Dialyse aktuell 2015; 19(01): 12-14
DOI: 10.1055/s-0034-1544099
Fachgesellschaften
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

25. Wissenschaftliches und Pflegesymposium des Nephrologischen Arbeitskreises Saar-Pfalz-Mosel

11.10.2014 im Kongresszentrum der SHG-Kliniken Völklingen
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Publication Date:
09 February 2015 (online)

 
 

    Der Nephrologische Arbeitskreis, eine Fachgesellschaft niedergelassener und klinisch tätiger Nephrologen, besteht seit über 30 Jahren. Die nephrologisch erkrankten Patienten sind häufig chronisch krank, multimorbide und werden oft über Jahre und Jahrzehnte in einer Klinik und/oder einer Praxis betreut. Aus diesen Gründen ist die berufsübergreifende Zusammenarbeit zur optimalen Behandlung besonders wichtig. Deshalb bietet der Arbeitskreis seit 2007 ein gemeinsames ärztliches und pflegerisches Symposium mit jährlich wechselndem Veranstaltungsort an. Am Samstag, den 11.10.2014, veranstaltete der Nephrologische Arbeitskreis Saar-Pfalz-Mosel e. V. sein 25. Symposium im Kongresszentrum der SHG-Kliniken in Völklingen.

    Die AfnP ist nicht Mitveranstalter des Symposiums. Sie unterstützt aktiv den Nephrologischen Arbeitskreis, vor allem in den pflegerisch ausgerichteten Teilen des Symposiums. Aus diesem Grund können AfnP-Mitglieder auch nicht ihre Bildungsgutscheine bei diesen Veranstaltungen einlösen; sie müssen den vollen, allerdings günstigen Eintrittspreis an dem Veranstalter, den Arbeitskreis Saar-Pfalz-Mosel e. V., entrichten. Jetzt schon zum fünften Mal war die AfnP wieder aktiv in die Vorbereitung und den Ablauf des Symposiums mit eingebunden.

    Bei der Themenwahl waren die Verantwortlichen, PD Dr. Martin Marx, Völklingen, für den Arbeitskreis und Manfred Breit, Trier, für die AfnP, bemüht, Überschneidungen zu den Veranstaltungen vergangener Jahre zu vermeiden und Aktuelles aus der klinischen Nephrologie sowie Gesundheits- und Berufspolitik aufzugreifen. Wie in den Vorjahren konnten für die Vorträge erfahrene und renommierte Referenten gewonnen werden.

    Neben den Vorträgen fand auch eine begleitende Industrieausstellung statt. Aussteller aus dem Bereich der nephrologischen und verwandten Industriesparten boten den Besuchern des Symposiums die Möglichkeit, sich in den Pausen über die neuesten und innovativsten Entwicklungen im Bereich der Nephrologie zu informieren (Abb. [ 1 ]).

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    Abb. 1 Gespräche in den Pausen in der Ausstellung.

    Auf Wunsch vieler Symposiumsteilnehmer in den Vorjahren und aus organisatorischen Gründen fand das Symposium dieses Jahr als Tagesveranstaltung und ohne Rahmenprogramm statt. Wahrscheinlich wird dieses Konzept auch für die Folgeveranstaltungen übernommen. Um 08:55 Uhr begrüßte Marx (Abb. [ 2 ]) als Gastgeber die Teilnehmer in Völklingen, bedankte sich für das Kommen und wünschte allen ein erfolgreiches Symposium. Wie sich in den Vorjahren bewährt hat, enthielt auch diese Veranstaltung gemeinsame pflegerische und medizinische Blöcke, später aber auch getrennte Vorträge.

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    Abb. 2 PD Martin Marx, Gastgeber und Vorsitzender des Saar-Pfalz-Mosel-Vereins.

    Update I: Pflege und Medizin

    Update Klinische Nephrologie

    Im „Update Klinische Nephrologie“ berichtete Prof. Stefan Weiner, Trier, unter anderem über 2 Studien, die gezeigt haben, dass durch eine optimale Hydrierung ein Kontrastmittel induziertes Nierenversagen nach Koronarangiografie verhindert werden kann. Des Weiteren stellte er neue Studien vor, die die Harnsäure- und die Bikarbonatbestimmung bei chronischer Niereninsuffizienz in ein neues Licht rücken. So scheint die medikamentöse Harnsäuresenkung ein Voranschreiten der chronischen Niereninsuffizienz zu verzögern.

    Ein Abfall des Bikarbonats in einer venösen Blutgasanalyse auf unter 23 mmol/l scheint ebenso mit einem schnelleren Voranschreiten einer Niereninsuffizienz verbunden zu sein, sodass es sinnvoll erscheint, früher mit einer Therapie mit Natriumbikarbonat zu beginnen. Im Folgenden präsentierte Weiner Studien, in denen Rituximab zur Erhaltungstherapie der ANCA-assoziierten Vaskulitis und zur Behandlung des refraktären nephrotischen Syndroms bei Kindern mit sehr guten Ergebnissen eingesetzt wurde.


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    Update Transplantation

    Dr. Thomas Rath, Kaiserslautern, stellte im „Update Transplantation“ den aktuellen Stand der Nierentransplantationen in Deutschland vor. Die Transplantationszahlen sind wohl als Folge der negativen Schlagzeilen leider weiter rückläufig im Vergleich zu den Vorjahren, sodass die Wartezeit sich weiter verlängert.

    Im Fokus des Transplantations-Updates standen auch Berichte, die zeigen, dass das Risiko eines Nierenlebendspenders, im Verlauf seines Lebens dialysepflichtig zu werden, 10-fach erhöht ist im Vergleich zu anderen gesunden Menschen, die ebenso für eine Lebendspende infrage gekommen wären. Er wies darauf hin, dass trotzdem das Risiko für die Lebendspender insgesamt relativ gering ist. Die Aufklärung der Patienten wurde jedoch in den Transplantationszentren entsprechend dieser neuen Erkenntnisse modifiziert. Letztlich stellte Rath auch eine Studie vor, die zeigt, dass Adipositas keine Kontraindikation für eine Nierentransplantation darstellt, jedoch ist das Risiko für Infektionen bei übergewichtigen Patienten erhöht.


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    Update Hämodialyse

    Im „Update Hämodialyse“ berichtete Prof. Gunnar Heine, Homburg, über Studien, die den plötzlichen Herztod bei Dialysepatienten in den Fokus genommen haben. Der plötzliche Herztod ist die häufigste Todesursache bei Patienten an der Dialyse. Während durch die Einnahme von Carvedilol, einem β-Blocker, oder Spironolacton die Mortalität bei Dialysepatienten reduziert werden kann, konnte dies durch die Implantation eines Defibrillators nicht erreicht werden.

    Ein weiteres Thema war die Anämiebehandlung bei Dialysepatienten, hierbei fällt in den letzten Jahren auf, dass zunehmend mehr Eisen angewendet wird, jedoch konnte nun gezeigt werden, dass höhere Eisendosen ein schlechteres Outcome mit sich bringen, sodass die neuen KDIGO-Guidelines hierbei sicherlich Anpassungen durchführen werden. Letztlich wurde auch über 2 neue eisenhaltige Phosphatbinder berichtet, eines der 2 Präparate ist bereits zur Behandlung neu zugelassen.


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    Symposium I: Medizin (Ärzte)

    Transition pädiatrische Nephrologie in Erwachsenen-Nephrologie

    Im „Symposium I“ präsentierte Prof. Günter Klaus, Marburg, die Transition von adoleszenten nierenkranken Patienten zwischen der pädiatrischen Nephrologie und der Erwachsenen-Nephrologie. Problematisch erscheint hierbei die höhere Abstoßungsrate bei nierentransplantierten Adoleszenten, wenn sie von der pädiatrischen Nephrologie in die Erwachsenen-Nephrologie wechseln. Spezielle Transferprogramme wie z. B. das Programm „Endlich erwachsen“ des KfH, welches ein 7-tägiges Seminar über 3 Jahre beinhaltet, sollen einen besseren Übergang für die Patienten ermöglichen und hierdurch die Abstoßungsraten und Behandlungsergebnisse verbessern.


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    Nierenbiopsiekonferenz

    In der „Nierenbiopsiekonferenz“ diskutierte Prof. Rüdiger Waldherr, Heidelberg, 2 aktuelle Fälle mit Nierenbiopsien histopathologisch.


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    Symposium II: Parallelprogramm Pflege

    Pflegekammer in Rheinland-Pfalz – Chancenpotenziale für die berufliche Pflege

    Dies war ein spannender und sehr interessanter berufspolitischer Vortrag für die Pflege. In seinem Vortrag zeigte Dr. Markus Mai, Trier, die Entwicklung der Pflegekammer in Rheinland-Pfalz auf – von der Idee bis zur Umsetzung mit dem Ziel der Selbstverwaltung der professionellen Pflege, um somit mit den anderen Heilberufen auf einer Ebene zu stehen, zu kommunizieren und zu verhandeln. Rheinland-Pfalz ist somit das erste und bisher das einzige Bundesland mit einer Pflegekammer. Pflegekammern in Schleswig-Holstein und Berlin sind in der Planung. Da das Interesse an dieser Thematik sehr hoch war, konnten wir Mai schon für das nächste Jahr in Trier mit einem Folgevortrag zur Pflegekammer gewinnen.


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    Gerinnung und Antikoagulation für extrakorporale Verfahren

    In seinem sehr lebendigen Vortrag zeigte Dr. Frank Seydlitz, Trier, zunächst den normalen Vorgang der Blutgerinnung auf. Im Folgenden stellte er unterschiedlich wirkende Medikamente zur Aufhebung oder verzögerten Antikoagulation mit den Vorteilen, aber auch den Nachteilen vor.

    Viele Hämodialysepatienten nehmen zusätzlich noch orale „Blutverdünner“ ein. Diese können dann während der Hämodialyse die intravenös applizierten Antikoagulanzien in ihrer Wirkung verändern. Deshalb sind auch die Pflegekräfte aufgefordert, regelmäßig die Medikation zu überprüfen – besonders bei Auffälligkeiten in der Gerinnung (entweder häufige Systemverschlüsse oder lange Blutungszeiten).


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    Forum der Industrie (Ärzte)

    State of the Art in der sHPT-Therapie

    Im „Forum der Industrie“ berichtete Prof. Jürgen Floege, Aachen, über den aktuellen Stand der Therapie des sekundären Hyperparathyreoidismus. Er rückte in seinem Vortrag die schwache Evidenzlage ins richtige Licht, die für unsere aktuellen Therapiestrategien vorliegt.


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    Neue therapeutische Optionen im Phosphatmanagement

    Nachfolgend referierte Prof. Helmut Geiger, Frankfurt am Main, über neue therapeutische Optionen im Phosphatmanagement. Er ging in seinem Vortrag näher auf die neuen eisenhaltigen Phosphatbinder ein (Eisenzitrat, Eisenoxidhydroxid), insbesondere auf deren Vor- und Nachteile. Er wies allerdings auch darauf hin, dass 70 % der Dialysepatienten nach neuester Datenlage sich außerhalb des Phosphat-Ziel-Bereiches befinden. Dem ist große Bedeutung beizumessen, da durch die Einnahme von Phosphatbindern die Mortalität reduziert werden kann.


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    Elimination oder Retention: die Rolle der Dialysemembran

    Dr. Andreas Gmerek, Melsungen, präsentierte anschließend Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der Dialysatoren mit dem Schwerpunkt High-Cut-Off-Membranen und deren Problematik mit Eiweißverlusten über das Dialysat.


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    Symposium III: Parallelprogramm Pflege

    Aufbau einer PD-Ambulanz aus Sicht der Pflege

    Carolin Theiß, Simmern, arbeitet als Fachkranken- und Gesundheitsschwester für Nephrologie in einer privaten Dialysepraxis in Simmern. In dieser Praxis wurden bis dato traditionell „nur“ Hämodialysen durchgeführt. In ihrem Vortrag zeigte Theiß (Abb. [ 3 ]) in sehr lebendiger Form die Implementierung der Peritonealdialyse im Zentrum in Simmern – mit all den Schwierigkeiten, aber auch letztlich mit der positiven Umsetzung in der Praxis.

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    Abb. 3 Carolin Theiß, Simmern, bei ihrem Vortrag.

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    Zitratantikoagulation in der Praxis

    Manfred Breit, Trier, nahm in seinem Vortrag die Thematik der Gerinnung und der Antikoagulation vom Vormittag auf. Ein großer Nachteil der üblichen Antikoagulation an der Hämodialyse ist die systemische Wirkung der Antikoagulanzien – d. h., ihre Wirkung beschränkt sich nicht nur auf den extrakorporalen Kreislauf, sondern ihre Wirkung findet auch intrakorporal statt. Ein weiterer Nachteil sind die unterschiedlichen Halbwertszeiten und die biologischen Verfügbarkeiten.

    Deshalb ist diese Form der Antikoagulation besonders auf den Intensivstationen, aber auch bei Patienten z. B. nach einem Sturz nicht ohne besonderes Risiko anzuwenden. Eine alternative Antikoagulation ist die Anwendung von Zitrat und im Anschluss die Zugabe von ionisiertem Kalzium als i. v. Medikation.

    In seinem Referat zeigte Breit die theoretischen Grundlagen der Zitratantikoagulation und die Umsetzung in die Praxis, auf den Intensivstationen bei akuten Geschehnissen, aber auch die Möglichkeit bei Routinedialysen, die Vorteile, aber auch die Risiken und natürlich die Überwachung und Steuerungsmöglichkeiten von Zitrat, der Zitratwirkung und von ionisiertem Kalzium.


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    Die Nieren versagen: der Weg in die Nierenersatztherapie

    In seinem Vortrag zeigte Marx zunächst die Aufgaben einer gesunden Niere auf: ihre exkretorische Funktion als Filterorgan und hormonelle Funktionen. Im Weiteren definierte er die Nierenfunktion über die GFR, wobei im späteren Verlauf an dieser die unterschiedlichen Stadien der Insuffizienz festgemacht werden. Wichtig ist auch die Urinuntersuchung, vor allem, ob der Urin Eiweiß enthält.

    Ein besonderes Anliegen von Marx ist die Einstellung des arteriellen Blutdruckes, da eine Hypertonie immer nierenschädigend ist und eine neu auftretende Hypertonie ein erstes Anzeichen einer Nierenerkrankung sein kann. Ein weiteres Thema im Vortrag war der richtige Zeitpunkt für den Beginn einer Nierenersatztherapie: Soll man eher früher oder doch eher später mit der Dialyse starten, evtl. mit Unterstützung von Diuretika?


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    Update II: Pflege und Medizin

    Update Intensivmedizin

    Im „Update Intensivmedizin“ referierte Dr. Thomas Gehrig, Trier, über neue Entwicklungen in der Intensivmedizin. Schwerpunkt war die Frühdiagnostik des akuten Koronarsyndroms. Der Normbereich für das Troponin T als Schnelltest wurde auf unter 14 ng/l weiter herabgesetzt unter Verwendung von neuen, hoch sensitiven Testverfahren, was zukünftig besser dabei hilft, eine Myokardischämie sehr früh nachzuweisen. Weitere Schwerpunkte betrafen die Behandlung des akuten Lungenversagens und der Behandlung nach Reanimation.


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    Update Peritonealdialyse

    Prof. Horst-Walter Birk, Gießen, stellte aktuelle Entwicklungen in der Peritonealdialyse vor. Der Schwerpunkt des Vortrages war das kardiorenale Syndrom und die Behandlung dessen mit assistierter Peritonealdialyse. Es bestehen zunehmend gute Erfahrungen im Einsatz von Icodextrin ein- bis 2-mal täglich, was aufgrund der ein- bis 2-mal erforderlichen Beutelwechsel bei schwer kranken Patienten durchaus von einem ambulanten Pflegedienst übernommen werden kann. In einem AOK-Modell in Gießen wurde eine Pauschale für Pflegedienste für die assistierte ambulante Peritonealdialyse vereinbart. Birk wies auch darauf hin, dass insbesondere Patienten mit Aszites und Patienten mit Leberzirrhose idealerweise mit der Bauchfelldialyse behandelt werden können.


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    Update Hypertonie

    Marx fokussierte in seinem Vortrag auf neue Entwicklungen in der Hypertensiologie. Schwerpunkt waren vor allem neue Studien zur Auswirkung von Salzkonsum auf den Blutdruck sowie den Zusammenhang zwischen Salzkonsum und kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität. Marx wies auch darauf hin, dass bei kaliumreicher Ernährung die kardiovaskuläre Sterblichkeit deutlich niedriger ist. Die aktuellen Blutdruckleitlinien wurden ebenso diskutiert: Bei Patienten mit nephrotischen Nierenerkrankungen ist es nach wie vor das Ziel, den Blutdruck auf unter 130 mmHg zu senken. Bei Diabetes mellitus gilt ein Blutdruck-Zielwert von unter 140/85 mmHg.


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    Fazit

    Es war eine runde und gelungene Veranstaltung. Die Räumlichkeiten im Kongresszentrum der SHG-Kliniken mit dem technischen Equipment boten einen angenehmen Rahmen für die ca. 90 Besucher des Symposiums, die den Vorträgen, für die renommierte Referenten gewonnen wurden, somit gut folgen konnten. Auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt; in dem Eintrittspreis war ein „3-Gänge-Menü“ in einem nahe gelegenen Restaurant enthalten.

    Ein besonderer Dank gebührt den vielen fleißigen Helfern, allesamt Mitglieder der AfnP, ohne die ein solches Symposium nicht stattfinden könnte. Alle AfnP-Helfer arbeiten ehrenamtlich und ohne Entlohnung. Das nächste Symposium des Saar-Pfalz-Mosel-Vereins mit Unterstützung der AfnP findet am Samstag, den 20.06.2015, im Tagungszentrum des Brüderkrankenhauses in Trier statt.

    Manfred Breit, Trier


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    Abb. 1 Gespräche in den Pausen in der Ausstellung.
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    Abb. 2 PD Martin Marx, Gastgeber und Vorsitzender des Saar-Pfalz-Mosel-Vereins.
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    Abb. 3 Carolin Theiß, Simmern, bei ihrem Vortrag.