Der Klinikarzt 2014; 43(11): 498
DOI: 10.1055/s-0034-1398477
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Rauchen verursacht Rheuma – Rechtzeitiger Rauchstopp kann die Erkrankung verhindern

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Publication Date:
15 December 2014 (online)

 

Zigarettenrauch verschlimmert eine Rheumaerkrankung nicht nur, er scheint sogar Rheuma auszulösen: Das Risiko, an Rheuma zu erkranken, ist bei Rauchern doppelt so hoch wie bei Nichtrauchern, zeigt eine schwedische Studie [1]. Direkt mit dem Risiko verknüpft ist die sowohl Menge der Zigaretten als auch die Anzahl der Jahre, über die Menschen rauchen. Welche Mechanismen zum Ausbrechen von Rheuma führen und wie Mediziner und Betroffene gegensteuern und vorbeugen können, diskutierten Experten auf der Pressekonferenz anlässlich des Herbstsymposiums der Korporativen Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. am 29. Oktober in Wiesbaden.

Fehlgeleitete Immunabwehr ruft entzündliche Prozesse hervor

Neben den bei Rauchern häufigen Erkrankungen wie Lungen- und Gefäßschäden steht Zigarettenrauch schon lange im Verdacht, auch verschiedene entzündliche Gelenk- und Bindegewebserkrankungen wie rheumatoide Arthritis, also Gelenkrheuma, auszulösen. Wie bei jeder Autoimmunerkrankung richtet sich auch bei Rheuma die körpereigene Abwehr gegen den Körper selbst, anstatt diesen vor Schäden von außen zu schützen. Diese fehlgeleitete Immunabwehr ruft entzündliche Prozesse hervor – in Gelenken, Organen, Muskeln oder auch Blutgefäßen. Bei rheumatoider Arthritis wenden sich die „Antikörper“ gegen bestimmte Eiweiße in den Geweben, die sogenannten citrullinierten Peptide. Stoffe im Zigarettenrauch begünstigen die Bildung dieser Eiweiße. Auf diese Weise kann Rauchen die entzündliche Gelenkerkrankung hervorrufen oder sie verschlimmern.

„Das ist kein Prozess von Tagen oder Wochen – wir wissen, dass die Menge der Antikörper meistens über mehrere Jahre anwächst“, sagt Prof. Ulf Müller-Ladner aus Bad Nauheim im Vorfeld des Herbstsymposiums der DGIM. Ein rechtzeitiger Rauchstopp könnte eine Erkrankung möglicherweise sogar verhindern. Junge Menschen hätten es daher in Teilen selbst in der Hand, sich vor Rheuma und dessen schwerwiegenden Folgen zu schützen.


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Rheuma verläuft bei rauchenden Patienten aggressiver

Ist Rheuma ausgebrochen, verläuft es bei rauchenden Patienten wesentlich aggressiver. Sie müssen mehr Medikamente einnehmen als Nichtraucher, um die entzündlichen, schmerzhaften Symptome zu lindern. Besonders schwerwiegend sei die Situation bei Rheuma-Erkrankungen, die die Blutgefäße mitbetreffen, den sogenannten Vaskulitiden: „Die durch das Rauchen ausgelöste Gefäßverengung und -versteifung, verläuft bei dieser Erkrankung um ein vielfaches schwerer und führt häufiger zum Tod“, erläutert Müller-Ladner, Direktor der Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim.

„Dass Rauchen Rheuma verschlimmert, wissen wir seit längerem“, sagt Müller-Ladner, „dass es die Krankheit nach neuesten Erkenntnissen sogar auszulösen scheint, sollte vor allem Betroffene dazu bringen, sofort auf Zigaretten zu verzichten, auch wenn es sehr schwer fällt.“

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) e.V.


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  • Literatur

  • 1 Die Giuseppe D et al. Cigarette smoking and smoking dessation in relation to risk of rheumatoid arthritis in women. Arthritis Res Ther 2013; 15

  • Literatur

  • 1 Die Giuseppe D et al. Cigarette smoking and smoking dessation in relation to risk of rheumatoid arthritis in women. Arthritis Res Ther 2013; 15