Pneumologie 2015; 69(02): 71
DOI: 10.1055/s-0035-1546966
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lungentransplantation – Alpha-1-Antitrypsin-Mangel kein Ausschlussgrund

Contributor(s):
Friederike Klein

Am J Respir Crit Care Med 2014;
190: 274-281
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Publication Date:
10 February 2015 (online)

 

    Im Endstadium einiger pneumologischer Erkrankungen ist die Lungentransplantation als ultimative Behandlungsoption etabliert. Das gilt auch für Patienten mit chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung (COPD) und einem Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (α1-Antitrypsin Deficiency, AATD). Nun wurde analysiert, wie der Mangel die Prognose einer Transplantation beeinflusst.
    Am J Respir Crit Care Med 2014; 190: 274–281

    A. Banga et al. verglichen Lungenfunktion und Überleben bei 231 Patienten ohne und 45 Patienten mit AATD, die zwischen Juni 1991 und Januar 2008 an einer Klinik in Cleveland, Ohio (USA) wegen einer weit fortgeschrittenen COPD einer Lungentransplantation unterzogen worden waren. Die retrospektive Analyse umfasste Daten zum Ausgangsbefund der Transplantatempfänger, der Spender, Angaben zur Operation, alle Spirometriebefunde, akute zelluläre Abstoßungsreaktionen und Überlebensdaten. Zur Auswertung verwendeten die Autoren ein longitudinales zeitliches Dekompositionsmodell.

    Der Vergleich der Abnahmeraten der Einsekundenkapazität (FEV1) zeigte über alle Transplantationen hinweg keinen deutlichen Unterschied zwischen Patienten mit und ohne AATD (p > 0,09). Im Modell ergab sich nach einem Jahr eine Abnahme auf 54 % vom erwarteten Wert ohne und auf 58 % mit AATD, der 3-Jahreswert lag in beiden Gruppen bei 48 %, der 5-Jahreswert bei 46 bzw. 45 %.

    Ebenfalls keinen deutlichen Unterschied zwischen Patienten mit und ohne AATD fanden die Forscher für die einseitige Lungentransplantation (Single-Lung-Transplantation), die 171 Patienten ohne und 71 Patienten mit AATD erhalten hatten. Dagegen zeigte sich bei bilateraler Transplantation bei Patienten mit AATD (n = 13) eine raschere FEV1-Abnahme als bei Patienten ohne diese Defizienz (n = 60; p < 0,002). Episoden akuter zellulärer Abstoßungsreaktionen waren wiederum in beiden Gruppen vergleichbar häufig (p = 0,32). Auch bezüglich der frühen und späten Mortalität zeigte sich kein Unterschied zwischen Patienten mit und ohne AATD (p > 0,09).

    Fazit

    Bezüglich der Entwicklung der Einsekundenkapazität im Verlauf nach der Transplantation, der Schwere akuter zellulärer Abstoßungsreaktionen oder des Überlebens fanden die Autoren keine Unterschiede zwischen Patienten mit COPD mit und ohne AATD. Damit bestätigt sich, dass eine AATD kein Ausschlusskriterium für eine Lungentransplantation ist. Warum Patienten mit AATD speziell bei einer bilateralen Lungentransplantation in dieser Studie aber doch eine raschere Abnahme der Lungenfunktion zeigten, bei Transplantation nur eines Lungenflügels aber nicht, muss weiter untersucht werden.


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