Ob Bosentan auch Patienten hilft, bei denen eine pulmonale Hypertonie (PH) mit gleichzeitiger
interstitieller Lungenerkrankung besteht, konnte aufgrund der unzureichenden Datenlage
bislang nicht beantwortet werden. Daher haben T. J. Corte et al. erstmals eine Studie
zu dieser Fragestellung durchgeführt.
Am J Respir Crit Care Med 2014; 190: 208–217
Die in die Studie aufgenommenen Patienten hatten eine mit Rechtsherzkatheter bestätigte
PH und litten entweder an idiopathischer pulmonaler Fibrose (IPF) oder nichtspezifischer
interstitieller Pneumonie (NSIP). Mindestens 3 Monate vor Studienaufnahme durften
die Teilnehmer keine PH-spezifischen Medikamente mehr einnehmen. Bosentan und Placebo
wurden über 16 Wochen 2-mal täglich oral eingenommen. Zu Beginn betrug die Verumdosis
62,5 mg (2-mal täglich), die nach einem Monat auf 125 mg erhöht werden konnte. Insgesamt
wurden 60 Patienten, davon 42 Männer, mit einem Durchschnittsalter von 66,6 Jahren
rekrutiert. Bei 46 Teilnehmer bestand eine IPF-Diagnose und 14 hatten NSIP. Das primäre
Studienziel war eine Abnahme des pulmonalen Gefäßwiderstandsindex (Pulmonary Vascular
Resistance Index, PVRI) gegenüber dem Ausgangswert um ≥ 20 % über 16 Wochen. Die sekundären
Endpunkte umfassten funktionelle Kapazität und Lebensqualität, Hämodynamik, Sauerstoffsättigung
und -bedarf sowie Krankheitsprogression.
Zu Studienbeginn betrug der mittlere pulmonal-arterielle Druck (mPAP) 36,0 mmHg, der
PVRI 13 Wood-Einheiten / m2 und der Herzindex (HI) 2,21 l / min / m2. Der Zustand von 26 Patienten entsprach der funktionellen WHO-Klasse 3 und von 30
Patienten in der WHO-Klasse 4. Die Durchschnittswerte für die FVC von 54,2 % und für
den CPI (zusammengesetzter physiologischer Index) von 67,8 wiesen auf eine fortgeschrittene
idiopathische interstitielle Pneumonie (IIP) hin. Aufgrund von Studienabbrüchen und
Tod standen für die Auswertung Daten von 39 Patienten (Bosentan n = 25, Placebo n
= 4) zur Verfügung.
Therapie ohne deutlichen Effekt
Den primären Endpunkt erreichten in der Bosentan-Gruppe 28 % der Patienten und in
der Placebogruppe 28,6 %, was in einem p-Wert von 0,97 resultierte. Auch in den sekundären
Endpunkten ergaben sich zwischen Verum und Placebo keine statistisch signifikanten
Unterschiede. So reduzierte sich die 6-Minuten-Gehstreckte um 25,9 Meter (Bosentan)
bzw. 53,1 Meter (Placebo, p = 0,42). Während unter Verum der PVRI um 1,14 Wood-Einheiten
/ m2 abnahm, stieg er unter Placebo um 0,83 Wood-Einheiten/m2 (p = 0,19). Der mPAP sank in der Bosentan-Gruppe um 1,31 mmHg und nahm unter Placebo
um 0,21 mmHg zu (p = 0,43). Die Unterschiede bei der Sauerstoffsättigung, dem Sauerstoffbedarf
sowie dem Krankheitsprogress blieben mit p-Werten von 0,79, 0,08 sowie 0,47 unter
der statistischen Signifikanz. Das galt auch für die Subgruppenanalysen.
Der Endothelin-Rezeptorantagonist Bosentan kann Kollagenablagerungen in der Lunge
reduzieren und bei pulmonal-arterieller Hypertonie die Hämodynamik und funktionelle
Kapazität verbessern. Patienten mit IIP und PH profitieren nach den Ergebnissen dieser
Studie nicht von einer Bosentan-Therapie. Zu keinem Studienendpunkt wurde ein statistisch
signifikanter Unterschied gegenüber Placebo erreicht. Die Autoren können Bosentan
für diese Patienten nicht empfehlen.