Z Gastroenterol 2015; 53(5): 530-531
DOI: 10.1055/s-0034-1397752
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Gesundheitspolitisches Forum zur fachärztlichen Versorgung – Nur ein gemeinsames Vorgehen kann eine Lösung bringen

Gero Moog
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Publication Date:
18 May 2015 (online)

Im November 2014 beleuchtete eine hochkarätig besetzte Veranstaltung in Kassel Chancen und Möglichkeiten einer besseren Verzahnung zwischen ambulanter fachärztlicher Medizin und stationärer fachärztlicher Versorgung.

Immer wieder sorgt die so genannte „doppelte Facharztschiene“ als ein typisches Merkmal des deutschen Gesundheitssystems für öffentliche Diskussionen. Gemeint ist damit, dass einerseits niedergelassene Fachärzte die ambulante Versorgung übernehmen, andererseits aber eine fachärztliche Betreuung auch in Kliniken stattfindet. In zahlreichen gesundheitspolitischen Diskussionen wird immer wieder angeführt, dass dieses System ineffizient sei. Hinzu kommt, dass sich durch die Gründung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZs) und deren Betrieb durch die Fachärzte der Kliniken auch die Krankenhäuser mittlerweile auf gesetzlicher Grundlage für den ambulanten Sektor öffnen können und sich viele niedergelassene Fachärzte dadurch zunehmend einer Konkurrenz durch die Kliniken ausgesetzt sehen.

Qualität der Versorgung darf nicht leiden

„In diesem Spanungsfeld kommt es immer wieder zu Reibungsverlusten, die sich letztendlich negativ auf die Qualität der Patientenversorgung auswirken. Es gilt, hier intelligente Lösungen zu finden, wie der ambulante und stationäre Bereich besser verzahnt werden können. Denn eines ist klar: Kliniken können nicht auf die Kooperation mit niedergelassenen fachärztlichen Partnern verzichten, soll die medizinische Versorgung auf hohem Niveau aufrecht erhalten werden“, machte Michael Schmidt, Geschäftsführer des Marienkrankenhauses in Kassel und Mitveranstalter des 1. Gesundheitspolitischen Forums an der Klinik, deutlich.

Als Diskussionspartner der mit rund 40 Teilnehmern gut besuchten Veranstaltung waren der 1. Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in Hessen, Dr. med. Frank Dastych, der 2. Vorsitzende des Bundes deutscher Internisten, Dr. med. Hans-Friedrich Spies, Michael-Arne Schüssl, Regionalgeschäftsführer der BEK – Barmer Ersatzkasse, Dr. med. Uwe Popert, Vorsitzender des GNN – Gesundheitsnetz Nordhessen und Vorstand bei hessenmed sowie Dr. med. Gero Moog vom bng – Berufsverband niedergelassener Gastroenterologen.


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Spezialisierung als Lösungskonzept

Auch wenn nach Einschätzung aller Diskussionsteilnehmer „der große Wurf“ für eine intelligente und sinnvolle Gestaltung der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung seitens des Gesetzgebers derzeit nicht in Sicht ist, so ergeben sich doch bereits aus der Praxis taugliche Ansätze für eine strukturierte Zusammenarbeit, wie Dr. Gero Moog, der seine Praxis als niedergelassener Gastroenterologe am Marienkrankenhaus betreibt, schilderte: „Die fachärztliche Zusammenarbeit zwischen ambulantem und stationären Bereich stellt sich in aller Regel eher als komplementär und weniger als redundant dar. Dies ergibt sich schon alleine aus den unterschiedlichen Spezialisierungen und Anforderungen, die in den beiden Sektoren bestehen.“ Geschäftsführer Schmidt ergänzte: „Am Marienkrankenhaus praktizieren wir dies beispielsweise im Bereich Gastroenterologie, in dem eine sehr enge Kooperation mit unserem niedergelassenen Partner besteht.“

Als Fazit aus der regen Diskussion dieser Pilotveranstaltung soll das Gesundheitspolitische Forum künftig einmal jährlich am Marienkrankenhaus stattfinden. Dazu Schmidt abschließend: „Es ist sehr deutlich geworden, dass eine offene Fachdiskussion zwischen den beteiligten Akteuren konstruktiv zur Lösung gesundheitspolitischer Fragen beitragen kann.“ Letztlich ist klar, dass nur ein gemeinsames Vorgehen aller Akteure im Gesundheitswesen die anstehenden Probleme lösen wird. Wir, das heißt die Vertreter der Ärzte, dürfen uns dabei nicht von der Politik in ein haus – und fachärztliches Lager treiben lassen, ebenso wie es keinen echten Dissens zwischen stationärer und ambulanter Medizin geben sollte. Denn die partikulare Sicht schwächt unsere Position und macht uns zum Spielball der Politik, deren Gestaltungswille ja auch in der Vergangenheit eher schwach war und häufig in die falsche Richtung ging.


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