Prof. Dr. Rudolf Ferlinz verstarb am 8. März 2015 im 87. Lebensjahr in seiner Heimatstadt
Salzburg. Er leitete von 1974 bis 1996 die Abteilung Pneumologie des Klinikums der
Johannes Gutenberg Universität Mainz.
Nach der Matura in Salzburg studierte er Medizin in Wien und begann dort seine ärztliche
Ausbildung am Pathologischen Institut der Universität. Nach klinischer Tätigkeit in
Wien führte sein Weg ihn anschließend nach Tönsheide in Schleswig-Holstein. In der
dortigen Thoraxklinik erwarb er unter Prof. Dr. Joachim Hein breite Kenntnisse im
Fach Pneumologie und begeisterte sich für die klinische Atemphysiologie. Die Tuberkulose
war zu dieser Zeit von eminenter Bedeutung und er beschäftigte sich mit Behandlungsmodalitäten
dieser wichtigen Erkrankung, die zeitlebens im Fokus seines Interesses blieb.
Prof. Dr. Rudolf Ferlinz.
Im Jahr 1963 wechselte er an die Medizinische Klinik der Universität Bonn zu Herrn
Prof. Dr. Walter Siegenthaler, der ihm den Aufbau einer pneumologischen Sektion mit
Lungenfunktionslabor und Endoskopie übertrug. Im Jahre 1966 habilitierte er sich mit
dem Thema „Untersuchungen über den Einfluss einer akuten respiratorischen Alkalose
und Azidose auf den elektrolytischen Metabolismus im Blute“. In die Bonner Zeit fällt
auch die Arbeit an dem 1974 erschienenen, von ausgedehnter klinischer Erfahrung zeugenden
und umfassenden Lehrbuch „Lungen- und Bronchialheilkunde“, das über lange Zeit unerreichter
Standard blieb.
Im gleichen Jahr erhielt er den Ruf auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Innere Medizin
mit Schwerpunkt Pneumologie an der Universität Mainz, den er bis zu seiner Emeritierung
im Jahr 1996 bekleidete.
Die Zeit in Mainz war überaus fruchtbar. Zahlreiche Arbeiten zu atemphysiologischen
und – damals wegweisend – zell- sowie tumorbiologischen Themen der Pneumologie wurden
auf den Weg gebracht, sodass er sieben Mitarbeiter zur Habilitation führte. Als hervorragende
Aufgabe sah er an, medizinisches Wissen zu ordnen und didaktisch aufzubereiten. Dieses
Vorhaben verwirklichte er als Herausgeber einer Reihe von Standardwerken der Pneumologie
und Inneren Medizin. In diesem Zusammenhang muss auch seine langjährige Herausgeberschaft
der Zeitschrift „Pneumologie“ betont werden. Sein berufspolitisches Engagement war
groß. Als Präsident und langjähriger Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für
Pneumologie war er wesentlich daran beteiligt, dass das Fach nicht mehr allein als
Phthysiologie verstanden wurde, sondern als Teilgebiet Pneumologie in die Innere Medizin
einging. Mit diesem wichtigen Schritt wurde der lange Weg vom Tuberkulosearzt zum
Pneumologen abgeschlossen.
Nach seiner Emeritierung entschloss sich Rudolf Ferlinz, nach Salzburg zurückzukehren.
Die deutsche Pneumologie verliert mit ihm eine herausragende Persönlichkeit, die über
viele Jahre das Fach prägte, und wir, seine Schüler und Kollegen, danken ihm für alles,
was er uns und dem Fach gegeben hat.
R. Buhl, Mainz
V. Schulz, Heidelberg
J. Lorenz, Lüdenscheid
H. Steppling, Münster
J. Müller-Quernheim, Freiburg