Mit 1 357 304 Neugeborenen ist das Jahr 1964 – wohl auf unabsehbare Zeiten – als Geburtenrekordjahr
in die deutschen Geschichtsbücher eingegangen. In diesem Jahr feiern die Babyboomer
ihren 50. Geburtstag und werden im Laufe der nächsten Dekade wesentlich dazu beitragen,
dass der medizinische Versorgungsbedarf, allen Fachgebieten voran in der Urologie
am stärksten, steigen wird. „Wir erwarten rund 20 % mehr Patienten in der Urologie
und wollen deshalb erneut den Blick auf die Bedeutung der Prävention urologischer
Erkrankungen lenken“, sagt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.
V. (DGU), Prof. Jan Fichtner, der den 66. DGU-Kongress vom 1. – 4. Oktober 2014 in
Düsseldorf unter das Motto „Demografischen Wandel gestalten“ gestellt hat.
Da Urologinnen und Urologen zu einem großen Teil altersassoziierte Erkrankungen behandeln,
wird in dem Fachgebiet eine allein demografisch bedingte Steigerung des Versorgungsbedarfs
bis 2025 von rund 20 % prognostiziert. Gleichzeitig sinkt die Zahl der insgesamt vorhandenen
Arztstunden weiter. „Prävention und Eigenverantwortung bekommen vor diesem Hintergrund
eine wachsende Bedeutung, denn unser Lebensstil hat auch Folgen für Blase und Nieren,
für die Prostata und die Potenz“, sagt Prof. Fichtner. Entsprechende Aufklärung betreiben
die DGU und der Berufsverband der Deutschen Urologen e. V. (BDU) bereits seit 2011
mit ihrem „Ratgeber zur Prävention urologischer Erkrankungen“. „In vielen Fällen können
wir urologischen Erkrankungen vorbeugen. Bei anderen ist es wichtig, sie frühzeitig
zu behandeln, um Begleiterkrankungen zu vermeiden oder zu lindern“, so DGU-Pressesprecherin
Prof. Sabine Kliesch.
Vor allem sind es Steinbildungen, die gutartige Prostatavergrößerung, die Harninkontinenz,
aber auch die erektile Dysfunktion und die Begleiterscheinungen des Testosteronmangels,
die jenseits der 50 gehäuft auftreten. Das Prostatakarzinom, Nieren- und Harnblasenkrebs
gelten als Tumore des Alters. Bei der Entstehung von Harnsteinleiden etwa sind vielfach
Übergewicht und die Art der Ernährung ursächlich. Fast Food und zuckerhaltige Getränke
begünstigen die Steinbildung während körperliche Bewegung und ausreichendes Trinken
der Prophylaxe dienen. Nahezu jeder zweite Mann unter den Babyboomern dürfte bereits
unter einer Prostatavergrößerung leiden, die sich mit Problemen beim Wasserlassen
bemerkbar macht. „Man kann es nicht verhindern, dass die Prostata etwa ab dem 45.
Lebensjahr zu wachsen beginnt und ab einer bestimmten Größe die Harnröhre verengt“,
sagt BDU-Pressesprecher Dr. Wolfgang Bühmann. „Doch es ist wichtig, behandlungsbedürftige
Symptome – medikamentös oder operativ – zu therapieren, um in der Folge Schädigungen
der Harnblase, der Nieren und Prostataentzündungen zu vermeiden sowie Lebensqualität
zu erhalten.“ Abnehmende Potenz ist gleichfalls eine normale Alterserscheinung, die
aber durch Übergewicht und Tabakkonsum forciert wird. In 70 % der Fälle hat die erektile
Dysfunktion organische Ursachen. „Die Ursachen sollten abgeklärt werden, denn eine
Potenzschwäche kann der erste Hinweis auf eine Gefäß- oder Herz-Kreislauf-Erkrankung
und damit Vorbote von Herzinfarkt oder Schlaganfall sein“, rät Professor Kliesch.
Beckenbodentraining etwa beugt in sehr vielen Fällen der weiblichen Harninkontinenz
erfolgreich vor. Rauchstopp gilt vor allem für die Tumoren der Blase und der Nieren
als wichtigste Präventionsmaßnahme. Der „Ratgeber zur Prävention urologischer Erkrankungen“
von DGU und BDU enthält ausführliche fachspezifische Informationen.
Neben den Grundregeln der Prävention (Verzicht auf Tabak- und Drogenkonsum, Profesausgewogene
Ernährung und Vermeidung von Übergewicht, maßvoller Alkoholgenuss, ausreichende Bewegung,
moderate Sonnenbestrahlung sowie Wahrnehmung von Schutzimpfungen und Früherkennungsuntersuchungen)
legt BDU-Pressesprecher Dr. Bühmann dem Babyboomer-Jahrgang einen Satz des Neurobiologen
Prof. Martin Korte aus Braunschweig ans Herz: „Unser Leben im Alter wird in den mittleren
Jahren entschieden.“ Während 60-Jährige, die mit regelmäßigem Sport anfingen, vergangene
Versäumnisse kaum mehr ausgleichen könnten, seien 50-Jährige nach einiger Zeit statistisch
so gut gegen Beschwerden des Alters gewappnet, als hätten sie ihr Leben lang Sport
getrieben.
Nach einer Pressemitteilung (DGU)