Bei Verdacht auf eine Lungenarterienembolie (LAE) optimiert ein an das Patientenalter
angepasster D-Dimer-Wert den diagnostischen Algorithmus. Belastende Zusatzuntersuchungen
würden sich somit erübrigen, wie die prospektive ADJUST-PE-Studie nun gezeigt hat.
JAMA 2014; 311: 1117–1124
Im Rahmen der Ausschlussdiagnostik einer Lungenarterienembolie gibt es bei älteren
Patienten Probleme mit der Bewertung mäßig erhöhter D-Dimer-Werte. In der Literatur
wird vermutet, dass der Standard-Cut-off-Wert zu falsch-positiven Resultaten führt.
Die so induzierte Überdiagnostik belastet die Patienten. Ein dynamisch an das Alter
angepasster Cut-off-Wert könnte dies verhindern. Über die Aussagekraft einer altersadaptierten
Diagnosestrategie bei Verdacht auf LAE lagen bisher aber noch keine hinreichenden
Daten vor.
Bei den 3324 Patienten der internationalen Multizenterstudie bestand klinisch (z.
B. gemessen mit dem Wells-Score) der Verdacht auf eine LAE. Eine hohe klinischer Wahrscheinlichkeit
führte unmittelbar zur radiologischen Ausschlussdiagnostik (Angio-CT). Bei geringer
Wahrscheinlichkeit war diesem Prozedere ein D-Dimer-Test vorgeschaltet. Auch bei Patienten,
die den Standard Cut-off-Wert (500 μg/L) überschritten hatten, allerdings noch unter
dem altersadjustierten Wert blieben, galt die LAE als hinreichend sicher ausgeschlossen.
Der angepasste Wert wurde nach der Formel „Alter x 10 bei Alter > 50 Jahre“ errechnet.
In der 3-monatigen Nachbeobachtungsphase erfassten die Autoren alle Patienten mit
stark erhöhtem thromboembolischem Risiko und werteten dies als Versagen des primär
eingesetzten Diagnosealgorithmus.
Die Lungenembolie gehört zu den am häufigsten übersehenen und falsch diagnostizierten
Todesursachen. (Bild: © Karin Baum/Thieme Verlagsgruppe)
Altersadjustierter D-Dimer-Wert
Bei 817 Patienten lag der D-Dimer-Wert unter 500 μg/L. Der weitere Verlauf lies vermuten,
dass in dieser Gruppe eine LAE primär nicht erkannt worden war (Fehlerrate 0,1 %).
Gleiches galt bei altersadjustierten Werten. Hier kam ein Diagnoseversager auf 337
Patienten (Fehlerrate 0,3 %). Bei den 1450 radiologisch als unauffällig Klassifizierten
ergaben sich bei 7 Patienten retrospektiv Hinweise auf eine relevante Embolieneigung
(Fehlerrate von 0,5 %). Den altersadjustierten Cut-off-Wert bewerten die Autoren damit
als hinreichend sicher zum Ausschluss einer LAE bei Patienten mit geringer klinischer
Wahrscheinlichkeit.
Der klinische Diagnosealgorithmus bei Verdacht auf eine Lungenarterienembolie sollte,
nach Angaben der Autoren, um eine altersadjustierte D-Dimer-Bewertung ergänzt werden.
Der angepasste Wert verhindert die Überdiagnostik ohne die Patienten zu gefährden.