physiopraxis 2015; 13(04): 3
DOI: 10.1055/s-0035-1551797
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Kein Aprilscherz

Elke Oldenburg

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Elke Oldenburg
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Publication Date:
27 April 2015 (online)

 

    Elke Oldenburg

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    _ Als ich am Gründonnerstag morgens durch die Buchhandlung am Bahnhof schlendere, um zu schauen, welche Schlagzeilen denn am 2. April 2015 die Titelseiten der Tageszeitungen zieren, traue ich meinen Augen kaum. „Ohne Arztbesuch zur Krankengymnastik“ steht prominent auf der Süddeutschen Zeitung. „Die Union will Logopäden, Masseure und andere Therapeuten besserstellen. Sie sollen frei entscheiden, wie sie Patienten behandeln wollen. Getestet werden soll auch der ‚Direktzugang‘.“ Ich kaufe natürlich sofort die SZ. Ein verspäteter Aprilscherz kann das ja nicht sein. Ist es auch zum Glück nicht.

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    Am 2. April überrascht die Süddeutsche Zeitung die Therapeuten mit positiven Schlagzeilen.

    _ Der SZ-Redakteur Guido Bohsem greift das von Dr. Roy Kühne entwickelte Arbeitspapier auf, das physiopraxis im März vorstellte und das nun offizielles Positionspapier der CDU/CSU-Fraktion ist (S. 10). Durch den SZ-Beitrag dürfte fast jeder in Deutschland vom „Direktzugang“ gehört haben, denn andere große Medien wie Spiegel Online, Zeit Online, N-TV, Deutschlandfunk und heute.de ziehen nach und berichten ebenfalls. Die Öffentlichkeit weiß nun, dass es durchaus Vorteile für Patienten, Krankenkassen, aber auch den Arzt mit sich bringen kann, wenn Therapeuten selbst über die Art und Dauer ihrer Behandlung entscheiden. Zudem möchte die Union die Vergütungssituation der Therapeuten verbessern und das Schulgeld abschaffen. Am Ende des SZ-Artikels sagt der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Jens Spahn: „Therapeuten sind eine wichtige Stütze unseres Gesundheitswesens. Wir müssen diesen Beruf zukunftsfähig und attraktiv für Nachwuchs machen.“ Klingt alles wunderbar. Guido Bohsem selbst befürwortet in seinem SZ-Kommentar auf Seite 4 auch die Blanko-Verordnung, doch dem Direktzugang steht er skeptisch gegenüber: „Ob man allerdings den Therapeuten auch die Diagnose übertragen solle, sei dahingestellt. Die meisten Patienten dürften lieber erst mal ihren Arzt aufsuchen.“ Es ist also noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Dennoch geht es mit sichtbaren Schritten voran.

    Hoffnungsvolle Grüße

    Ihre

    Elke Oldenburg


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    Am 2. April überrascht die Süddeutsche Zeitung die Therapeuten mit positiven Schlagzeilen.