwerten
auch den Bezug auf den jeweiligen Referenzwert, meist in Prozent des Medianwerts.
Als Normalbereich wird in der Regel eine Abweichung um das Doppelte des Variationskoeffizienten
vom Median nach oben und unten angenommen. Bei einem Variationskoeffizienten von 10 %
(für VC und FEV1) umfasst der Normalbereich also 80 – 120 % des Medianwerts, andere Parameter (z. B.
die MEF-Werte) variieren stärker und haben demzufolge einen breiteren Normalbereich.
Gewarnt werden muss vor einer Überinterpretation der Prozentangaben: eine aktuell
gemessene FVC von 90 % kann für ein gesundes Kind völlig normal sein, bei einem Patienten
mit einer vorbestehenden (in der Regel nicht bekannten) FVC von 120 % jedoch Ausdruck
einer klinisch relevanten Restriktion. Die Interpretation muss daher immer im Kontext
mit Anamnese und klinischen Befunden erfolgen, für den einzelnen Patienten sind Verlaufsuntersuchungen
wichtig.
Cave: Auf einen Referenzwert bezogene Lungenvolumina müssen immer im Kontext mit der Klinik
interpretiert werden. Eine im Normbereich liegende Vitalkapazität schließt eine restriktive
Ventilationsstörung nicht sicher aus, wenn keine „gesunden“ Vorwerte vorliegen.
In der Zusammenschau von Anamnese, klinischem Befund, Laborwerten und apparativer
Diagnostik ist die Lungenfunktion ein wichtiger, oft entscheidender Baustein bei der
Evaluation von Kindern mit respiratorischen Problemen. Dabei sind obstruktive Ventilationstörungen
im Kindesalter weitaus häufiger als restriktive Veränderungen. Tab. [1] fasst die wichtigsten Ursachen für restriktive, obstruktive und gemischte Ventilationsstörungen
zusammen.
Tabelle 1
Ursachen von Ventilationsstörungen im Kindesalter.
Störung
|
Ursache
|
obstruktiv/intrathorakal
|
-
Asthma bronchiale
-
Bronchitis, Bronchiolitis
-
Stenosen der intrathorakalen Atemwege (erworben, angeboren)
|
obstruktiv/extrathorakal/in- und extrathorakal
|
-
laryngeale Obstruktion (funktionell, erworben, angeboren)
-
subglottische Stenosen, Hämangiome
-
Trachealstenosen-/malazien
|
restriktiv
|
-
Pneumonie
-
Pleuraerguss, Pleuraschwiele
-
interstitielle Lungenerkrankungen
-
Z. n. Lungenteilresektion
-
neuromuskuläre Erkrankungen
-
Anomalien der Thoraxwand
|
kombiniert restriktiv/obstruktiv
|
-
Mukoviszidose
-
chronische Lungenerkrankung nach Frühgeburt (CLD, BPD)
-
Ziliendyskinesie
-
chronische Lungenerkrankungen bei Immundefizienz
|
Bodyplethysmografie
Die Spirometrie erfasst nicht das nach einer Ausatmung in der Lunge verbleibende Luftvolumen,
sondern nur die relativ zu diesem hin- und herbewegten Volumina. Das nach einer Ruhe-Ausatmung
im Thorax verbleibende Luftvolumen wird als intrathorakales Gasvolumen (ITGV) oder auch funktionelle Residualkapazität (FRC) bezeichnet. Ist dieses Volumen bekannt, lassen sich alle anderen Lungenvolumina und
Kapazitäten durch Kombination mit den spirometrisch erhobenen Werten in Bezug auf
einen (hypothetischen) Volumen-Nullpunkt darstellen (Abb. [2]).
Die gebräuchlichste Methode zur ITGV/FRC-Messung ist die Bodyplethysmografie (s. Infobox).
Das Prinzip der Messung beruht auf der Anwendung des Boyle-Mariotte-Gesetzes: In einer
geschlossenen gasgefüllten Kammer ist bei sonst unveränderten Bedingungen das Produkt
aus Druck und Volumen konstant:
P × V = konst.
Der Bodyplethysmograf ist eine luftdicht verschließbare, transparente Kammer mit bekanntem
Volumen und einem geeichten Druckaufnehmer in der Kammer. Volumenänderungen in der
Kammer (sog. Verschiebevolumen) können so aus den Druckänderungen berechnet werden. Das in der Kammer sitzende Kind
atmet zunächst einige normale Atemzüge über ein abgedichtetes, mit der Außenluft verbundenes
Mundstück. Am Ende einer Ausatmung wird der Atemstrom durch eine Verschlussklappe
(Shutter) im Mundstück plötzlich abgeschnitten. Das Kind wird aufgefordert, gegen
den Shutter weiterzuatmen, durch die Inspirationsbemühung weitet sich der Thorax,
kompensatorisch wird die umgebende Kammerluft komprimiert. Aus der gemessenen Druckänderung
ΔP lässt sich die Volumenänderung ΔV berechnen. Da das Gesamtvolumen der Kammer konstant
bleibt, entspricht diese Änderung der Zunahme des intrathorakalen Gasvolumens beim
Kind. Gleichzeitig wird über einen Druckaufnehmer im Mundstück der Munddruck gemessen,
wobei die Druckänderungen am Mundstück hinreichend genau den intraalveolären Druckschwankungen
entsprechen. Trägt man nun für verschiedene Phasen eines Atemzyklus den Munddruck
über dem Verschiebevolumen auf, so erhält man eine Gerade, aus deren Steigung sich
das intrathorakale Gasvolumen (ITGV) berechnen lässt.
Nach dem Boyle-Mariotte-Gesetz entspricht eine bestimmte Volumenänderung in einer
kleineren Lunge einer größeren Druckänderung, somit ist die Kurve um so steiler, je
kleiner das ITGV ist (Abb. [5]).
Abb. 5 Beziehung zwischen Munddruck und Verschiebevolumen bei kleinem (links) und größerem
(rechts) intrathorakalen Gasvolumen.
Merke: Die funktionelle Residualkapazität (FRC oder ITGV), d. h. das nach einer normalen
Ausatmung in der Lunge verbleibende Luftvolumen, kann nicht spirometrisch, wohl aber
bodyplethysmografisch bestimmt werden.
Neben dem ITGV lässt sich im Bodyplethysmografen der spezifische Atemwegswiderstand (sRaw) bestimmen. Dazu wird während der Ruheatmung der Atemstrom am Mund gemessen und gleichzeitig
das durch die Thoraxbewegungen erzeugte Verschiebevolumen. Dies ist ein Maß für die
den Atemstrom erzeugenden alveolären Druckschwankungen. Der Quotient aus Druckdifferenz
(bzw. Verschiebevolumen) und Atemstrom ergibt den spezifischen Atemwegswiderstand
(sRaw). Trägt man den Atemstrom über dem Verschiebevolumen auf, erhält man sog. Widerstandsschleifen, deren Form wichtige Informationen über die Atemwegs- bzw. Pathophysiologie liefert.
Im Normalfall zeigt sich eine fast lineare, steile Kurve, d. h. eine geringe Druckschwankung
erzeugt einen relativ hohen Atemstrom (Abb. [6 a]). Je größer der Widerstand wird, desto flacher verläuft die Kurve. Bei inhomogener
Atemwegsobstruktion verlaufen die Druck- und Atemstromänderungen zeitversetzt, die
Atemschleifen öffnen sich (Abb. [6 b – e]). In diesem Fall wird ein mittlerer Widerstandswert als effektiver spezifischer Widerstand (sReff) errechnet, auch die getrennte Berechnung der in- und exspiratorischen Widerstände
kann sinnvoll sein.
Abb. 6 Atemschleifen bei verschiedenen Atemwegsproblemen. a Normalbefund: steile, fast lineare Kurve. b Intrathorakale (periphere) Obstruktion mit überwiegend exspiratorischer Widerstandserhöhung.
c In- und exspiratorische Widerstandserhöhung, z. B. bei fixierter Trachealstenose.
d extrathorakale Obstruktion mit inspiratorischer Widerstandserhöhung, z. B. bei Laryngomalazie.
e Lungenemphysem mit exspiratorischer Widerstandserhöhung bei Bronchialkollaps.
Merke: Bei der Messung des Atemwegswiderstand liefert die Form der Atemschleife entscheidende
Hinweise auf die Lokalisation einer Atemwegsobstruktion.
Der sRaw ist wenig mitarbeitsabhängig, er ist ein Maß für die aufzuwendende Atemarbeit
und wenig abhängig von der Größe der Lunge (eine kleinere Lunge erfordert kleinere
Volumenverschiebungen, hat aber engere Atemwege mit höheren Widerständen).
Bezieht man den sRaw auf das Lungenvolumen, so erhält man den Atemwegswiderstand:
Raw = sRaw / ITGV
Interpretation und Bedeutung
Die Bedeutung der Bodyplethysmografie liegt einerseits in der gegenüber der Spirometrie
exakteren Klassifizierung restriktiver Ventilationsstörungen (echte Restriktion vs. Pseudorestriktion) und dem Erkennen von Überblähungszuständen bei Erkrankungen mit chronischer Atemwegsobstruktion (CF, schweres Asthma). Hier
ist insbesondere das Verhältnis RV/TLC ein wichtiger Verlaufsparameter. Andererseits
ist die sRaw-Messung gut reproduzierbar und wenig mitarbeitsabhängig, sie eignet sich
daher auch bei kleinen Kindern zur Erkennung subtiler Atemwegsveränderungen und im
Rahmen von Provokations- und Bronchospasmolyseuntersuchungen (s.u).
Da im Bodyplethysmografen ein Pneumotachograf integriert ist, kann eine Spirometrie
im selben Untersuchungsgang durchgeführt werden. Folgendes Vorgehen hat sich bewährt
(Video unter [8]):
-
Ruheatmung im geschlossenen Bodyplethysmografen, Messung des sRaw, Widerstandsschleife
-
Atmung gegen den Shutter, Bestimmung des ITGV
-
Ruhespirometrie
-
forciertes Exspirationsmanöver
Analog zur Spirometrie existieren auch für die zusätzlich bodyplethysmografisch bestimmten
Parameter patientenbezogene Referenzwerte, es gelten die gleichen Kautelen.
Merke: Zu beachten ist, dass die Atemwiderstandswerte eine hohe Varianz aufweisen, der Normalbereich
des sRaw reicht bis 180 % des patientenbezogenen Referenzwerts.
Provokationsverfahren und Broncholyse
Provokationsverfahren und Broncholyse
Diese Untersuchungen spielen bei der Evaluation eines Asthmas bronchiale eine wichtige
Rolle. Zeigt bereits die initiale Lungenfunktion typische Veränderungen einer (peripheren)
Atemwegsobstruktion und ggf. Überblähung, wird durch einen Bronchospasmolysetest die Reversibilität geprüft, die ein wichtiges Kriterium für ein Asthma bronchiale
ist. Allerdings schließt eine normale Lungenfunktion ein Asthma nicht aus, charakteristisch
ist ja die Atemwegshyperreagibilität, die mit einer Atemwegsobstruktion nach Provokation
mit verschiedenen spezifischen oder unspezifischen Stimuli einhergeht.
Merke: Typisch für ein Asthma bronchiale ist eine intrathorakale (periphere) Atemwegsobstruktion
mit (zumindest partieller) Reversibilität nach Bronchospasmolyse.
Zu beachten ist, dass eine antiasthmatische medikamentöse Therapie die Untersuchungen beeinflussen kann, für verschiedene Medikamente muss eine entsprechende
Karenz eingehalten werden:
Dies gilt natürlich nicht, wenn die Lungenfunktion zur Therapieüberprüfung eingesetzt
wird.
Bei entsprechender Indikation (unklare Atemnot oder Husten, insbesondere bei Belastung)
kann eine Provokationstestung mit pharmakologischen Substanzen (Metacholin, Histamin) oder mit unspezifischen Stimuli
(Kaltluft, hypertone Kochsalzlösung, Laufbelastung) durchgeführt werden. Im Kindesalter
ist die Laufbelastung (freies Laufen oder Laufband) eine auch in der Praxis leicht durchführbare und recht
spezifische Untersuchung zum Nachweis einer bronchialen Hyperreagibilität, sie spiegelt
die im Alltag auftretenden Belastungen gut wieder. Dabei wird nach Durchführung einer
initialen Lungenfunktion ein Dauerlauf von 6 Minuten mit submaximaler Belastung (Herzfrequenz
160 – 180/min) durchgeführt, nach 2 – 5 Minuten wird die Lungenfunktion wiederholt.
Kriterien für einen positiven Provokationstest sind signifikante Abfälle von PEF und
FEV1 (> 20 %) und der MEF50/25-Werte (> 25 %) sowie ein Anstieg des Atemwegwiderstands um mind. 100 %.
Pharmakologische Stimuli erfassen die BHR zwar sensitiver, dafür jedoch weniger spezifisch, sie sind deutlich
aufwändiger. Mit ihnen kann durch Titration der Konzentration eine definierte Reaktionsschwelle
festgelegt werden, was insbesondere für wissenschaftliche Fragestellungen und Gutachten
von Vorteil ist. In der Regel wird nach einem positiven Provokationstest ein Bronchospasmolysetest
angeschlossen.
Die Bronchospasmolyse wird mit einem kurzwirkenden β-Sympatikomimetikum, meist Salbutamol,
durchgeführt. Die Applikation kann als Dosieraerosol mit/ohne Spacer, Pulver oder
über Vernebler erfolgen. Ein positiver Test liegt vor, wenn es 10 – 20 Minuten nach
der Applikation zu einem signifikanten Anstieg der FEV1 (> 15 %) kommt. Weitere Kriterien sind ein Anstieg von MEF50 und MEF25 um mehr als 35 % und ein Abfall der Atemwegswiderstände um mind. 50 %. Wird nach
der Broncholyse eine normale Lungenfunktion erreicht, spricht man von einer vollständig
reversiblen, ansonsten von einer partiell reversiblen Obstruktion.
Cave: Zu beachten ist, dass bei erhöhter Instabilität („Collapsibility“) der Atemwege,
z. B. bei Knorpelmalazien, eine Verschlechterung der Lungenfunktion nach Anwendung
eines β-Sympatikomimetikums auftreten kann.
Weitere und neuere Diagnostikmethoden
Weitere und neuere Diagnostikmethoden
Oszillometrische Atemwegswiderstandsmessung
Weniger aufwändig als mit der Bodyplethysmografie lassen sich Atemwegswiderstände
mit der relativ neuen Methode der Impulssozillometrie (IOS) bestimmen. Dabei wird dem normalen Luftstrom unter Spontanatmung ein vom Oszillometer
generierter polyfrequenter Schallimpuls (5 – 35 Hz) überlagert. Impuls und Impulsantwort
werden analysiert und es wird – in Analogie zur Berechnung eines Wechselstromwiderstands
in der Elektrotechnik – ein komplexer Widerstand (Impedanz) berechnet, der sich aus
einer Resistance und einer Reactance zusammensetzt. Dabei entspricht die Resistance,
insbesondere im niedrigen Frequenzbereich, in etwa dem bodyplethysmografisch bestimmten
Atemwegswiderstand. Die Reactance, die dem elektromagnetischen „Blindwiderstand“ entspricht,
wird maßgeblich durch die elastischen und Trägheitseigenschaften von Thorax, Lunge
und Atemwegen bestimmt. Ihre genaue Bedeutung ist unklar, verwendet wird in erster
Linie die sog. Resonanzfrequenz, bei der die Reactance die Nulllinie kreuzt.
Merke: Die in der IOS bestimmten Messwerte haben große Streubreiten und sind daher schlechter
geeignet als Spirometrie und Bodyplethysmografie, normale von pathologischen Zuständen
zu unterscheiden.
Die Domäne der Impulsoszillometrie liegt in der Anwendung bei der Provokationstestung
und der Spasmolyse sowie zur Verlaufskontrolle, da sie relative Veränderungen beim
individuellen Patienten gut abbildet.
Gasverdünnungstechniken
Alternativ zur Bodyplethysmografie kann die FRC auch mittels Gasverdünnung bestimmt werden. Dabei wird ein inertes Gas, häufig Helium, der Atemluft in bekannter
Konzentration in einem geschlossenen System zugesetzt. Nach Erreichen eines Konzentrationsgleichgewichts
kann aus Anfangs- und Endkonzentration die FRC berechnet werden – je größer das Verteilungsvolumen
ist, desto stärker wird das Indikatorgas verdünnt. Mit der Methode wird nur das an
den Luftbewegungen teilnehmede Gasvolumen erfasst, nicht jedoch das sog. „trapped
gas“, das bei der Bodyplethysmografie immer mitgemessen wird und das bei obstruktiven
Lungenerkrankungen mit Lungenüberblähung häufig vermehrt ist.
Neben der Möglichkeit der FRC-Bestimmung bieten Gasverdünnungstechniken eine weitere
Einsatzmöglichkeit: Mit Hilfe der sog. Multiple-Breath-Wash-out-Methode (MBW) können Informationen über die Homogenität der Luftverteilung in der Lunge gewonnen
werden. Dabei wird ein inertes Indikatorgas (z. B. Schwefelhexafluorid) zunächst bis
zum Erreichen eines Gleichgewichts eingeatmet („wash-in“; Abb. [7 a]), anschließend wird die abnehmende Konzentration in der Ausatemluft gemessen („wash-out“;
Abb. [7 b]). In der gesunden Lunge erfolgt der Konzentrationsabfall relativ rasch, in einer
inhomogen belüfteten Lunge hingegen verzögert – quantitativ beschrieben durch den
sog. Lung-Clearance-Index (LCI). Mit der MBW-Methode konnte eindrucksvoll gezeigt werden, dass bei Säuglingen und
Kleinkindern mit Mukoviszidose Veränderungen der kleinen Atemwege sehr sensitiv erfasst
werden, noch bevor klinische Symptome, Röntgenveränderungen oder Auffälligkeiten der
konventionellen Lungenfunktionsparameter manifest werden.
Abb. 7 MBW-Methode. a Einwaschkurve (blau). b Auswaschkurve (grün) (Software: NDD Medical Technologies, Schweiz).
Merke: Gasverdünnungsmethoden wie die Multiple-Breath-Wash-out-Methode erfassen Veränderungen
der kleinen Atemwege mit hoher Sensitivität.
Lungendehnbarkeit und Diffusionskapazität
Bei restriktiven Lungenfunktionsstörungen kann die Messung der Lungendehnbarkeit („Compliance“) zusätzliche Aussagen über die mechanischen Eigenschaften von Lunge und Thorax liefern.
Dabei werden über eine im Ösophagus platzierte Sonde intrathorakale Druckänderungen
während des Atemzyklus gemessen und mit den parallel registrierten Volumenänderungen
am Mundstück ins Verhältnis gesetzt. Die Compliance errechnet sich dann als Quotient
aus Volumenänderung und Druckänderung, sie ist umso niedriger, je mehr Druck für eine
bestimmte Volumenänderung aufgebracht werden muss. Die Messung ist relativ aufwändig
und auch belastend für die untersuchten Kinder und wird daher nur bei speziellen Fragestellungen
durchgeführt.
Die Diffusionskapazität der Lunge (auch als Transferfaktor bezeichnet) ist ein Maß für die Effektivität des Gasaustauschs. Ihre Messung liefert
insbesondere bei interstitiellen Lungenerkrankungen zusätzliche Informationen über
die Funktion der alveolo-kapillären Einheit. Das Messprinzip beruht auf der quantitativen
Bestimmung des Transports eines Indikatorgases (meist Kohlenmonoxid, CO) von den Alveolen
bis zu den Erythrozyten, der gemessene Wert wird als CO-Transferfaktor (TLCO) bezeichnet. Die TLCO -Messung wird v. a. zur Verlaufskontrolle bei interstitiellen Prozessen eingesetzt.
Lungenfunktion bei Säuglingen
Aufgrund der Besonderheiten und Schwierigkeiten in dieser Altersgruppe (keine Kooperationsfähigkeit,
geringe Lungenvolumina, störender Totraum der Apparate, hoher personeller und zeitlicher
Aufwand) werden Lungenfunktionsuntersuchungen im Säuglings- und frühen Kleinkindalter
derzeit fast ausschließlich in speziellen, meist universitären Einrichtungen mit überwiegend
wissenschaftlichen Fragestellungen durchgeführt.
Analog zur Messung beim größeren Kind können auch bei Säuglingen Fluss-Volumen-Kurven
während der Ruheatmung (Schlafphase oder Sedierung mit Chloralhydrat) abgeleitet werden.
Der Atemstrom wird über einen Pneumotachografen, der mit einer Mund und Nase dicht
umschließenden Maske verbundenen ist, gemessen, die Volumina werden als Zeitintegrale
berechnet. Wichtigste Parameter sind neben Tidalvolumen und Atemfrequenz die In- und
Exspirationszeit sowie die maximalen Flusswerte in In- und Exspiration.
Merke: Eine Messung der in- und exspiratorischen Reservevolumina und somit Bestimmung der
Vitalkapazität ist naturgemäß aufgrund der fehlenden Kooperationsfähigkeit nicht möglich.
Hingegen ist es gelungen, durch Entwicklung einer speziellen Technik mit einer erzwungenen
Thoraxkompression („Rapid Thoracic Compression“, RTC) eine forcierte exspiratorische Fluss-Volumen-Kurve
zu generieren, die Ähnlichkeit mit den forcierten Kurven bei älteren Kindern hat;
obstruktive Atemwegserkrankungen sind auch hier durch eine konkave Kurvenform charakerisiert.
Die forcierte Exspiration wird durch plötzliches Aufblasen einer Thorax und Abdomen
umschließenden Weste erzeugt (Abb. [8]). Eine Weiterentwicklung, die sog. Raised-Volume-RTC, startet das Kompressionsmanöver
im Anschluss an ein inspiratorisches Blähmanöver und ermöglicht so besser reproduzierbare
Messungen.
Abb. 8 Baby-Lungenfunktion mit der RTC-Methode.
Merke: Bei Säuglingen lassen sich mit der Thoraxkompressionsmethode aussagekräftige forcierte
exspiratorische Fluss-Volumen-Kurven erzeugen.
Inzwischen sind auch für Säuglinge spezielle Ganzkörperplethysmografen verfügbar,
die analog zur Bodyplethysmografie bei größeren Kindern und Erwachsenen eine Bestimmung
der funktionellen Residualkapazität (FRCbox) ermöglichen. Alternativ kann auch hier die FRC mit Gasverdünnungstechniken gemessen
werden (z. B. FRCHelium).
Lungenfunktionsuntersuchungen im Kindesalter liefern wichtige Informationen über die
Funktion der Atemwege und die Leistungsfähigkeit der Lunge insbesondere bei chronischen
respiratorischen Symptomen. Bei entsprechender Anleitung lassen sich ab dem Vorschulalter
verwertbare Ergebnisse erzielen. Die Spirometrie, die mit geringem Aufwand in jeder
Kinderarztpraxis durchführbar ist, erlaubt eine orientierende Einteilung in restriktive
und obstruktive Ventilationsstörungen, beim forcierten Atemmanöver lassen sich Atemwegsobstruktionen
differenzieren. Die Bodyplethysmografie erfasst zusätzlich die spirometrisch nicht
messbaren Lungenvolumina und erlaubt die Messung von Atemwegswiderständen. Aufgrund
des höheren apparativen Aufwands wird sie überwiegend im Klinikbereich und in spezialisierten
kinderpneumologischen Schwerpunktpraxen eingesetzt. Lungenfunktionsuntersuchungen
bei Säuglingen, Gasverdünnungstechniken, Compliance-Messungen und Diffusionskapazitätsmessungen
sind vorwiegend spezialisierten klinischen Einrichtungen vorbehalten.