Zusammenfassung
Theoretischer Hintergrund: Selbstmedikation im Sinne einer eigenverantwortlichen Behandlung von Erkrankungen
mit nicht-rezeptpflichtigen, ohne ärztliche Verordnung selbst gekauften Arzneimitteln,
hat in den letzten Jahren zunehmend an Relevanz gewonnen – nicht zuletzt deshalb,
weil seit 2004 nicht verschreibungspflichtige Medikamente aus der Erstattungsfähigkeit
der gesetzlichen Krankenkassen gemäß GKV-Modernisierungsgesetz weitgehend ausgegrenzt
wurden.
Fragestellungen: Wo haben sich die Bundesbürger schon über rezeptfreie Arzneimittel gezielt informiert
bzw. beraten lassen? Welche gesundheitlichen Beschwerden wurden aus welchen Gründen
schon einmal vor einem Arztbesuch mit rezeptfreien Medikamenten behandelt? Welche
Einschätzungen, Erfahrungen und Gewohnheiten werden zur Selbstmedikation geteilt?
Methode: Bundesrepräsentative Befragung vom 7. bis 21.12.2012 im Zuge einer Mehrthemen-Erhebung,
durchgeführt von der GfK Marktforschung in Nürnberg. Die Stichprobe, ausgewählt nach
dem Quota-Verfahren, gilt als repräsentativ für die Grundgesamtheit der Männer und
Frauen ab 14 Jahre in der Bundesrepublik Deutschland und beruht auf insgesamt 1 976
persönlichen Interviews.
Ergebnisse: Gegen mindestens eine der 25 in der Befragung erfassten Beschwerden/Krankheiten haben
sich 94,9% der Befragten schon einmal mit rezeptfreien Arzneimitteln behandelt, bevor
sie evtl. einen Arzt aufgesucht haben. Die Apotheke stellt die beliebteste Anlaufstelle
dar, um gezielt Informationen über rezeptfreie Medikamente einzuholen. Am häufigsten
werden leichte Erkältungsbeschwerden und Kopfschmerzen in Selbstmedikation behandelt.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Für die meisten befragten Personen stehen jedoch
die Bedenken im Vordergrund, wegen Kleinigkeiten den Arzt aufsuchen zu müssen bzw.
sie halten die Beschwerden nicht für so bedrohlich, dass deswegen eine Konsultation
erforderlich wäre. Als wesentlich bei der Vermeidung eines Besuches der ärztlichen
Praxis werden oftmals lange Wartezeiten bzw. beschränkte Öffnungszeiten der Praxen
genannt. Der Großteil der Befragten hat gute Erfahrungen mit Selbstmedikation gemacht.
Allerdings scheint Selbstmedikation auch schon mal vor dem Arzt verheimlich zu werden.
Fazit: Selbstmedikation birgt Chancen und Risiken. Strategien werden vorgestellt, wie die
Vorteile von Selbstmedikation betont und Risiken vorgebeugt werden können. Das Vertrauensverhältnis
zwischen Arzt und Patient spielt hierbei eine zentrale Rolle.
Abstract
Introduction: Self-medication, meaning the autonomous treatment of self diagnosed diseases with
non-prescription drugs, has become an increasingly relevant topic – not the least
because since 2004 most non-prescription drugs were no longer refunded by statutory
health insurance, due to the GKV-Modernisierungsgesetz. In light of the above, the
central questions that motivate this paper are the following: – Where does the german
population obtain information about non-prescription drugs? – Which health impairments
are treated with non-prescription drugs before seeing a doctor and for what reasons?
– Which habits, experiences and estimates concerning self-medication are shared?
Methods: To answer these questions the GfK market research institution in Nürnberg conducted
a survey treating different topics from 7th to 21st December 2012. The sample selected by the quota method is considered to be representative
for the population of men and women aged 14 and above in Germany and is based on a
total of 1 976 personal interviews.
Results: 94.9% of those questioned did treat at least one of the 25 symptoms included in the
survey with non-prescription medicine before potentially seeing a doctor. The most
common place to obtain information about OTC products is pharmacies. The symptoms
most commonly treated by oneself are cold symptoms and headaches. The evidence from
this study suggests a variety of factors explaining this behavior. Most of the respondents
do not want to see a doctor over minor issues, i. e., think their health problems
are not severe enough require consulting a doctor. Furthermore long waiting times
and limited opening hours are mentioned. The majority of the respondents had good
experiences with self-medication. However, some of the participants keep their OTC
use from their treating physicians.
Conclusion: In conclusion, it becomes evident that both opportunities and risks come with self-medication.
Strategies to capitalize those opportunities and mitigate these risks are presented,
with the trusted relationship between physician and patient playing critical role.
Schlüsselwörter
Selbstmedikation - Over-the-counter Präparate - Repräsentativbefragung
Keywords
self-medication - over-the-counter-drugs - prescription