Cho YD, Kang HS, Kim JE et al.
Modified protection using far proximal portion of self-expandable closed-cell stents
for embolization of wide-necked intracranial aneurysms.
Neuroradiology 2014;
56: 851-857
Weithalsige Aneurysmen stellen in der endovaskulären Therapie eine technische Herausforderung
dar. Hier hat die Coil-Embolisation unter Verwendung von Stents stetig zugenommen
und sich als praktische und effektive therapeutische Strategie bewährt. Mit dem Einsatz
von verschiedenen Stentsystemen wurde die Palette der endovaskulären Therapie erheblich
erweitert. Normale Stents stoßen jedoch an ihre Grenzen, wenn die an spitzwinkligen
Abzweigungen gelegenen weithalsigen Aneurysmen beide Bifurkationszweige einschließen
und dann duale Y-förmige Stents erforderlich werden. Die südkoreanischen Wissenschaftler
Y. D. Cho et al. prüften daher eine modifizierte Stent-gestützte Coil-Embolisations-Technik
auf Durchführbarkeit, Sicherheit und Langlebigkeit an ausgewählten Patienten.
Auch wenn ausreichend valide Daten zu Y-förmigen Stents vorliegen, gibt es weiterhin
Bedenken zur Langlebigkeit und Sicherheit in Bezug auf Thromboembolien, Abflussstörungen
oder gestörter Reembolisation. Deshalb entwickelten die Autoren eine neuartige Technik
unter Nutzung des proximal aufgeweiteten Endes eines Enterprise-Stents, das den Aneurysmahals
ohne Überbrückung mit der versorgenden Arterie verschließt. Dieser Ansatz, der auf
die abzweigende Arterie beschränkt ist („distales Stenting“) bietet eine Alternative
zur Therapie von weithalsigen Aneurysmen am Eingang spitzwinkliger und gewundener
arterieller Gefäßzweige.
Im Zeitraum zwischen 2009 und 2014 wurden an einem Institut 1932 Patienten mit insgesamt
2230 Aneurysmen mit Coil-Embolisation behandelt. Bei 629 Läsionen kamen Stents zum
Einsatz. Von diesen wiesen 12 Patienten (8 Frauen, 4 Männer; mittleres Alter 57,2
Jahre) unrupturierte weithalsige intrakraniale Aneurysmen an spitzwinkligen Gefäßabzweigungen
auf. Alle 12 Patienten unterzogen sich einer Coil-Embolisation mit distalem Stenting.
Bei einer mittleren Nachbeobachtung von 16,8 Monaten wurden der Aneurysmaverschluss
beurteilt und Komplikationen erfasst.
Mit 1 Ausnahme konnten alle gecoilten Aneurysmen erfolgreich verschlossen werden.
Bezogen auf die Prozedur des distalen Stenting ergaben sich keine Komplikationen.
Nach Abschluss der Beobachtungszeit zeigten 81,8 % noch einen anhaltend kompletten
Aneurysmaverschluss. Eine verzögerte Stent-Migration wurde bei 1 Patient (8,1 %) beobachtet.
Die Autoren schlussfolgern, dass bei weithalsigen kranialen Aneurysmen das distale
Stenting eine sinnvolle Alternative zum konventionellen Stenting darstellt. Die Möglichkeit
einer Stent-Migration erfordert jedoch eine entsprechende Nachsorge.
MW
Weithalsiges zerebrales Aneurysma bei einer 63-jährigen Patientin (Bild: Shivashankar
et al. Semin Neurol 2013; 33: 476 – 487).