Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0034-1395340
Innovationen für die Praxis auf der Internationalen Dental-Schau 2015 – Brillante Endo-Therapie selbst in schwierigen Fällen – Grenzen kaum absehbar
Publication History
Publication Date:
12 November 2014 (online)
In der Endodontologie werden selbst schon verloren geglaubte Zähne noch gerettet – und das immer häufiger und für viele Jahre. Darum stellt diese Fachdisziplin auf der Internationalen Dental-Schau (IDS) in Köln, 10.–14. März 2015, einen wichtigen Schwerpunkt dar. Einen Ausblick dazu gibt in unserem Interview Dr. Martin Rickert, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie (VDDI).


? Herr Dr. Rickert, welche Entwicklungen in der Endodontie haben Sie persönlich in den vergangenen Jahren als besonders richtungsweisend empfunden?
Dr. Martin Rickert: Wenn ich einmal die Zeit seit den 90er Jahren überstreife, so stelle ich fest: Nickel-Titan-Instrumente
haben in Kombination mit maschinellen Antrieben mit elektronisch gesteuerter Drehmomentbegrenzung
ein deutlich schnelleres und erfolgssicheres Arbeiten ermöglicht. Dieses Verfahren
zur Kanalaufbereitung hat nach Einschätzung von Experten sogar die größten Vorteile
mit sich gebracht, die irgendeine zahnmedizinische Innovation in den letzten Jahren
zur Folge gehabt hätte.
Eine interessante Ergänzung unserer Zeit besteht in der maschinellen Aufbereitung
mit reziproker Bewegung. Avancierte Systeme nehmen jetzt sogar ein taktiles Feedback
aus der Tiefe des Kanals auf und stimmen die Umkehr des Drehmoments darauf ab. So
arbeitet die Feile stets nahe ihrer maximalen Schneideffizienz und ihres minimalen
Bruchrisikos. Die Wurzelkanalaufbereitung gestaltet sich weniger invasiv, die Kanalform
ist glatter und frei von irregulären Apikalpräparationen, wie Zips und Elbows, und
von Stufenbildungen, so genannten Ledges.
Darüber hinaus sind die Endometrie zur Längenbestimmung, effiziente Spülkonzepte sowie
zuverlässige Obturationswerkstoffe wichtig – und insbesondere die Verwendung optischer
Sehhilfen. Diese reichen von der Lupenbrille mit konfokaler LED-Beleuchtung bis hin
zum OP-Mikroskop für Spezialisten. Eine mindestens achtfache Vergrößerung ist heute
bereits der Standard.
? Wenn das rotierende Nickel-Titan-Instrumentarium so revolutionär gewesen ist – wo liegen zurzeit neue Horizonte?
Dr. Martin Rickert: Die Entwicklung geht in Richtung einer deutlichen Vereinfachung endodontischer Verfahren.
In den 80er-, 90er-Jahren war es eine enorme Erleichterung, endlich klar definierte
Sequenzen von einer Handvoll Feilen zu haben und sich sagen zu können: „Wenn ich diese
Instrumente nacheinander anwende, komme ich zu einer Erfolgssicherheit, die sich auf
dem Stand der Technik bewegt.“
Heute möchte man die Behandlung mit möglichst wenigen Feilen schaffen – am besten
nur eine für die Anlegung des Gleitpfads und eine weitere für die eigentliche Aufbereitung.
Idealerweise lässt sich in beiden Phasen mit rotierenden Instrumenten arbeiten, denn
das spart viel Zeit, die zum Beispiel später in eine umso gründlichere desinfizierende
Spülung mit chemischen Mitteln investiert werden kann.
? Inwieweit funktioniert diese rasche Form der endodontischen Behandlung in der Praxis?
Dr. Martin Rickert: Das hängt natürlich zuallererst von ihrer Ausrichtung ab. Nicht jede allgemeinzahnärztliche
Praxis wird das nötige Equipment heute schon vorrätig haben – der Spezialist schon.
Doch im Grunde sind die meisten Innovationen auf diesen Gebiet für beide attraktiv.
Außerdem versteht es sich von selbst, dass die Kanalanatomie dem behandelnden Zahnarzt
stets natürliche Grenzen vorgibt, denn sie kann beliebig komplex ausfallen. Mehr Sicherheit
und ein zügigeres Arbeiten ermöglicht in diesen Fällen eine intensivere Diagnostik
vor und während der Behandlung. Bei Zweifeln über die vorliegende Kanalanatomie lässt
sich zum Beispiel die Endometrie gut mit einer exzentrischen Röntgenaufnahme kombinieren.
Beide Verfahren durchlaufen zurzeit Weiterentwicklungen und stehen damit bei der kommenden
IDS auf dem „Messe-Laufzettel“ jedes Besuchers mit endodontischem Interesse.
Neuerdings erweisen sich darüber hinaus dreidimensionale Röntgenaufnahmen bei der
exakten Lokalisierung von Wurzelkanälen immer häufiger als hilfreich. Oftmals ermöglichen
die 3D-Darstellungen das Erfassen und den Nachweis zusätzlicher Wurzelkanäle sowie
die Verifizierung diskreter apikaler Aufhellungen.
? Wo liegen bei den heutigen Möglichkeiten die Grenzen der Endodontie?
Dr. Martin Rickert: Die sind für mich zurzeit nicht absehbar. Heute werden in Einzelfällen sogar entzündete
Zähne mit starkem Lockerungsgrad erhalten, indem man sie endodontisch behandelt und
zusätzlich durch kleine Knochen- und Weichgewebstransplantate stabilisiert. Das kann,
wenn man sich die „Alternative Implantation“ vergegenwärtigt, durchaus eine gering
invasive Behandlungsvariante darstellen. So gibt es in vielen schwierigen klinischen
Ausgangssituationen brillante endodontische Lösungen.
Zur schnellen und konzentrierten Orientierung über endodontische und andere Therapieverfahren
und über dafür geeignete innovative Produkte kann sich jeder in einzigartiger Weise
auf der IDS informieren. Der Rundgang durch die Messehallen bietet eine wertvolle
Unterstützung für therapeutische Entscheidungen und für die richtige Investition in
die eigene Praxis.
Interview: Herr Dr. Ehrensberger


#



