Aktuelle Dermatologie 2015; 41(08/09): 317-318
DOI: 10.1055/s-0034-1392881
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Forschung an der Versorgung – 10 Jahre Competenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm)

Research on Healthcare – 10 Years German Center for Health Services Research in Dermatology (CVderm)
M. Augustin
Competenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm), Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Matthias Augustin
Competenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm)
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP)
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. August 2015 (online)

 

Die Versorgungsforschung hat sich in der letzten Dekade zu einer auch wissenschaftlich akzeptierten Disziplin in allen Feldern der Medizin entwickelt. Die deutsche Dermatologie hat mit ihrem Competenzzentrum für Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm) wichtige Impulse im Fach und weit darüber hinaus gesetzt. So gehört die Dermatologie zu den Vorreitern, was eine eigene fachbezogene Versorgungsforschung angeht, und ist das CVderm zusammen mit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) als Fachgesellschaften schon sehr früh Mitglied im deutschen Netzwerk Versorgungsforschung geworden. Eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Versorgungsforschung ist der sachgerechte Einsatz wissenschaftlicher Methoden. Das CVderm hat in seinem zehnjährigen Bestehen sowohl an wichtigen methodischen Papieren des Netzwerks Versorgungsforschung wie auch an Methodenentwicklungen in vielen Bereichen der patientenorientierten Versorgung mitgewirkt und diese entscheidend mitbestimmt. So wurden unter wesentlicher Beteiligung von Mitarbeitern des CVderm sowohl das Memorandum zu epidemiologischen Methoden für die Versorgungsforschung [1] wie auch die entsprechenden Methodenpapiere für die Erfassung von Lebensqualität in der Versorgungsforschung [2] und für die Nutzung von Patientenregistern [3] verfasst. Diese Memoranden wurden nicht nur in Kooperation mit vielen wissenschaftlichen Disziplinen, sondern auch mit Teilen der Selbstverwaltung wie mehreren Mitgliedern des IQWiG verfasst. Das CVderm ist dabei stets in diesen Methodendiskussionen engagiert gewesen. Darüber hinaus hat das CVderm der Versorgungsforschung in Deutschland eine Agenda und eine Systematik gegeben.

Auch ging das Wirken weit über die Dermatologie hinaus und so wurden Versorgungsforschungsansätze in anderen Fachdisziplinen schnell vermittelt. Zu nennen sind hier die Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin [4] [5] und die Ophthalmologie [6].

Die methodenkritische Forschung stand im Mittelpunkt vieler Projekte, die zum Teil aus öffentlichen Förderungen (BMBF, DFG), zum Teil auch aus Mitteln von Stiftungen und der Wirtschaft finanziert wurden. Wichtige methodische Bereiche sind hier die der patientenberichteten Forschung gewesen [7] [8] [9] [10] [11] [12].

Eine weitere wichtige Determinante der Versorgungsforschung ist der Zugang zu validen und robusten Datenquellen. Hier hat das CVderm eine breite Aufstellung entwickelt und seine methodische Sicherheit im Umgang mit Daten unterschiedlicher Quellen unter Beweis gestellt. So zählen zu den wichtigsten vielfach genutzten Datenquellen die direkten Erhebungen in der dermatologischen Versorgung [13] [14], Erhebungen in der Allgemeinbevölkerung [15] [16], Surveys in Kooperation mit Patientenorganisationen [17] [18] [19], Erhebung in Apothekennetzwerken [20] [21], betriebliche Screeninguntersuchungen [22] [23] [24], Krankenkassendaten [25] [26] [27], Daten aus Patientenregistern [28] [29] und Daten aus der histopathologischen Versorgungsforschung [30] [31]. Neben den häufigen dermatologischen Erkrankungen wie Psoriasis, Neurodermitis, Akne Vulgaris oder allergische Rhinitis wurden dabei auch seltene Erkrankungen wie die Neurofibromatose [32] [33] oder das Pyoderma Gangrenosum [34] erforscht.

Als Bilanz aus den zehn Jahren versorgungswissenschaftliche Arbeit am CVderm und seinem daraus hervorgegangen Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP) kann das Zentrum eine auch im weltweiten Vergleich einmalige Bilanz an wissenschaftlichen Daten zur Versorgung vorweisen. An dieser Bilanz waren eine große Zahl von Wissenschaftlern und Ärzten mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beteiligt, denen ein großer Dank für ihre hervorragende wissenschaftliche und publikatorische Tätigkeit gebührt.

Eine Auswahl der verschiedenen Themenbereiche wie auch der unterschiedlichen Fragestellungen und methodischen Ansätze sind im nachfolgenden Schwerpunktheft der Aktuellen Dermatologie zum Thema Versorgungsforschung zusammengestellt. Im Beitrag von Weberschock wird die notwendige Fundierung der medizinischen Forschung in der „evidenzbasierten Medizin“ ausgeführt. Radtke et al. stellen am Beispiel der Psoriasis modellhaft die vielen Facetten der Versorgungsforschung sowie die daraus entstehenden versorgungswirksamen Maßnahmen dar. Jacobi et al. beleuchten regionale Faktoren in der Gesundheitsversorgung, die auch in Deutschland von zunehmender Bedeutung sind und viele Disparitäten in der Qualität und im Zugang zur Versorgung deutlich machen. Steinke et al. greifen mit dem Patienten-Benefit-Index die aus Patientensicht relevanten Therapieziele und Therapienutzen auf, welche einen Kernbereich der heutigen medizinischen Versorgungsforschung darstellen. Scharschmidt et al. vertiefen diese Präferenzforschung mit einer Übersicht verschiedener dafür geeigneter Methoden. Rustenbach et al. belegen am Beispiel des Deutschen Psoriasis-Registers PsoBest den Wert und Nutzen der Forschung mit Patientenregistern. In den nachfolgenden Beiträgen stellen Lohrberg et al. die Versorgungsforschung im Zuge des Arzneimittelgesetzes AMNOG dar und Blome et al. fassen nochmals den methodischen Bereich der Outcomes-Forschung aus Patientensicht zusammen, bei der wiederum der Patienten-Benefit-Index von großer Bedeutung ist.

In der Gesamtschau wird damit die Versorgungsforschung beispielhaft dargestellt und ihr Nutzen für die Dermatologie in Deutschland und im internationalen Bereich aufgezeigt.

Für die Zukunft geht es auch darum, die Versorgungsforschung an möglichst vielen universitären und außeruniversitären Einrichtungen in Deutschland zu etablieren. Aus diesem Grunde wurde mithilfe der Deutschen Dermatologischen Stiftung ein Stipendiumsprogramm ins Leben gerufen, das interessierten Dermatologinnen und Dermatologen die drei- bis zwölfmonatige Hospitation im CVderm ermöglicht. Die Mitautorenschaft von Frau Dr. Steinke und Frau Dr. Schaarschmidt zeugen von dieser exzellenten Kooperation.

Im Namen aller Autoren des Schwerpunktthemas möchte ich Herrn Mario Gehoff für die Koordination und redaktionelle Bearbeitung dieser Ausgabe danken.



Prof. Dr. Matthias Augustin

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