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DOI: 10.1055/s-0034-1394342
Pleuramesotheliom – Ist das Erkrankungsrisiko durch Asbest quantifizierbar?
Publication History
Publication Date:
09 October 2014 (online)
Es besteht ein Zusammenhang zwischen der kumulativen, lebenslangen Asbestbelastung und dem Risiko ein Pleuramesotheliom zu entwickeln. Die dosisabhängige Assoziation scheint jedoch durch geschlechtsspezifische Abweichungen modifiziert zu sein. A. Lacourt et al. haben das Risiko der Asbestexposition in Frankreich genauer analysiert.
Thorax 2014; 69: 532–539


Der kausale Zusammenhang zwischen der Asbestexposition und der Ausbildung eines Mesothelioms gilt als gesichert. Noch offen ist die Frage, in welchem Umfang dieser Zusammenhang dosisabhängig ist und wie berufliche und private Expositionen hierbei zu gewichten sind. Auch der geschlechtsspezifische Aspekt bei der Risikobewertung war bisher nicht hinreichend beleuchtet.
Berufliche und private Exposition
Grundlage der Studie bildeten die epidemiologischen Daten von 437 Patienten, bei denen zwischen 1998 und 2002 ein Pleuramesotheliom diagnostiziert worden war. Eine adjustierte Gruppe aus der gesunden Bevölkerung (n = 874) diente als Kontrolle. Die differenzierte Asbestanamnese erfasste sowohl die berufliche als auch die private Belastung (z. B. häusliche Baumaßnahmen). Der Cumulative Exposure Index (CEI) ermöglicht es, die Asbestbelastung kumulativ zu erfassen. Er erfasst sowohl Expositionsfrequenz als auch -intensität und erlaubt eine grobe Quantifizierung. Hieraus lässt sich dann das Lebenszeitrisiko errechnen. Die betroffenen Männer (n = 362) waren überwiegend im technisch-handwerklichen Bereich tätig. Die erfassten Frauen dagegen eher im Verwaltungsbereich (n = 75).
Die Wissenschaftler fanden einen klaren Zusammenhang zwischen der errechneten Dosisbelastung und dem Mesotheliomrisiko. Geschlechtsunabhängig war bei geringer Belastung das Risiko 4-fach erhöht (Odds Ratio [OR] 4,0). Bei starker Belastung stieg es um den Faktor 67 (OR 67,0). Die berufliche Belastung konnte beim Mann 83 %, bei den Frauen dagegen nur 42 % der Mesotheliomfälle erklären. Auffallend war, dass bei Frauen 35 % der Erkrankungen weder durch private noch durch berufliche Exposition erklärt werden konnten. Bei den Männern betrug diese Rate nur 13 %.
Bei Verdacht auf Pleuramesotheliom muss die kumulative Asbestexposition als entscheidender Risikofaktor beachtet werden. Sowohl die berufliche als auch die private Anamnese sind zu erheben. Offen bleibt dabei die Frage, warum bei Frauen über ein Drittel der Fälle nicht durch die bisher etablierten Methoden der anamnestischen Risikoerfassung erklärt werden können. Hier offenbaren sich nach Meinung der Autoren erhebliche methodische Defizite.
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