Seit der Installation des ersten klinischen CT im Jahre 1972 stiegen die effektiven
Dosen pro CT-Untersuchung stetig an. Das lag zum einen sicher daran, dass die CT anfänglich
nur für Schädeluntersuchungen genutzt werden konnte und erst im Laufe der Zeit Ganzkörperscanner
entwickelt wurden. Zum anderen wollte man die neue Ära der medizinischen Bildgebung
für die Diagnostik vieler Krankheiten nutzen. Dabei trat der Strahlenschutz in den
Hintergrund, verbunden mit einem Anstieg der effektiven Dosis. Mit höherer Dosis konnten
diagnostisch bessere Bilddatensätze akquiriert werden. Mit kürzeren Untersuchungszeiten
stiegen auch kontinuierlich die Untersuchungszahlen. Ab Mitte der 1990er-Jahre reagierten
die ersten Medizingerätehersteller und entwickelten Software- sowie Hardwarekomponenten,
welche zur Dosisreduktion beitragen ([Tab. 1]).
Tab. 1
Entwicklung der effektiven Dosis pro CT-Untersuchung von der ersten Gerätegeneration
bis heute.
|
1970 – 1979
|
1980 – 1990
|
1991 – 1996
|
1997 – 2007
|
2009 – 2013
|
|
1,3 mSv
|
4,4 mSv
|
8,8 mSv
|
7,4 mSv
|
5,5 mSv
|
Rechtfertigende Indikation
Rechtfertigende Indikation
Mit der rechtfertigenden Indikation hat der Gesetzgeber eine Instanz geschaffen, die
der Anwendung von ionisierenden Strahlen am Menschen vorangestellt ist. Sie muss von
einem Arzt mit Fachkunde im Strahlenschutz gestellt werden. Vorgeschrieben ist, dass
sie dokumentiert wird. Die Aufsichtsbehörde kann prüfen, ob die rechtfertigende Indikation
gestellt wurde und ob die Dokumentation ausreichend und angemessen ist. Mit der rechtfertigenden
Indikation ist vorgesehen zu überprüfen, ob die angeforderte Untersuchung sinnvoll
ist in Bezug auf die erhobene Fragestellung. Zu der Überprüfung gehört, ob Alternativmethoden
wie Sonografie oder MRT die Frage beantworten können und ob die Untersuchung überhaupt
gerechtfertigt, d. h. medizinisch indiziert, ist. Der Gesetzgeber möchte damit Automatismen
in einer Praxis und im Krankenhaus durchbrechen, die entweder aus dem bisher Üblichen
sich entwickelt haben oder die mit dem Ziel einer ökonomischen Optimierung entwickelt
worden sind. Im Krankenhaus bedeutet die Überprüfung einer Anmeldung und das Stellen
der rechtfertigenden Indikation eine zusätzliche Hürde in der Abwicklung der Untersuchungen.
Deshalb könnten z. B. Anmeldeformulare entwickelt werden, auf denen der Anfordernde
kenntlich macht, ob er die Fachkunde besitzt. Verfügt der anfordernde Arzt über die
Fachkunde, kann die Untersuchung direkt von den MTRA durchgeführt werden; andernfalls
ist sie durch einen Arzt mit Fachkunde in der Röntgenabteilung zu stellen und zu dokumentieren.
Im Not- und Bereitschaftsdienst kann dies zusätzliche Probleme aufwerfen. Angenommen
Sie müssten für jede Röntgenuntersuchung noch zusätzlich einen Arzt mit Fachkunde
aufsuchen, welcher die Indikation für diese Untersuchung stellt, würde dies organisatorisch
einige Nachteile mit sich ziehen. Sinnvoll ist, fachkundige Ärzte im Bereitschaftsdienst
zu haben (chirurgische und internistische Notaufnahme) oder in der Röntgenabteilung.
Die rechtfertigende Indikation muss von einem Arzt mit Fachkunde gestellt werden.
Tipps und Tricks: Keine Dosis ist die beste Dosissparmethode
Sie sind für die technische Durchführung der Untersuchung verantwortlich. Sollten
Sie in einer klinischen Fragestellung keine rechtfertigende Indikation sehen, trauen
Sie sich, Rückfragen an einen Arzt mit aktueller Fachkunde zu stellen, um ggf. auf
Untersuchungen ganz ohne Strahlenbelastung zurückgreifen zu können.
Die richtige Dosis
Bevor man sich Gedanken um die Dosisoptimierung macht, muss man erst einmal definieren,
was die richtige Dosis ist. Dabei geht es in erster Linie um die diagnostischen Referenzwerte,
welche das Bundesamt für Strahlenschutz für diagnostische und interventionelle Röntgenuntersuchungen
stetig aktualisiert. Der diagnostische Referenzwert stellt den Dosiswert einer strahlendiagnostisch
medizinischen Anwendung dar, welcher ein Durchschnittswert für eine typische Untersuchung
an einem Standardpatienten mit Standardmaßen (Körpergewicht 70 kg ± 3 kg) an einem
beliebigen CT ist. Es wird erwartet, dass diese Werte bei üblichen Untersuchungen
nicht überschritten werden ([Tab. 2]). An einem CT ist daher die Anzeige des CTDIvol (CT-Dosisindex) und DLP (Dosis-Längen-Produkt)
vor einer Scanserie obligatorisch. Die angegebenen Richtwerte des DLP gelten pro Scanserie.
Die Anzahl der Scanserien gilt als eine Frage der Rechtfertigung bzw. der rechtfertigenden
Indikation. Damit ist gemeint, dass Sie je nach Fragestellung unterschiedlich viele
Serien akquirieren können. Benötigt man z. B. für die Beantwortung der Fragestellung
eine native, eine arterielle und eine venöse Scanserie, so ist es indiziert, eine
solche 3-phasige Untersuchung durchzuführen. Reicht hingegen nur eine dieser Phasen
zur eindeutigen Befundung aus, so ist es aus Strahlenschutzaspekten nicht erlaubt,
mehrere Scanserien zu akquirieren. Die Werte des CTDIvol dienen nur der Orientierung.
Dabei ist zu beachten, dass sich die Referenzwerte für Untersuchungen an Erwachsenen
und für pädiatrische Untersuchungen unterscheiden.
Tab. 2
Vom Bundesamt für Strahlenschutz im Juni 2010 veröffentlichte diagnostische Referenzwerte
für CT-Untersuchungen an Erwachsenen pro Scanserie.
|
CT-Untersuchungsart
|
CTDIvol [mGy]
|
DLP [mGy × cm]
|
|
zur Orientierung
|
pro Scanserie
|
|
Hirnschädel
|
65
|
950
|
|
Gesichtsschädel (Tumordiagnostik)
|
22
|
250
|
|
Gesichtsschädel (Sinusitis)
|
9
|
100
|
|
Thorax
|
12
|
400
|
|
Lendenwirbelsäule (Bandscheibe)
|
42
|
250
|
|
Lendenwirbelsäule (Knochen-Spirale)
|
16
|
500
|
|
Oberbauch
|
20
|
450
|
|
Abdomen
|
20
|
900
|
|
Becken
|
20
|
450
|
Der diagnostische Referenzwert stellt den Dosiswert einer strahlendiagnostisch medizinischen
Anwendung dar, welcher ein Durchschnittswert für eine typische Untersuchung an einem
Standardpatienten mit Standardmaßen (Körpergewicht 70 kg ± 3 kg) an einem beliebigen
CT ist.
Röhrenstrommodulation
Früher wurde mit gleichbleibenden Scanparametern eine komplette Scanserie durchgeführt.
Dieses Prinzip vernachlässigte entweder die Bildqualität oder den Strahlenschutz.
Eine Möglichkeit zur Reduktion der Strahlenbelastung war die Herabsetzung des Röhrenstroms,
dadurch musste man das Rauschen oder Artefakte in bestimmten anatomischen Bereichen
in Kauf nehmen. Zur Verbesserung der Bildqualität konnte man den Röhrenstrom erhöhen,
aber einhergehend mit einer erhöhten Energiedosis.
Da seit dem Jahr 1994 von der Firma Siemens Care Dose 4 D eingesetzt wird, hat man
die Möglichkeit, für jede Schicht und sogar für jede Winkelstellung der Röntgenröhre
den Röhrenstrom automatisch anzupassen. Es existiert nun also eine Art Belichtungsautomatik
für CT. Dies erleichtert die tägliche Arbeit enorm. Vielen ist z. B. gar nicht bewusst,
dass die Röhrenleistung bei immer noch ausreichender Bildqualität um den Faktor 2
verringert werden kann, wenn der Durchmesser eines Patienten nur 4 cm kleiner ist
– abweichend vom Standardpatienten. Als Berechnungsgrundlage für Care Dose 4 D dient
das Topogramm. Daher ist es äußerst wichtig, dass Sie Ihren Patienten isozentrisch
lagern und eine ausreichende Scanlänge des Topogramms akquirieren.
Eine Winkelmodulation kommt zustande, wenn während der Röhrenrotation unterschiedliche
Schwächungswerte entstehen. Diese werden in Echtzeit analysiert, und der Röhrenstrom
wird in den verschiedenen Winkeln angepasst. Dieser Aspekt ist besonders wichtig,
um die Dosis in den Schulter- und Beckenregionen effizient zu mindern. Denn hier ist
die laterale Abschwächung wesentlich höher als bei der a.-p.-Abschwächung. Bei einer
korrekten Anwendung von Care Dose 4 D kann man eine Dosisreduktion bis zu 68 % erreichen.
Care Dose 4 D berechnet anhand der Absorptionskurve umfangsmodulierend in Berücksichtigung
auf den Faktor Zeit eine optimale Dosis für eine gute diagnostische Bildqualität.
Stellen Sie sich vor, Sie fertigen ein a.-p.-Topogramm an, Ihr Patient liegt geometrisch
über dem Isozentrum. Abbildungstechnisch erscheint der Patient vergrößert, somit ist
die Berechnungsgrundlage für Ihren Scan ein größerer Patient. Daraus resultiert ein
höherer Röhrenstrom als eigentlich für diesen Patienten nötig. Im nächsten Szenario
reicht Ihr eigentlicher Scan über das Topogramm hinaus. Dadurch kann in diesem Bereich
keine sinnvolle Röhrenstrommodulation angewendet werden. Der Scan wird mit denselben
Parametern wie in der letzten berechenbaren Schicht fortgeführt, auch wenn eigentlich
ein niedrigerer Röhrenstrom ausreichend gewesen wäre.
EKG-gesteuerte Dosismodulation
EKG-gesteuerte Dosismodulation
EKG-gesteuerte Dosismodulation in der kardiologischen Spiral-CT
Eine CT des Herzens in Spiraltechnik ist nur bei bestimmten Fragestellungen notwendig.
Hier geht es z. B. um einen zusätzlichen Informationsgewinn der Herzfunktion. Außerdem
kommt sie bei Arrhythmien oder bei zu hohen Herzfrequenzen zur Anwendung, wenn eine
Vorbereitung mit entsprechenden Medikamenten zur Senkung der Herzfrequenz kontraindiziert
ist.
Das EKG, welches Sie während der CT ableiten, wird in Echtzeit analysiert und ausgewertet.
In den meisten Fällen interessiert Sie nur ein bestimmter Teil des Herzzyklus für
Ihre Bildgebung. In der vorher bestimmten Herzschlagphase wird der Röhrenstrom auf
den maximalen Wert geregelt, um eine entsprechende Bildqualität zu erreichen. In den
Zwischenphasen wird der Röhrenstrom bis auf maximal 4 % verringert ([Abb. 1]). Aufgrund dieser Technik kann die durchschnittliche Dosis um 30 – 50 %, in Bezug
auf einen Standardspiralscan, verringert werden. Durch bestimmte Algorithmen gelingt
dies auch bei Arrhythmien oder Extrasystolen.
Abb. 1 Ein EKG-getriggerter Spiral-CT-Scan mit möglicher Reduktion des Röhrenstroms außerhalb
der vorher eingestellten Startphase, hier im Beispiel der bestmöglichen Diastole.
Eine CT des Herzens in Spiraltechnik wird z. B. bei Arrhythmien oder bei zu hohen
Herzfrequenzen durchgeführt.
EKG-gesteuerte Dosismodulation in der getriggerten Sequenz-CT
Die sequenzielle Aufnahmetechnik der Cardio-CT ist ein Mix aus prospektiver EKG-Steuerung
und Step-and-Shoot-Technik. Mit Adaptive Cardio Sequence wird das Patienten-EKG analysiert.
Ein transversaler Scan wird mit einer vorab berechneten zeitlichen Verschiebung in
Bezug zu der R-Zacke ausgelöst. Es ist grundlegend wichtig, dass das EKG keine Arrhythmien
aufweist, da im Vorhinein bestimmt wird, wann der „Shoot“ erfolgt. Unregelmäßigkeiten
werden durch die ständige Analyse des EKGs zuverlässig erkannt. Bei Extrasystolen
kann der Scan entweder gestoppt werden, wenn der Herzschlag vorzeitig einsetzt, wobei
unnötige Dosis gespart wird, oder er kann in derselben Position wiederholt werden.
Dadurch kann eine unnötige Strahlenbelastung bei unvorhersehbarer Extrasystole ausgeschlossen
werden. Nach einem „Shoot“ folgt der „Step“. Der Tisch bewegt sich in die nächste
„Shoot“-Position, um dann den nächsten Scan in zeitlicher Verschiebung zur R-Zacke
zu akquirieren ([Abb. 2]). Diese gesamte Technik führt zu einer deutlichen Dosisreduktion, da für die Bildrekonstruktion
nur ein Minimum an Scandaten benötigt wird.
Abb. 2 EKG-getriggerte sequenzielle Bildgebung ohne Abbildung einer funktionellen Komponente.
Die sequenzielle Aufnahmetechnik der Cardio-CT ist ein Mix aus prospektiver EKG-Steuerung
und Step-and-Shoot-Technik.
Dynamische Röntgenstrahlkollimierung
Dynamische Röntgenstrahlkollimierung
Bei einem Standardspiralscan ist es aus technischen Gründen üblich, dass es zu einem
Overranging kommt, d. h., dass vor und nach einem Scanvorgang eine zusätzliche Halbrotation
stattfindet und somit der komplette Detektor während der gesamten Rotation bestrahlt
wird, auch wenn nur ein Teil der aufgenommenen Daten für die Bildrekonstruktion notwendig
ist. Das Adaptive Dose Shield beinhaltet 2 Kollimatorlamellen. Der röhrenseitige Kollimator
öffnet und schließt sich am Anfang und am Ende jedes Spiralscans. Dadurch wird eine
zusätzliche Bestrahlung außerhalb des eingestellten Scanbereiches verhindert ([Abb. 3]). Durch diese präzise, schnelle und unabhängige Bewegungstechnologie der Kollimatorlamellen
wird das Gewebe ohne Beeinträchtigung der Bildqualität nur im gewünschten Bereich
bestrahlt. Je nach Scanbereich lassen sich hierbei Dosisreduktionen von bis zu 25 %
erzielen.
Abb. 3 Durch den dynamischen Einsatz der Kollimatorlamellen (Dose Shield) bei der Spiral-CT
wird die technisch bedingte sonst stattfindende zusätzliche Bestrahlung außerhalb
der eigentlichen Untersuchungsregion verhindert.
Dual-Source-CT
Im Gegensatz zum Single-Source-CT arbeiten im Dual-Source-CT 2 rotierende, um 95°
versetzt angeordnete Röntgenstrahler mit gegenüberliegenden Detektoren gleichzeitig.
Damit kann die Aufzeichnungszeit halbiert werden, was besonders für die Herzbildgebung
nützlich ist. Die beiden Röhren können mit unterschiedlicher Spannung betrieben werden.
Dual Energy
Durch die Kombination aus unterschiedlichen Röhrenspannungen der beiden Röntgenröhren
kann man Materialanalysen spezifischer durchführen, z. B. kann man ähnliche Kontraste
(z. B. Iod und Knochen) besser unterscheiden, da die beiden Materialien bei unterschiedlichen
Spannungen unterschiedlich Strahlung absorbieren. Des Weiteren können bei Dual-Energy-CT-Untersuchungen
zusätzliche Zinnfilter (Selective Photon Shield) für 80, 90 und 100, 140, 150 kV verwendet
werden. Dadurch kommt es zu einer besseren Trennung der beiden Energiespektren und
zu einer noch besseren Analyse der Gewebe. Zum anderen wird mit zusätzlicher Filterung
auch Dosis durch die Filterung der weichen Röntgenstrahlung eingespart ([Abb. 4]).
Abb. 4 Durch eine Anwendung zusätzlicher Filter kommt es zu einer besseren Trennung der
beiden Energiespektren bei Dual-Energy-CT-Untersuchungen, hinzu kommt die Dosisersparnis
durch die Filterung der weicheren Röntgenstrahlung.
Jede Röntgenröhre hat einen eigenen Generator (2 × 120 kW bei einem Siemens Somatom
Force), dadurch kann bei extrem adipösen Patienten (> 180 kg Körpergewicht) eine gute
Bildqualität bei doppelter Dosis erreicht werden (2 Röntgenröhren mit 120 kV und 300 mAs = doppelte
Dosis, aber gute Bildqualität).
Bei Dual-Energy-CT-Untersuchungen kommt es durch die Verwendung von zusätzlichen Zinnfiltern
zu einer besseren Trennung der beiden Energiespektren und zu einer noch besseren Analyse
der Gewebe.
Zeitauflösung
Als Rechenbeispiel hat ein Single-Source-System eine übliche Rotationszeit von 1 s.
Durch die gefilterte Rückprojektion (½ Röhrenrotation) ergibt sich ein 180°-Datensatz
in 0,5 s. Hingegen besitzt ein Dual-Source-System eine Rotationszeit, man beachte
die doppelte Röhren-Detektor-Konstruktion, von 0,5 s. Durch die gefilterte Rückprojektion
ergibt sich ein 180°-Datensatz in 0,25 s.
Flash Mode
Der Flash Mode ist eine Kombination von schneller Röhrenrotation und High-Pitch-CT.
Das 1-Röhren-System schafft eine Vollrotation in 0,25 s (180°-Rotation = 0,125 s).
Das 2-Röhren-System eine Vollrotation in 0,125 s (180°-Rotation = 0,0625 s) durch
die beiden Röntgenröhren. Dies kann man beispielweise in der Herzbildgebung anwenden.
Ein CT-Scan ist optimal zwischen 65 – 72 % im Intervall, bei dem die 100 % den Bereich
von der einen R-Zacke zur nächsten im EKG darstellen. Je kürzer die gefilterte Rückprojektion
(Turbo Flash: 0,0625 s), desto kleiner und optimaler wird der Trigger-Bereich.
Der hohe Pitch kann verwendet werden, da die vermeintlich entstandenen Lücken, die
mit einem Single-Source-System bei diesem Pitch entstehen würden, mit dem zweiten
Röhren-Detektor-System eines Dual-Source-Systems aufgefüllt werden ([Abb. 5]). Da aufgrund des hohen Pitch-Wertes keine redundanten Daten erfasst werden, wird
zur Bildrekonstruktion ein System mit Datenmessung pro Vierteldrehung verwendet. Dabei
hat jedes der einzelnen Axialbilder eine zeitliche Auflösung von einem Viertel der
Rotationszeit. Somit kann man z. B. mit dem Siemens Somatom Force auf eine maximale
Scangeschwindigkeit von 737 mm/s kommen. Diese Technik ist für die Herzbildgebung
bei Patienten mit niedrigen Herzfrequenzen oder bei pädiatrischen CT wegen möglichen
Bewegungsartefakten (auch Atmung) zu empfehlen. Dosis wird bei High-Pitch-CT jedoch
bei sonst vollkommen gleichen Parametereinstellungen nicht eingespart, da das mAs-Produkt,
unabhängig vom Pitch-Wert, gleich bleibt.
Abb. 5 Durch die Lage des zweiten Röhren-Detektor-Systems eines Dual-Source-CT werden die
Lücken, welche bei einem Single-Source-CT bei gleichem Pitch auftreten würden, aufgefüllt.
Dadurch sind z. B. Scangeschwindigkeiten von bis zu 737 mm/s mit einem Siemens Somatom
Force möglich.
Der Flash Mode ist eine Kombination von schneller Röhrenrotation und High-Pitch-CT.
Hintergrundwissen High-Pitch-CT
Stellen Sie sich vor, Sie laufen gemütlich unter einer Dusche durch. Die Dusche weiß
das und braucht in dieser Zeit nicht so viel Wasser auswerfen, um Sie nass werden
zu lassen. Hingegen, wenn eine andere Person unter der Dusche hindurchrennt, und die
Dusche weiß dies wieder, wirft sie in dieser kurzen Zeit mehr Wasser aus, um diese
Person genauso nass zu machen. Das Gleiche passiert während eines High-Pitch-CT und
Ihrem Patienten, nur dass in diesem Fall das Wasser durch Röntgenstrahlung ersetzt
wird.
X-Care
X-Care reduziert direkt die Strahlenbelastung für dosissensitive Körperregionen, z. B.:
-
Orbitae
-
Schilddrüse
-
Mammae
Es wird der Röhrenstrom in einem Fächerbereich von 100° (üblicherweise a.-p.) reduziert.
Die Dosis wird insgesamt nicht reduziert, sie wird nur anders verteilt. In einem standardmäßigen
Thorax-CT schraubt X-Care im a.-p.-Strahlengang (im Bereich der Mammae → organspezifisch)
den Röhrenstrom auf 20 % der eigentlichen Dosis herunter. Die restliche Dosis wird
auf den dorsalen Anteil aufgeteilt, der CTDIvol bleibt gleich, egal ob Sie X-Care
verwenden oder nicht ([Abb. 6]).
Abb. 6 Bei einer Anwendung von X-Care reduziert sich die direkte Strahlenbelastung von dosissensitiven
Körperregionen.
X-Care reduziert direkt die Strahlenbelastung für dosissensitive Körperregionen.
Röhrenspannung
Durch die vollautomatische Anpassung der Röhrenspannung an die Anatomie des einzelnen
Patienten, die Röhrenleistung und das untersuchende Organ, kann zusätzlich Dosis gespart
werden. Ändert man die Röhrenspannung, muss auch entsprechend der Röhrenstrom angepasst
werden, um ein konstantes Kontrast-Rausch-Verhältnis gewährleisten zu können. Verringert
sich die Röhrenspannung um 20 kV, erhöht sich der Röhrenstrom um etwa 25 %. Durch
das Zusammenspiel von Care kV und Care Dose 4 D, also die Anpassung von Röhrenstrom
und Röhrenspannung, wird die Bildqualität technisch bestimmt. Die beiden Parameter
werden automatisch und patientengerecht eingestellt.
Die kV-Regulierung geschieht organspezifisch. Für eine reine Gefäßdarstellung reichen
unter Umständen, wegen des besseren Kontrasts, 80 kV aus. Dies ist allerdings aufgrund
des Rauschens nicht sinnvoll für eine gleichzeitige Knochendarstellung. Fertigen Sie
z. B. eine CT-Angiografie der Kopf-Hals-Region an und möchten aus diesem Datensatz
die Wirbelsäule rekonstruieren, sind 80 kV nicht zu empfehlen. Die Abstimmung des
Scans auf die klinische Fragestellung kann im Vorfeld mithilfe eines Schiebereglers
angepasst werden ([Abb. 7]) Bei adipöseren Patienten, die eine höhere Strahlenabsorption haben, kann die Leistung
der Röntgenröhre bei einer niedrigeren Spannung möglicherweise nicht ausreichen, um
das erforderliche Verhältnis zwischen Kontrast und Rauschen im Bild zu erzielen. Bei
diesen Patienten muss die Röhrenspannung erhöht werden.
Abb. 7 Die automatische kV-Anpassung kann mithilfe von diesen Einstellungsmöglichkeiten
untersuchungsspezifisch angepasst werden.
Durch die vollautomatische Anpassung der Röhrenspannung an die Anatomie des einzelnen
Patienten, die Röhrenleistung und das untersuchende Organ, kann zusätzlich Dosis gespart
werden.
Iterative Rekonstruktion
Schon seit mittlerweile 3 Jahrzehnten wird versucht, die iterative Rekonstruktion
für die Bildberechnung zu nutzen. Im Gegensatz zu der gefilterten Rückprojektion ist
die iterative Rekonstruktion viel rechenaufwendiger. Der hohe Rechenaufwand hat in
der Vergangenheit verhindert, dass sich das Verfahren der iterativen Bildgebung in
der klinischen Praxis etablierte. Denn die Berechnung konnte bei größeren Datensätzen
mehrere Stunden dauern. Mit Einsatz der iterativen Rekonstruktion können routinemäßige
CT-Untersuchungen jetzt mit geringerem Bildrauschen, verbesserter Niedrigkontrasterkennbarkeit
und höherer Bildqualität durchgeführt werden. Nebenbei kann eine Dosiseinsparung von
bis zu 60 %, abhängig von der klinischen Fragestellung, der Patientenstatur, der anatomischen
Untersuchungsregion und der praktischen Erfahrung des Bedieners, erzielt werden. Derartige
Dosiseinsparungen waren in der CT bisher durch den verwendeten Rekonstruktionsalgorithmus
der gefilterten Rückprojektion (Filtered back Projection, FBP) beschränkt. Wenn die
Rekonstruktion der erfassten Rohdaten auf konventionelle Weise erfolgt, müssen die
Wechselwirkungen zwischen räumlicher Auflösung und Bildrauschen berücksichtigt werden.
Die Methoden der iterativen Rekonstruktion ermöglichen das Entkoppeln von räumlicher
Auflösung und Bildrauschen durch die Verwendung von Korrekturschleifen.
Ablauf einer iterativen Rekonstruktion:
-
Rekonstruiere ein 1. Bild
-
Passt das Bild zu den gemessenen Rohdaten?
-
Solange nein, berechne ein Korrekturbild
Seit 2009 gibt es die ersten klinischen Ansätze für eine iterative Bildberechnung
im Bildraum (IRIS – Iterative Reconstruction in Image Space). Ziel war es, jegliche
Bilddaten beim ersten Rekonstruktionslauf vom langsam rekonstruierbaren Rohdatenbereich
in den weniger aufwendig zu rekonstruierenden Bilddatenbereich zu überführen. So werden
auch zeitaufwendige Rückprojektionen vermieden. Das so entstehende Masterbild hat
ein hohes Bildrauschen. Dieses Rauschen wird in den folgenden iterativen Schritten
im Bildraum reduziert, ohne die Bildschärfe zu beeinträchtigen. Nur ein Jahr später
war die erste iterative Rekonstruktionsmöglichkeit auf Rohdatenbasis verfügbar. In
diesem Verfahren wird zunächst auch das Rauschen im Bildraum reduziert. Danach werden
die Daten wieder in den Rohdatenbereich zurückgeführt, und es werden weitere iterative
Schritte im Rohdatenbereich ausgeführt. Die Rohdaten werden im sog. Sinogramm visualisiert – daher
der Name SAFIRE (Sinogram affirmed iterative Reconstruction). Durch die iterativen
Schleifen im Rohdatenbereich wird die Bildqualität in Hinsicht auf Artefakte, Kontraste
und Schärfe verbessert.
Seit 2013 gibt es die fortgeschrittene Variante der rohdatenbasierten iterativen Rekonstruktion.
In dieser Technologie werden die jeweiligen Nachbarpixel zur rohdatenbasierten Rekonstruktion
in die Berechnung des gewünschten Pixels miteinbezogen. Mit ADMIRE (Advanced Modeling
iterative Reconstruction) überzeugen klinische Bilder mit höherer Auflösung bei Organgrenzen
und verbesserter Abgrenzung der Kanten. Auch Artefakte werden weiter reduziert, z. B.
Streifenartefakte im Schulterbereich. Dicke Schichten werden nun in einem natürlicheren
Bildeindruck rekonstruiert, auch von Ultra-low-Dose-Scans ([Abb. 8]).
Abb. 8 Durch iterative Rekonstruktionen können das Bildrauschen reduziert und vor allem
die Auflösung an Organgrenzen verbessert werden.
Mit Einsatz der iterativen Rekonstruktion können routinemäßige CT-Untersuchungen jetzt
mit geringerem Bildrauschen, verbesserter Niedrigkontrasterkennbarkeit und höherer
Bildqualität durchgeführt werden.
Detektortechnologie
Die Siemens Stellar-Detektoren sind die ersten voll integrierten CT-Detektoren. Dies
ermöglicht eine Verarbeitung des digitalen Signals ohne Verluste, während das Rauschen,
welches durch den Detektor erzeugt wird, reduziert wird. Bei herkömmlichen Detektoren
ist eine separate elektronische Platine mit Analog-Digital-Wandler erforderlich. Durch
die hohe Anzahl an elektronischen Bauteilen und die langen Leiterbahnen erhöht sich
nicht nur der Stromverbrauch, sondern vor allem auch das elektronische Rauschen. Bei
den Stellar-Detektoren sind alle Bauteile vollständig auf einer Einheit verbaut, sodass
die Fotodiode direkt über eine anwendungsspezifisch integrierte Schaltung mit dem
Analog-Digital-Wandler arbeitet (TrueSignal-Technologie). Das Ergebnis ist ein verlustfreies,
digitalisiertes Signal mit reduziertem elektronischen Rauschen in dem erfassten Bild,
durch die Verkürzung des Signalpfads.
Bei der klinischen CT werden die Röntgenstrahlen abhängig von den gescannten Gewebetypen
unterschiedlich stark abgeschwächt. Ebenso unterschiedlich sind die Signale, die beim
Detektor ankommen. Der Dynamikbereich steht für den Bereich, in dem die eingehenden
Signale ohne Sättigung gleichzeitig zuverlässig gemessen werden können. Die neuen
Detektoren haben einen hohen Dynamikbereich von 102 dB. Im Zusammenspiel mit der durch
die TrueSignal-Technologie erzielten Rauschreduktion können Stellar-Detektoren dadurch
schwächere Signale über einen breiteren Bereich messen. Das wiederum wirkt sich unmittelbar
positiv auf die Qualität des CT-Bilds aus, besonders in Anwendungen mit extrem schwachen
Signalwerten. Solche extrem schwachen Signalwerte spielen eine wichtige Rolle bei
der Untersuchung von adipösen Patienten, bei Niedrigdosis-Scans sowie bei den spannungsarmen
Datensätzen von Dual-Energy-Untersuchungen.
Die Siemens Stellar-Detektoren sind die ersten voll integrierten CT-Detektoren. Dies
ermöglicht eine Verarbeitung des digitalen Signals ohne Verluste, während das Rauschen,
welches durch den Detektor erzeugt wird, reduziert wird.
Dosiswarnung
Das Problem bei all diesen automatischen bewussten und unbewussten systemseitigen
Anpassungen ist, dass die Dosis unwillkürlich proportional zur Bildqualität des Standardpatienten
angepasst wird. Das System zeigt vor jedem Scan den erwarteten, errechneten CTDIvol
und das DLP an. Eine zusätzliche Warnung wird ausgegeben, wenn der jeweils vorher
festgelegte Wert für diesen Scan überschritten wird. Die einzelnen Werte können im
Scan-Protokoll-Assistenten für jeden einzelnen Scan festgelegt werden. Es empfiehlt
sich, dies in Anlehnung an die diagnostischen Referenzwerte vom Bundesamt für Strahlenschutz
zu modifizieren. Die Warnung kann bestätigt und der Scan mit diesen Parametern durchgeführt
werden, oder es können noch einmal manuelle Änderungen am Scanprotokoll vorgenommen
werden, um unter den von Ihnen festgelegten Dosiswerten zu bleiben.
Zusätzlich könnte spezielle Software zur Überwachung von Strahlendosen eingeführt
werden. Dies sind vor allem retrospektive Analysen und Statistiken, welche automatisch,
fallbezogen, organbezogen oder modalitätsbezogen ausgewertet werden. Mithilfe von
Dashboards werden diese grafisch dargestellt, oder bei Überschreitung vorher festgelegter
Szenarien wird ein Alarm ausgegeben.
-
Sie sind maßgebend für die Strahlendosis einer Untersuchung verantwortlich, trauen
Sie sich, Rückfragen bei unklaren Indikationen zu stellen.
-
Untersuchen Sie fallbezogen.
-
Beschäftigen Sie sich mit den herstellerspezifischen Dosismodulationsbegriffen, um
die optimale Dosis für die optimale Bildqualität zu erzielen.
-
Nutzen Sie das Dosissparpotenzial bei der Installation eines neuen CT und verfallen
Sie nicht in alte Muster des gewohnten Scannens.
-
Optimieren Sie im Laufe der Zeit und nach Rücksprache mit den Radiologen Ihre Scanprotokolle,
insbesondere im Hinblick auf die bisherige Bildqualität.
Beantworten Sie die CRTE-Fragen zu diesem Artikel bis zum 31. Mai 2015 und gewinnen
Sie eines von 3 Exemplaren des Taschenatlas der Schnittbildanatomie, Band II: Thorax,
Herz, Abdomen, Becken von Torsten Möller und Emil Reif.
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