Z Gastroenterol 2015; 53(1): 18
DOI: 10.1055/s-0034-1397473
Nachruf
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Nachruf Prof. Dr. Peter Hans Clodi (1929–2014)

Günter J. Krejs
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Publication Date:
26 January 2015 (online)

Professor Dr. Peter Hans Clodi ist am 2. Juli 2014 im 85. Lebensjahr in seiner Heimat in Oberösterreich verstorben. Er war ein Pionier und Wegbereiter in der Gastroenterologie in unseren Landen. Er war Präsident und später Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie.

Nach Abschluss des Medizinstudiums in Wien war er zuerst Mitarbeiter bei Prof. Otto Kraupp, dem Ordinarius für Pharmakologie an der Universität Wien und späteren Mehrmals-Dekan der Medizinischen Fakultät. 1956 begann P. H. Clodi seine internistische Facharztausbildung an der 1. Medizinischen Klinik der Universität Wien unter Prof. Lauda. Sein erster Oberarzt war Friedrich Wewalka, der Schwerpunkt der Krankenstation und der Laborarbeit lag auf der Hepatologie. Er befasste sich damals mit Elektrophorese und Papierchromatographie, es kam zur Einführung der GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase) in die Routinediagnostik des Kliniklabors. Aus eigenem Antrieb organisierte er sich einen USA-Aufenthalt in Boston bei Franz Ingelfinger, der das New England Journal of Medicine zu dem machte, was es heute ist. Zusammen mit meinem späteren Mentor, John Fordtran, arbeiteten sie an der Erforschung der Dünndarmabsorptionsmechanismen mittels Triple-Lumen-Perfusionssonden. Mit John Fordtran, der später nach Dallas, Texas zurückkehrte, verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Von Boston ging es nach San Francisco zu Prof. Carbone, wo P. H. Clodi nicht nur alles über die Bromthalein-Methode lernte, sondern auch Ratten mit Gallenfisteln studierte und Experimente mit isolierten perfundierten Rattenlebern durchführte.

Zurück in Wien an der I. Medizinischen Klinik, nun unter Prof. E. Deutsch, vervollständigte er seine Ausbildung und war in zahlreiche Forschungsprojekte involviert. Es war aber nicht immer ganz leicht: Als er und Norbert Stefanelli eine Dünndarmbiopsie-Sonde anschaffen wollten, sagte Prof. Deutsch: „Über den Dünndarm wissen wir schon alles“. P. H. Clodi war auch Vorlesungsassistent, was damals einer besonderen Elite-Position entsprach und er hielt den berühmten Rigorosantenkurs „In 20 Stunden alles über die Innere Medizin“. Er sagte, in dem ihm eigenen Humor, dass er selbst dabei am meisten gelernt hätte.

1967 folgte P. H. Clodi der Einladung an die neugegründete Universität Ulm um unter den Professoren Heilmeyer, Pfeiffer und Uexküll eine gastroenterologische Einheit aufzubauen. Auch seine Erfahrungen in der Endoskopie kamen ihm dabei sehr zugute. In Ulm habilitierte er sich auch 1968, die Absorption von Monosacchariden gegen Konzentrationsgradienten (Darm / Blut) aus hypo- und hypertonen Lösungen war sein Thema. Da es die erste Habilitation in Ulm war, wurde die Habilitationsvorlesung im Rathaus vor Stadtratsherren und Universitätssenat abgehalten.

1971 übernahm P. H. Clodi das Primariat des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Linz, wo er bis zu seiner Pensionierung 1995 wirkte. Er hat viele hervorragende Gastroenterologen und vortreffliche Internisten ausgebildet. In ganz besonderer Weise kümmerte er sich um seine schwierigen und komplizierten Patienten und stand diesbezüglich in engem Kontakt mit den Universitätskliniken. Die Geschichte der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie hat er anlässlich der 30. Jahrestagung in Baden bei Wien 1997 genau zusammengefasst und dokumentiert (www.oeggh.at). Im Jahre 2004 gab es zu seinem 75. Geburtstag in Linz ein großes Festsymposium über Dünndarmerkrankungen, das sein Nachfolger als Primarius, Prof. K. Lenz organisierte. Viele seiner Schüler und internationale Experten, wie Alan Hofmann aus San Diego, sprachen dort zu seinen Ehren.

Für seine Familie mit weiteren Ärzten und 14 Enkelkindern war er immer da. Umgekehrt war seine liebe Frau Hella für ihn ein Leben lang immer da. Seine Liebe galt auch dem Salzkammergut, dem Traunsee sowie der Fischerei und Fischzucht. Es war auch in der wunderschönen Kirche in Traunkirchen am See mit der berühmten Fischerkanzel, wo wir uns alle von ihm, unserem Lehrer und Freund und unserem großen Vorbild in der Gastroenterologie, verabschiedeten.

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Prof. Dr. Peter Hans Clodi  (Bild mit freundlicher Genehmigung von G. J. Krejs)