Anamnese
Im Mai 2012 stellte sich ein 26-jähriger Patient in unserer dermatologischen Ambulanz
zum jährlichen Hautscreening vor. Neben multiplen Nävuszellnävi, welche dermatoskopisch
unauffällig waren, zeigte sich am Rücken rechts lumbal ein damals ca. 3 × 3 cm prall-elastischer,
gut abgrenzbarer, verschieblicher Tumor im Sinne eines Weichteiltumors, welcher in
der Untersuchung 6 Monate zuvor noch nicht bestand.
Klinischer Befund
Klinisch manifestierte sich am Rücken lumbal rechtsseitig ein 3 × 3 cm großer, prall-elastischer,
gut abgrenzbarer, verschieblicher, mittig livider Weichteiltumor, klinisch am ehesten
im Sinne eines Neurofibroms oder Angiolipoms.
Therapie und Verlauf
Nach zunächst zurückhaltendem Vorgehen mit regelmäßigen Kontrollterminen erfolgten
schließlich im März 2014 eine spindelförmige Inzision und die subkutane Exstirpation
des Tumors in toto. Intraoperativ zeigte sich eine Tumorgröße von 4,5 × 4,5 cm.
Histologie
Histologisch zeigte sich ein gut begrenzter, abgekapselter Tumor mit zwei morphologisch
differenzierbaren Gewebsarealen. Zum einen manifestierten sich zellreiche Areale mit
spindelförmigen Zellen und basophilen Nuclei (Antoni A) ([Abb. 1 a]), zum anderen zeigten sich zellarme, myxoide Areale (Antoni B) ([Abb. 1 b]). Des Weiteren waren deutliche Degenerationszeichen, wie Sklerosierungszonen mit
Hyalinisierung sowie Hämorrhagien und weite dilatierte Gefäße erkennbar ([Abb. 1 c]). Kräftige Expression von S100 im gesamten Tumor ([Abb. 2]). Zeichen von Malignität konnten nicht identifiziert werden. Histologisch wurde
die Diagnose eines sog. „ancient“ Schwannoms gestellt.
Abb. 1 HE-Färbung. Zellreiche Areale mit spindelförmigen Zellen und basophilen Nuclei (Antoni
A). b HE-Färbung. Zellarme, myxoide Areale (Antoni B). c HE-Färbung. Zeichen der Degeneration (Sklerosierungszonen mit Hyalinisierung sowie
Hämorrhagien, dilatierte Gefäße).
Abb. 2 Der Tumor weist eine durchgängige kräftige Expression von S100 auf.
Diskussion
Schwannome, auch Neurinome oder Neurilemmome genannt, gehören zu den benignen peripheren
Nervenscheidentumoren. Hierbei handelt es sich um gutartige Tumore, welche sich vom
peripheren Nervengewebe, im Speziellen den Schwann-Zellen, herleiten [1]
[2]. Diese Zellen wurden nach dem Physiologen Theodor Schwann (1810 – 1882) benannt.
Aufgabe der Schwann-Zellen ist die Umhüllung der Axone der Nervenzellen. Sie bilden
die Myelinscheide der Nervenzellen, welche für die Erregungsfortleitung von großer
Bedeutung sind. Des Weiteren erfüllen diese Zellen wichtige Regulationsfunktionen,
sowohl bei der Konstanthaltung von Ionenkonzentrationen als auch bei Wachstumsprozessen.
Benigne periphere Nervenscheidentumoren wurden erstmals von Verocay 1910 beschrieben
[3], wohingegen Masson später den genaueren Begriff der Schwannome prägte [4]. Hierbei handelt es sich um langsam über Jahre wachsende, meist solitäre Tumoren.
Sehr selten kommt es zu multiplen, z. T. perlschnurartig angeordneten Tumoren, welche
vor allem bei der Neurofibromatose Typ II, bei der Schwannomatose und dem Gorlin-Koutlas-Syndrom
auftreten. Von den Schwannomen sind weitere periphere Nervenscheidentumoren, wie das
Neurofibrom und das Neurom, abzugrenzen. Deren Unterschiede sind in [Tab. 1] aufgeführt.
Tab. 1
Differenzialdiagnosen peripherer Nervenscheidentumoren (angelehnt an [5]).
Tumorentität
|
Anatomische Zusammensetzung
|
Entartungstendenz
|
Immunhistochemie
|
Mitosen
|
Schwannom
|
-
Schwannzellen
-
Fibroblasten
-
keine Axone
|
sehr selten
|
Kräftige Expression von S100, Laminin, Kollagen IV, GFAP, CD 34 subkapsulär
|
Vereinzelt
|
Neurofibrom
|
-
Schwannzellen
-
Fibroblasten
-
Axone
-
Endoneurium
|
möglich
|
Mäßig starke Expression von S100
|
Keine
|
Neurom
|
-
Schwannzellen
-
Fibroblasten
-
Axone
-
Endoneurium
-
Perineurium
|
keine
|
EMA-Positivität
|
Keine
|
Die Epidemiologie der Schwannome zeigt einen Altersgipfel der Erkrankung im mittleren
Lebensalter (40 – 60 Jahre) und eine höhere Prävalenz für Menschen mit Neurofibromatose
Typ II. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen [6]. Schwannome können sich prinzipiell am gesamten Körper manifestieren: peripher,
viszeral, intraspinal und intrakranial [7]
[8]. Intrakranielle Schwannome machen ca. 8 % aller intrakraniellen Tumoren aus und
haben ihren Ursprung meist vom vestibulären Anteil des achten Hirnnerven (Nervus vestibulo-cochlearis)
[9]. Dieser Tumor wird daher auch Akustikusneurinom oder Vestibularisschwannom genannt.
Intraspinale Schwannome können sowohl extra- als auch intradural vorkommen. Motorische
und autonome Nerven sind hierbei seltener betroffen als sensorische Nerven. Hauptlokalisationen
der peripheren Schwannome sind der Kopf-Hals-Bereich und die Extremitäten [10]
[11]. Insgesamt stellen mit ca. 47 % Akustikusneurinome die häufigste Entität der Schwannome
dar, gefolgt von Spinalwurzelneurinomen (29 %) und kutanen Neurinomen (14 %). Das
klinische Erscheinungsbild wird bestimmt von der Lokalisation. So sind Schwannome
selbst meist schmerzlos und verursachen keine Symptome, da diese Tumoren nicht von
den Nervenzellen selbst ausgehen, sondern von deren Hüllzellen. Somit bleibt die Funktion
der Nervenzelle selbst erhalten. Jedoch kann es durch verdrängendes Wachstum zu Schmerzen
und Lähmung im Bereich des betroffenen Nervens kommen. Bei Akustikusneurinomen im
Bereich des Kleinhirnbrückenwinkels werden häufig Gleichgewichtsstörungen und Hörstörungen
beobachtet. Durch die anatomische Nähe zum siebten Hirnnerven, dem N. facialis, können
auch Symptome im Sinne einer Fazialis-Parese resultieren. Intraspinale Schwannome
können hingegen zu radikulären Schmerzen und Ausfällen oder aber einer Querschnittssymptomatik
führen. Therapie der Wahl ist die elektive chirurgische Exzision in toto mit anschließender
histopathologischer Untersuchung. Bei Inoperabilität kann alternativ eine Bestrahlung
in Erwägung gezogen werden. Eine maligne Transformation zum Neurofibrosarkom wird
bei 1 % der Fälle beschrieben.
Makroskopisch sind Schwannome meist scharf begrenzte, ein bis mehrere Zentimeter große,
intradermal gelegene, teils zystische Tumoren, welche größtenteils abgekapselt sind.
Eine Ausdehnung bis in das subkutane Fettgewebe sowie Einblutungen sind möglich. Die
Schnittfläche ist oftmals hellbraun bis hellgelb. In den wenigsten Fällen kann man
im Randbereich des Schwannoms Anteile eines verdrängten peripheren Nervens erkennen;
ein assoziierter Nerv lässt sich nur in weniger als 50 % der Fälle differenzieren.
Da Schwannome den betroffenen Nerven nicht infiltrieren, manifestieren sich hier innerhalb
des Tumors meist keine Axone, welche sich am besten mit Neurofilamentfärbung darstellen.
Dies stellt ein wichtiges differenzialdiagnostisches Kriterium zum Neurofibrom und
Neurom dar ([Tab. 1]) [12].
Histologische Charakteristika
Histologische Charakteristika
Histopathologisch zeigen sich typischerweise biphasische Tumoren mit spindelförmigen
Zellverbänden und länglichen, stiftförmigen Kernen und langen Zellfortsätzen. Die
Tumorzellen exprimieren das S-100 Protein. Mitosen können vereinzelt nachgewiesen
werden. Zwei typische Gewebsmuster lassen sich differenzieren: Antoni Typ A und Typ
B. In den sogenannten Antoni A-Arealen manifestiert sich ein zellreiches Gewebe mit
polarem und faserreichem Aufbau. Die Zellen sind in Bündeln angeordnet und es zeigt
sich eine Pallisade der Zellkerne; teilweise lassen sich Verocay Bodies (parallele
Anordnung von Zellkernen und Zytoplasmafortsätzen) erkennen ([Abb. 3]), welche jedoch nicht spezifisch für Schwannome sind. In den Antoni B-Arealen zeigt
sich ein zellarmes, myxoides, retikuläres Gewebe. Eine regelmäßige Anordnung der Zellverbände
lässt sich hier nicht erkennen [7]
[13]
[14]
[15]
[16]. Histopathologisch kann man fünf verschiedene Subtypen des Schwannoms unterscheiden,
welche in [Tab. 2] aufgelistet sind.
Abb. 3 Schematische Darstellung der Verocay Bodies.
Tab. 2
Histopathologische Subtypen des Schwannoms (angelehnt an [17]).
Subtyp
|
Charakteristika
|
Zelluläres Schwannom
|
zellreiches Gewebe mit storiformem Muster; nur Antoni A-Gewebe ohne Verocay Bodies,
selten Antoni Typ B-Areale; selten Pallisade der Kerne; regelmäßig Blutungen und Xanthomzellherde;
selten Nekrosen; häufig Mitosen
|
„Ancient“ Schwannom
|
ausgeprägte degenerative Veränderungen: Hyalinisierung (mit Siderophagen und Histiozyten),
Einblutungen, Pseudozysten, Kalzifikationen; Zell- und Kernatypien; keine Mitosen;
parakapsuläre lymphoide Aggregate
|
Myxoides Schwannom
|
ausgeprägte myxoide Degeneration des Tumorstromas
|
Plexiformes Schwannom
|
netzig-multinödulärer Bau, überwiegend Antoni Typ A-Areale; teilweise Mitosen; Assoziation
zu NF-2
|
Pigmentiertes Schwannom
|
polygonale bis spindelförmige Zellen mit Melaninpigment; weitere Unterteilung in psammomatöse
(typischer Nervenscheidentumor beim Carney-Syndrom) und nichtpsammomatöse Form (mit
und ohne Calcopheriten)
klinische Besonderheit: gelegentlich metastasierend
|
In dem hier beschriebenen Fallbericht zeigte sich in der Histologie des Patienten
ein sogenanntes „ancient“ Schwannom. Dieser Subtyp der Schwannome wurde erstmals 1951
durch Ackerman und Taylor beschrieben und ist gekennzeichnet durch große, unregelmäßige,
hyperchromatische Kerne [18]
[19]
[20]. Als Ausdruck der degenerativen Veränderungen des Tumors kann es zu fokalen Verkalkungen,
Hyalinisierungen oder Nekrosen kommen, welche gegen Malignitätskriterien abgegrenzt
werden müssen. „Ancient“ Schwannome wachsen meist sehr langsam und werden daher oft
erst nach langjährigem Bestehen diagnostiziert. Diese können in allen Altersgruppen
auftreten [19]
[20]
[21]
[22]
[23], der Altersgipfel der Erkrankung liegt jedoch zwischen der zweiten und fünften Lebensdekade.
Frauen sind bei diesem Subtyp etwas häufiger betroffen als Männer [24]. Klinisch manifestiert sich meist ein solitärer, exophytisch wachsender, gut abgrenzbarer,
nicht schmerzhafter Knoten. Die Tumorgröße variiert je nach Wachstumsdauer, auch „giant
cases“ wurden beschrieben [20]. Der Großteil der Fälle bleibt asymptomatisch und daher oftmals zunächst auch unerkannt.
Klinische Symptome wie Schmerzen oder neurologische Symptome kommen, wie bei den anderen
Schwannom-Subtypen, gelegentlich durch die Kompression der peripheren Nerven zustande.
Goldstandard der Therapie ist sowohl bei „ancient“ Schwannomen als auch den weiteren
Subklassen eine elektive chirurgische Exzision. Rezidive sind selten und kommen meist
durch unzureichende chirurgische Maßnahmen zustande. Maligne Transformationen bei
„ancient“ Schwannomen wurden nicht beschrieben [19]
[20]
[21], jedoch werden diese häufig fälschlicherweise mit Malignomen verwechselt. Somit
ist ein fundiertes Wissen über diese Entität wichtig, um unnötige Aufregung, Diagnostik
und ausgedehnte Therapien zu vermeiden.
Unser Fall zeigt, dass „ancient“ Schwannome aber auch im 2-jährigen Rahmen auftreten
können und nicht zwingend eine langjährige Vorgeschichte haben müssen. So wuchs in
einem relativ kurzen Zeitraum ein ca. 4,5 × 4,5 cm großer Tumor, wohingegen „ancient“
Schwannome sonst ein eher langsames Wachstum aufweisen.
Molekularpathologische Aspekte des Schwannoms
Molekularpathologische Aspekte des Schwannoms
Der genaue molekulargenetische Signaltransduktionsweg bei der Entstehung von Schwannomen
konnte noch nicht endgültig geklärt werden. Mehrere Studien haben jedoch ergeben,
dass das Tumorsupressorprotein Merlin eine herausragende Stellung in der Entstehung
dieser benignen Nervenscheidentumoren einnimmt. Die Hypothese wird dadurch gestützt,
dass sowohl in vivo als auch in vitro gezeigt werden konnte, dass ein Mangel dieses Proteins zum Erscheinen glialer Tumoren
führt [25]
[26]
[27]
[28]
[29]
[30]
[31]. Der genaue Mechanismus dieser Tumorentstehung ist jedoch noch nicht abschließend
geklärt.
Merlin
Merlin (Moesin-Ezrin-Radixin like protein) [32], auch Schwannomin [33] genannt, ist ein Protein des Zytoskeletts und wird durch das NF-2-Gen auf Chromosom
22 kodiert. Insgesamt sind zehn Isoformen des menschlichen Merlinmoleküls bekannt.
Dieses Protein hat eine Länge von 595 Aminosäuren und gehört zur Gruppe der ERM (Ezrin-Radixin-Moesin)-Protein-Familie
[34]. Es dient als Bindungspartner für zytoskelettale und Transmembranadhäsionsproteine
und kommt vor allem im Nervengewebe des Menschen vor. Es hat eine große Bedeutung
als Bestandteil der Plasmamembran, bei der Kontrolle von Zell-Zell-Interaktionen und
in Signalwegen, welche durch Zellkontakte getriggert werden [35]
[36]. Des Weiteren stabilisiert Merlin Adherens Junctions und interagiert mit dem Zytoskelett,
Zytoskelett-assoziierten Proteinen und vielen Transmembranproteinen. Mutationen im
Schwannomin-Gen oder gar das Fehlen von Schwannomin führen dazu, dass die Zellmigration
beeinflusst wird, die Zellform verändert wird oder ein Verlust der sog. Zellkontakthemmung
eintritt. Durch Phosphorylierung des Serins an Stelle 518 dieses Proteins kommt es
zur Konformationsänderung und anschließenden Funktionsveränderung. Die Tumorsupressoreigenschaften
ergeben sich möglicherweise durch kontaktvermittelte Wachstumsinhibierung und anschließende
unkontrollierte Proliferation. Die genauen Merlin-abhängigen Signalwege sind zwar
noch unzureichend geklärt, jedoch wird vermutet, dass dieses Protein Einfluss auf
einige Mechanismen hat, die bei der Zellteilung eine wichtige Rolle spielen, wie z. B.
CD44, Proteinkinase A und p21-aktivierende Kinasen. Darüber hinaus hat Merlin vermutlich
wichtige hemmende Eigenschaften und reguliert zum einen die Zellmigration und zum
anderen die Zellproliferation durch Inhibierung kleiner G-Proteine wie Rac und Ras
[37].
Das Tumorsupressorprotein Merlin spielt des Weiteren eine große Rolle bei der autosomal-dominant
vererbten Neurofibromatose Typ 2. Hier kommt es zu einer Mutation beider Allele des
NF2-Gens, welches für Merlin kodiert. Diese Erkrankung ist wiederum gekennzeichnet
für das Erscheinen von Tumoren des Nervensystems, insbesondere Schwannomen [38]
[39]
[40]
[41]. Die oben genannten Mutationen konnten auch in sporadischen Schwannomen gefunden
werden [42]
[43]
[44]
[45]
[46].
In verschiedenen Studien [47]
[48]
[49] konnte gezeigt werden, dass ein Mangel an Merlin, ähnlich der Inaktivierung dieses
Proteins via Phosphorylierung durch Rac1-aktivierte PAK1 [50]
[51], zu einer verminderten zellulären Antwort auf extrazelluläre Wachstumsinhibitionssignale
und somit zu unkontrolliertem Wachstum führt. Neben dieser unkontrollierten Proliferation
scheint auch die Zelladhäsion eine wichtige Rolle in der Tumorentstehung zu spielen.
Rac gehört zu den Small GTPasen der Rho-GTPase-Familie (Rho, Rac, Cdc42) und ist bekannt
dafür, dass es direkt am Zytoskelett angreift und genau solche morphologischen Veränderungen
der Membran hervorruft, welche in Zellen mit vermindertem Merlin gefunden werden können:
Membranruffles, Lamellipodien und Filopodien [52]
[53]. Zudem wurde beschrieben, dass Rac die Integrin-abhängige Adhäsion fördert, welches
ein weiteres Charakteristikum der Schwannomzellen ist [55].
Inhibierung der Rho- und Rac1-GTPase-Aktivität wiederum führt zur Rückwärtsregulation
dieser abnormalen morphologischen Veränderungen von Schwannom-Zellen [53], was die oben beschriebene Hypothese festigt. Auch konnte gezeigt werden, dass ein
Mangel an Merlin die Aktivierung von Rac fördert, was wiederum klassische Rac-abhängige
Veränderungen in der Zelle hervorruft. Des Weiteren führt dies auch zu der Aktivierung
Rac-abhängiger MAP-Kinase-Signalwege, wie z. B. dem c-jun-N-terminalen Kinase (JNK)
Pathway, welcher bereits in der Onkogenese bekannt ist.
Auch Kaempchen et al. postulieren in ihrer Studie „Upregulation of the Rac1 /JNK signaling
pathway in primary human schwannoma cells“ [37], dass ein Mangel an dem Tumorsuppressorprotein Merlin eine Aktivierung von Rac1
und seinem Signalweg, insbesondere dem pro-tumorigenen JNK Pathway, zur Folge hat.
Es konnte gezeigt werden, dass in humanen Schwannomzellen eine erhöhte Aktivierung
von Rac1 und dem Effektor PAK in den Zellmembranen und damit verbunden ein erhöhter
Level an phosphorylisiertem JNK in den Zellkernen vorliegt.
In einer weiteren Studie von A. Jacob et al. [54] konnte gezeigt werden, dass Merlin auch in Vestibularisschwannomen, einer Subentität
der Schwannome, mutiert ist. Die normale Funktion dieses Proteins ist die Inhibierung
der PI3-Kinase (Phosphatidylinositol-3-Kinase), indem es dieses bindet. In dieser
Studie konnte gezeigt werden, dass in Vestibularisschwannomen durch Mutation des Merlins
eine Aktivierung des PI3-Kinase-Pathways erfolgt. Dieser wiederum führt zu erhöhtem
Zellüberleben und vermehrter Zellproliferation. Der oben beschriebene Signaltransduktionsweg
ist auch bei der Entstehung anderer menschlicher Tumoren beschrieben.
Take Home Message
Bei Schwannomen handelt es sich um langsam wachsende benigne Tumoren, welche von den
Hüllstrukturen der Nervenzellen ausgehen. Eine maligne Transformation zum Neurofibrosarkom
wird in ca. 1 % der Fälle beobachtet. Molekularpathologischerseits scheint das Tumorsuppressorprotein
Merlin eine Schlüsselrolle in der Entstehung von Schwannomen einzunehmen, wobei die
genauen molekulargenetischen Signaltransduktionswege noch nicht endgültig geklärt
sind.