Z Gastroenterol 2016; 54(01): 102-103
DOI: 10.1055/s-0034-1398260
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Die Anzahl der Vorsorgekoloskopien nimmt wieder leicht zu – Koloskopie bleibt weiterhin keine „boombare“ Leistung!

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Publication Date:
18 January 2016 (online)

Wie auch in den letzten Jahren analysiert der bng die Entwicklung der Koloskopien. Diese Untersuchung ist eine Kernleistung der Gastroenterologen. Aktuell liegen Daten von allen Kassenärztlichen Vereinigungen und der KBV für 2014 vor. Hier zeigt sich ein positiver Trend für die Teilnahmezahlen an der Vorsorgekoloskopie in den Jahren 2013 und 2014.

War die Anzahl der Vorsorgeuntersuchungen von 2006 (629 250) bis 2012 (389 925) um insgesamt 38 Prozent gesunken ( [Tab. 1]), so steigen die Abrechnungszahlen für 2013 (410 332) und 2014 (444 513) um insgesamt 13.5 Prozent wieder an. Dieser erfreuliche Anstieg reflektiert zwei Ursachen. Einmal wird deutlich, dass Bürger und Ärzte Vertrauen in diese Untersuchungen haben. Der Vorsorgeeffekt tritt wirklich ein. Die Morbidität und Mortalität des kolorektalen Karzinoms sinkt. Dies beschreiben aktuelle epidemiologische Untersuchungen des RKI. Zudem haben Bürger, die schon 2002 ff. an der Vorsorgekoloskopie teilgenommen haben, jetzt nach zehn Jahren die Möglichkeit, sich zum zweiten Mal einer solchen Untersuchung zu unterziehen. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Trend anhält.

Bei der Analyse der Vorsorgezahlen (weitere Details bei der Fachgruppe Kolorektales Karzinom auf www.gastro-bng.de) wird darüber hinaus deutlich, dass der Zuwachs in den letzten zwei Jahren nicht gleichmäßig über Deutschland verteilt ist: In Mecklenburg-Vorpommern (+ 22.4 %), Schleswig-Holstein (+ 17.5 %), Bremen (+ 13.5 %) und Niedersachsen (+ 11.7 %) zeigen sich die größten Zuwächse in der Teilnahmerate. Die Ursache dieses Nord-Süd-Gefälles in der Inanspruchnahme der Vorsorge bleibt unklar.

Kurative Koloskopien nehmen seit 2006 (957 313 Untersuchungen) kontinuierlich bis 2014 (1 291 830) zu. Der Zuwachs beträgt insgesamt fast 35 Prozent. Dabei kommt es in den letzten fünf Jahren zu einer Abflachung des Zuwachses auf zwei bis drei Prozent jährlich. Die Ursachen für diesen Zuwachs sind vielfältig. Bei der Vorsorgekoloskopie ergeben sich 15 bis 30 Prozent kontrollbedürftige Befunde nach Abtragen von Polypen (Adenomen) oder Krebsnachsorge. Daraus resultieren abrechnungstechnisch kurative Koloskopien im Verlauf. Auch jede Abklärung eines positiven Hämoccult-Testes („Blut im Stuhl“) ist keine Vorsorge - sondern eine kurative Koloskopie. Der berechtigte Wunsch von Menschen, sich vor dem 56. Lebensjahres einer Vorsorgekoloskopie zu unterziehen, insbesondere wenn ein familiäres Darmkrebsrisiko vorliegt, kann nur als kurative Koloskopie abgerechnet werden. Diese Aspekte machen den Zuwachs gut nachvollziehbar und belegen: die Koloskopie ist auch weiterhin keine „boombare“ Leistung.

Addiert man Vorsorgekoloskopien und kurative Untersuchungen, so ergibt sich jährlich nur ein minimaler Zuwachs. Über neun Jahre beträgt dieser kumulativ weniger als 10 Prozent.

Dr. Dietrich Hüppe (Sprecher der Fachgruppe Kolorektales Karzinom im bng), Rudolf Loibl (bng-Verbandsmanager)

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Dietrich Hüppe
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Rudolf Loibl
Tab. 1

GOP 01741 + 13421, Entwicklung 2006 bis 2014 bundesweit

KV

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

Vorsorge

629 250

619 319

546 280

472 829

409 686

395 399

389 925

410 332

444 513

Im Vergleich zum Vorjahr:

–1,58%

–11,79%

–13,45%

–13,35%

–3,49%

–1,38%

5,23%

8,33%

Im Vergleich zu 2006:

–1,58%

–13,19%

–24,86%

–34,89%

–37,16%

–38,03%

–34,79%

–29,36%

kurativ

957.313

1 011 845

1 082 984

1 145 765

1 177 541

1 200 273

1 234 262

1 254 068

1 291 830

Im Vergleich zum Vorjahr:

5,70%

7,03%

5,80%

2,77%

1,93%

2,83%

1,60%

3,01%

Im Vergleich zu 2006:

5,70%

13,13%

19,69%

23,00%

25,38%

28,93%

31,00%

34,94%

gesamt bezogen auf 2006:

2,81%

2,69%

2,02%

0,04%

0,57%

2,37%

4,91%

9,44%