Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2014; 21(06): 317
DOI: 10.1055/s-0034-1397321
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Tetravalente vs. trivalente Grippeimpfstoffe – Zusätzliche Influenza-B-Infektionen verhindern

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Publication Date:
08 January 2015 (online)

 

    Die Grippeschutzimpfung verhindert derzeit jährlich etwa 5 Mio. Infektionen in Deutschland. Das zeigt ein aktuelles Simulationsmodell, das von Professor Dr. Martin Eichner (Universität Tübingen und Fa. Epimos GmbH) in Kooperation mit ärztlichen Experten und mit der Softwarefirma ExplSYS GmbH entwickelt und finanziell von GlaxoSmithKline unterstützt wurde. Zusätzliche 395 000 Influenzainfektionen könnten jährlich verhindert werden, wenn statt der trivalenten Standardgrippevakzine deutschlandweit die innovativen tetravalenten Impfstoffe verwendet würden. Diese Ergebnisse wurden aktuell in der Fachpublikation BMC Infectious Diseases veröffentlicht.

    Vermeidung von Influenza-B-Infektionen

    Die Simulationen zeigen, dass die derzeit gebräuchliche Impfung mit trivalenten Standardimpfstoffen die Grippeinzidenz im Vergleich zum Szenario ohne Grippeimpfung substanziell reduziert. Die Verwendung eines tetravalenten Impfstoffs reduziert die verbliebene jährliche Infektionsrate durchschnittlich um weitere 395 000 Fälle. Dadurch könnten 11,2 % aller verbliebenen Influenza-B-Fälle verhindert werden, die es bei der Verwendung trivalenter Impfstoffe noch gibt. Dieses Ergebnis hängt auch davon ab, wie stark der wechselseitige Immunschutz (Kreuzprotektion) zwischen den beiden Influenza-B-Linien ist. Bei den Simulationen wurde von einem relativ hohen Wert von 60 % ausgegangen. Wenn man dagegen eine geringere Kreuzprotektion bei den Influenza-B-Linien annimmt, könnte die Anzahl der durch tetravalente Impfung verhinderten Fälle bis zu einem Faktor von 5,5 höher sein: Bei Annahme von nur 30 % Kreuzprotektion zwischen den B-Linien könnten 853 000 Influenza-B-Infektionen vermieden werden. Abhängig vom Grad der B-Linien-Kreuzprotektion könnten tetravalente Impfstoffe die Influenza-B-Inzidenz um 11–33 % reduzieren.


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    Simulationsmodell errechnet realitätsnah Erkrankungszahlen

    Bei der Erstellung des Simulationsmodells wurde die Übertragung der Influenza sehr detailliert nachgebildet. Dies betrifft besonders die komplexe Immunitätsdynamik der Influenza, die auch das Auftreten neuer Influenzavarianten berücksichtigt, und bei der eine bestehende Immunität langsam wieder verloren geht oder durch Impfungen und Infektionen aufgefrischt werden kann. Um den Effekt trivalenter und tetravalenter Grippeimpfstoffe möglichst realistisch vergleichen zu können, wurden gleichzeitig 4 Influenzastämme simuliert und dabei noch eine Kreuzprotektion zwischen den B-Linien angenommen. Die Simulation erfolgte auf Basis virtueller Einzelpersonen, die über ein dynamisches, altersabhängiges Kontaktnetzwerk miteinander verbunden sind, welches auf einer EU-Studie basiert (POLYMOD-Matrix). Die Altersverteilung bildet demografische Daten und Vorhersagen für Deutschland ab. Die Kalibrierung erfolgte auf Basis einer beobachteten jährlichen Infektionsrate von 10,6 % unter jungen Erwachsenen. Die Impfabdeckung der jährlich im Oktober und November durchgeführten Impfungen hängt bei der Simulation von Alter, Risikostatus sowie dem vorherigen Impfstatus ab und entspricht den Rahmenbedingungen in Deutschland.

    Die Simulationen werden über 50 Jahre ausgeführt: Dabei wird in den ersten 30 Simulationsjahren eine realistische Altersverteilung der Immunität in der Bevölkerung erzeugt; erst in den letzten 20 Jahren der Simulation erhalten Individuen tetravalente Grippeimpfungen oder werden mit trivalent geimpften Individuen verglichen. Auch die kontinuierliche Veränderung der Influenzaviren wird in Betracht gezogen: Bei Auftreten einer neuen Virusvariante steht plötzlich ein Teil der Bevölkerung ohne Immunschutz da; die Einschleppung erfolgt zudem in einigen Jahren so unerwartet, dass die Impfstoffwirksamkeit gegen diese neuen Viren wesentlich geringer ausfällt als in den anderen Jahren.

    Quelle: Presseinformation GlaxoSmithKline, München, 07.11.2014


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