Etwa 40–60 % der Melanom-Patienten weisen BRAF-V600-Mutationen auf. Mit ca. 80 % kommen
BRAF-V600E-Mutationen dabei am häufigsten vor. Seit der BRAF-Inhibitor Vemurafenib
zur Anwendung kommt, hat sich die Gesamtüberlebensrate der Patienten erhöht.
Lancet Oncol 2014; 15: 323–232
In den USA wurde im Jahr 2013 mit rund 76 000 Melanom-Fällen und 9180 dadurch bedingten
Todesfällen gerechnet. Die meisten Melanome werden in einem lokalisierten Stadium
entdeckt, in dem die 5-JahresÜberlebensrate noch bei 91,2 % liegt. Beim metastasierten
Melanom überleben jedoch nur 61,7 % der Patienten bei lokaler und 15,2 % bei distanter
Metastasierung 5 Jahre. Chemotherapien haben in diesem Stadium einen begrenzten Erfolg:
Nur 6,3–12,1 % der Patienten sprechen darauf an. Die mittlere Gesamtüberlebensdauer
unter einer Dacarbazin-Therapie beträgt 5,6–9,7 Monate. Hochdosiertes Interleukin-2
kann bei einigen Patienten eine komplette Remission induzieren. Neue Hoffnung für
die Patienten brachten der im Jahr 2011 zugelassene CTLA-4-Antikörper Ipilimumab und
der BRAF-Inhibitor Vemurafenib.
Die Forscher um G. A. McArthur des Peter MacCallum Cancer Centres in East Melbourne,
Australien, führten eine Followup- Studie zur Sicherheit und Effektivität von Vemurafenib
durch. In der BRIM- 3-Studie (BRAF-Inhibitor in Melanoma 3) konnten die Wissenschaftler
bereits nachweisen, dass Vemurafenib im Vergleich zu Dacarbazin mit einer Reduktion
des Mortalitäts- und Progressionsrisikos verbunden ist. In ihrer aktuellen Studie
untersuchten die Autoren nun 675 Patienten aus 12 Ländern. Alle Patienten litten an
einem metastasierten Melanom der Grade IIIc oder IV (M1a, M1b oder M1c) und wiesen
im Cobas-Test BRAF-V600-Mutationen auf. 337 Patienten wurden auf die Vemurafenibund
338 auf die Dacarbazin-Gruppe randomisiert. Der mittlere Follow-up-Zeitraum lag für
Vemurafenib bei 12,5 und für Dacarbazin bei 9,5 Monaten. 83 der 338 Dacarbazin-Patienten
(25 %) wechselten im Verlauf der Studie in die Vemurafenib-Gruppe.
Längeres Gesamtüberleben unter Vemurafenib
Das mittlere Gesamtüberleben war in der Vemurafenib-Gruppe deutlich länger als in
der Dacarbazin-Gruppe (13,6 vs. 9,7 Monate, Hazard Ratio [HR] = 0,70; p = 0,0008).
Auch das mittlere progressionsfreie Überleben war in der Vemurafenib- deutlich besser
als in der Dacarbazin-Gruppe (6,9 vs. 1,6 Monate; HR = 0,38; p > 0,0001).
Für die 598 Studienteilnehmer (91 %) mit einer BRAF-V600E-Mutation betrug das Gesamtüberleben
unter Vemurafenib 13,3 und unter Dacarbazin 10 Monate (HR = 0,75; p = 0,0085). Während
das mittlere progressionsfreie Überleben dieser Gruppe unter Vemurafenib 6,9 Monate
betrug, lag es in der Dacarbazin-Gruppe bei 1,6 Monaten (HR = 0,39; p < 0,0001). Bei
den 57 Patienten (9 %) mit einer BRAF-V600K-Mutation schnitt Vemurafenib ebenfalls
besser ab als Dacarbazin: Das mittlere Gesamtüberleben betrug 14,5 vs. 7,6 Monate
und das progressionsfreie Überleben lag bei 5,9 vs. 1,7 Monaten.
Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen von Grad 3 und 4 bei Studienteilnehmern
der Vemurafenib-Gruppe gehörten: das kutane Plattenepithelkarzinom bei 65 von 337
Patienten (19%), das Keratoakanthom bei 34 Patienten (10 %) und auffällige Leberfunktionswerte
bei 38 Patienten (11 %). In der Dacarbazin-Gruppe kam es bei 26 von 287 Patienten
(9 %) zu einer Neutropenie. Bei 8 Studienteilnehmern (2 %) der Vemurafenib-Gruppe
und bei 7 Patienten (2 %) der Dacarbazin-Gruppe kam es zu unerwünschten Grad-5-Ereignissen.
Im Gegensatz zu BRAF-V600K-Mutationen kommen BRAF-V600E-Mutationen beim Melanom sehr
häufig vor. Die Hemmung von BRAF mit Vemurafenib verbessert jedoch bei beiden Mutationsarten
im Vergleich zu Dacarbazin das Überleben deutlich.