ergopraxis 2015; 8(01): 14-16
DOI: 10.1055/s-0034-1398469
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Internationale Studienergebnisse


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Publication Date:
08 January 2015 (online)

 

Deutschlandweite Befragung – So denken Therapeuten über ihre Zukunft

Direktzugang, Akademisierung, Weiterbildung – die Liste der Diskussionsthemen in den Gesundheitsberufen ist lang. Doch was denken Ergo- und Physiotherapeuten selbst über die Zukunft ihrer Berufe? Eine berufspolitisch unabhängige Arbeitsgruppe von Ärzten, Ergo-und Physiotherapeuten befragte über acht Monate hinweg Therapeuten in Deutschland und veröffentlichte jetzt erste Ergebnisse.

Insgesamt 3.506 Fragebögen, darunter 2.233 von Physio- und 1.273 von Ergotherapeuten, konnten die Forscher auswerten. Die Befragten waren im Schnitt 36 Jahre alt und überwiegend weiblich (81,6 Prozent). Der größte Teil der Therapeuten war angestellt, knapp ein Drittel selbstständig. Über einen akademischen Abschluss verfügten 14,2 Prozent.

Neben Antworten zu geschlossenen Fragen konnten die Teilnehmer Kommentare dazu abgeben, was sich ihrer Meinung nach in der Ergo- bzw. Physiotherapie ändern müsste. Bei der Auswertung gruppierten die Forscher die Antworten in die acht Hauptthemen: Bezahlung, Mitsprache, Anerkennung, Aus- und Fortbildung, Kooperation, Erstzugang, Akademisierung und Sonstige ([ Grafik ]).

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Etwa 40 Prozent der Therapeuten halten die Akademisierung für zwingend erforderlich. Die meisten glauben, dass sie ihren Beruf aufwertet. Den Direktzugang befürworten 67,9 Prozent der befragten Ergotherapeuten. Der Großteil fühlt sich auch schon jetzt dazu befähigt. Ebenso sieht die Mehrheit Änderungsbedarf in der Ausbildung. Hier müssten die Lehrkräfte besser qualifiziert sein und die Kosten gesenkt werden. Auseinander gingen dagegen die Meinungen, ob es in bestimmten Bereichen wie der Neurologie einen Einheitsberuf aus Physio- und Ergotherapie geben sollte. Jeder Fünfte sähe darin eine deutliche Qualitätssteigerung, die anderen fordern weiterhin eine Abgrenzung der Berufe.

Die Ergebnisse dienen jetzt als Grundlage für die zukünftige Entwicklung der Berufe, so die Autoren.

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Gesundheitswesen 2014; doi: 10.1055/S-0034-1387711

„Was müsste sich Ihrer Meinung nach an der Berufssituation ändern?“ – Stimmen der Studienteilnehmer

„Nur Hochschulabsolventen sollten eine Direktzugangserlaubnis bekommen.“

„Für den Direktzugang brauchen wir dringend eine Lobby und die versicherungstechnische Rückendeckung.“

„Gut wäre ein gemeinsames Grundstudium mit den Medizinstudenten oder ein Studium auf Medizinniveau.“

„Nach zehn Jahren Berufserfahrung sollte jeder Therapeut einen Direktzugang bekommen.“

„Wir brauchen bezahlbare Studienplätze und müssen wegkommen von Privat-Fachhochschulen.“

„Die Ausbildung müsste flächendeckend akademisiert werden.“

„Wir brauchen neue Arbeitsfelder, sonst lässt sich die Zukunft unserer Berufe nicht sichern.“

„Wir dürfen keine Angst mehr davor haben, hohe Preise für unsere Arbeit zu verlangen.“

„Für eine bessere Patientenversorgung muss eine genauere Befundung durch die Ärzte her.“


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Sturzprävention – Tanzen verbessert das Gleichgewicht

Im Alter kommt es häufig zu Funktionsverlust. Dieser kann sich äußern in Verwirrtheit, verringerter Muskelkraft, einem geschwächten Abwehrsystem und Gleichgewichtsproblemen. Das erhöht das Fallrisiko und birgt die Gefahr von Frakturen. Die Ergotherapiestudentinnen Anna van Rompaey und Febe van Wetteren aus Gent untersuchten in einer Literaturstudie, welche präventiven Therapieformen es gibt und ob speziell das Tanzen einen positiven Effekt auf physische Funktionen und das Gleichgewicht von älteren Menschen hat.

Hierzu analysierten sie drei Studien aus den Jahren 2005, 2010 und 2013. Die darin beschriebenen Interventionen erstreckten sich über einen Zeitraum von 6–12 Wochen, in denen die insgesamt 130 Probanden einbis dreimal wöchentlich an 40–75-minütigen Tanzstunden teilnahmen. Das Spektrum der Tänze reichte von Salsa, Merengue über Thai Dance bis hin zu Polka, Walzer, Foxtrott, Chacha-cha und Cancan. In allen drei Studien steigerten sich die Tänzer hinsichtlich Gleichgewicht signifkant. Darüber hinaus verbesserten sie ihren allgemeinen Gesundheitszustand durch einen verringerten Alkohol- und Tabakkonsum, eine verbesserte Schlafqualität und erhöhte sexuelle Aktivität. Positiv wirkte sich zudem der psychosoziale Gruppeneffekt aus.

Die Studenten schlussfolgern, dass sich das Tanzen durchaus auch therapeutisch dafür eignet, physische Funktionen und das Gleichgewicht zu trainieren und damit das Fallrisiko zu reduzieren.

Saja

WTvE 2014; 2: 44–47


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