Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2014; 21(06): 298
DOI: 10.1055/s-0034-1397305
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Mitglieder,

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Publication Date:
08 January 2015 (online)

 
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    von deutschen Medien weitgehend unbemerkt ging Mitte November eines der spektakulärsten Segelrennen zu Ende: die Route du Rhum, die eine wagemutige Schar von Einhandseglern von Saint Malo nach Point á Pitre auf Guadeloupe führte. Ganz vorn, wie seit 1978, die Mehrrumpfboote; circa 3500 Seemeilen Herausforderung an Mensch und Material über 7 bis 10 Tage! Wer mag sich vorstellen welchen Gefahren und Belastungen sich die Teilnehmer in dieser Zeit exponiert sehen? Welche physischen und psychomentalen Voraussetzungen müssen sie mitbringen, um zu bestehen? Was ist im Sinne einer angemessenen medizinischen Vorsorge erforderlich; welch ein Rettungskonzept muss der Veranstalter etablieren, um seiner Verantwortung gerecht zu werden?

    Die älteren unter uns werden sich sicher noch an das legendäre Fastnet Race von 1979 erinnern, bei dem vor der englischen Westküste im Sturm 15 Besatzungsmitglieder und 3 Retter ums Leben kamen! Diese Bootsrennen sind also weit entfernt von der Konnotation mit Hobby und Freizeit. Es handelt sich um Extremsport, bei dem es ebenso professionell zur Sache geht, wie in der Handelsschifffahrt.

    Auch sind es keine Einzelereignisse: Während diese Zeilen zu Papier gehen, läuft zum Beispiel das Volvo Ocean Race und Wikipedia listet nicht weniger als 35 Offshoresegelrennen. All diese Events haben ihre eindeutigen medizinischen Aspekte; lesen Sie hierzu den Bericht unseres Mitglieds Thomas Wolffgram zum Clipper Round the World Race in diesem Heft!

    Unsere internationale Schwestergesellschaft widmete auf dem diesjährigen Kongress der spanisch/französischen Gesellschaften für maritime Medizin in Barcelona den offshore boat races einen Workshop. Dies ist also keine Domäne der Sportärzte allein, sondern fordert eindeutig auch die maritime Medizin!

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    (Bild: Jens Kohlfahl)

    Vor Herausforderungen steht ebenfalls die Handelsschifffahrt: Die Tendenz zu immer größeren Schiffen für den transozeanischen Verkehr scheint ungebrochen. Mit dieser Entwicklung verbindet sich die Frage, welche Häfen für diese Megacarrier noch geeignet sind und welche Magistralen an Land die Warenströme zu den Zentren des Verbrauchs und der Weiterverarbeitung künftig aufnehmen können. In diesem Zusammenhang sei nur auf die gerichtliche Klärung der Vertiefung von Elbe und Weser verwiesen. Traditionelle Ballungszentren werden immer schwerer erreichbar. Die Tendenz zu großen Hubs auf der grünen Wiese an der Küste ist eine mögliche Antwort. Als Folge wird die Küsten- und Binnenschifffahrt (Feederverkehr) wohl wachsen. Dies alles ist geeignet, die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Seeleuten (und Hafenarbeitern) erheblich zu ändern. Als medizinischer Teilaspekt ergibt sich zum Beispiel die Frage, wie Seeleute in Häfen mit erheblichen Distanzen zu städtischer Infrastruktur und hohem ‚Turnover‘ im Krankheitsfall zu angemessener Diagnostik und konsekutiver (und kontinuierlicher) Behandlung kommen? Wie können sie unter diesen Bedingungen ihre Gesundheit und damit ihre Erwerbsfähigkeit erhalten?

    Sind wir als Fachgesellschaft aufgefordert, hierzu Ideen zu entwickeln und anzubieten? Oder betreiben wir „die Förderung der wissenschaftlichen Schifffahrtmedizin“ (Zitat Satzung!) als eine Art Selbstzweck? In den zurückliegenden Jahren haben diese Fragen unseren Vorstand immer wieder beschäftigt und wir haben uns mehr als einmal entschieden, uns auch in die praktische Gestaltung der Gesundheitsfürsorge für die Menschen auf See einzubringen.

    Sie alle möchte ich dazu auffordern, in diesem Sinne nicht nur bei unserer nächsten Mitgliederversammlung (s. Vorankündigung) einen neuen Vorstand zu bestimmen, sondern diesem auch ein eindeutiges Mandat mit auf den Weg zu geben!

    Mit herzlichen Grüßen
    Ihr
    Klaus Seidenstücker, Tarp

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    Klaus Seidenstücker

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    (Bild: Jens Kohlfahl)
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    Klaus Seidenstücker