Das niederländische Biotechnologieunternehmen Micreos hat mit Staphefekt™ ein bakterienabtötendes
Enzym speziell gegen Staphylococcus aureus entwickelt, das gegen methicillinresistente
Staphylococcus aureus (MRSA) wie methicillinsensitive Staphylococcus aureus (MSSA)
gleichermaßen effektiv wirkt. Dr. Bjorn Herpers präsentierte die neue Technologie
auf der Konferenz „Antibiotic alternatives for the new millennium“ in London vom 5.–7.
November 2014.
Strategie auch gegen antibiotikaresistente Bakterien
Staphefekt™ ist das erste Endolysin, das für die Behandlung am Menschen auf intakter
Haut zur Verfügung steht. Endolysine sind Enzyme, die von Bakteriophagen (Phagen)
stammen. Diese Mikroorganismen töten ausschließlich Bakterien. In der Natur vermehren
sich Phagen in Bakterien, dabei zerstören sie die bakterielle Zellwand mit Endolysinen.
Der Wirkmechanismus der Endolysine unterscheidet sich grundsätzlich von dem der Antibiotika,
sodass selbst antibiotikaresistente Bakterien dagegen empfindlich sind.
Weitere Eigenschaften des Enzyms sind schnelles Abtöten (Lyse) der Zielbakterien und
eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit einer Resistenzentwicklung, weil es unabhängig
vom bakteriellen Stoffwechsel wirkt, der entscheidend für die Entwicklung von Resistenzmechanismen
ist, und weil es auf eine Region der Bakterienzellwand zielt, die wenig anfällig für
Mutationen ist. Ein weiteres Charakteristikum liegt in der spezifischen Wirkung auf
S. aureus, ohne nützliche Bakterien zu beeinträchtigen.
Dr. Bjorn Herpers, medizinischer Mikrobiologe am regionalen Labor für öffentliche
Gesundheit Kennemerland, sagte in seinem Vortrag in London: „Die Ergebnisse sind vielversprechend
und zeigen, dass diese Technologie das Potenzial hat, die Behandlung bestimmter bakterieller
Infektionen grundlegend zu verändern. Angesichts des zunehmenden Auftretens multiresistenter
Bakterien benötigen wir neue Strategien zur Behandlung bakterieller Infektionen. Im
Gegensatz zu Antibiotika führen Endolysine seltener zur Resistenzentwicklung und greifen
zudem nur ihre spezifischen Bakterienarten an, während sie nützliche Bakterien verschonen.”
(Bild: Thieme Verlagsgruppe; D. Jensen)
Weitere Studien geplant
In-vitro-Studien und In-vivo-Beobachtungsstudien, die in London vorgestellt wurden,
haben diese Eigenschaften bestätigt.
Beobachtungsstudien an Patienten haben eine ähnliche Wirksamkeit gezeigt: In einer
Fallserie war nach einwöchiger lokaler Staphefekt™-Anwendung S. aureus vollständig
aus den geschädigten Hautbereichen S. aureus-positiver Rosazeapatienten entfernt,
während andere kommensale Hautbakterien (wie S. epidermidis) nach wie vor präsent
waren.
In einer weiteren Fallserie fand sich S. aureus vor der Behandlung in 6 Hautkulturen
(3 Patienten mit chronischer atopischer Dermatitis/Neurodermitis, 2 mit Kontaktdermatitis
und einer mit perioraler Dermatitis). Bei 5 von 6 Patienten schwächten sich die Symptome
unter der Behandlung ab und die Patienten berichteten, weniger oder keine Kortikosteroide
mehr zu benötigen.
Micreos hat klinische Studien in neuen therapeutischen Bereichen aufgenommen und ist
zur Umsetzung weiterer Studien an einer internationalen Zusammenarbeit mit Klinikärzten
interessiert.
Quelle: Presseinformation Micreos DE, Bilthoven, 13.11.2014