Ultraschall Med 2015; 36(06): 642
DOI: 10.1055/s-0035-1552395
DEGUM-Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verzicht auf Röntgen in der Notaufnahme – Akute Bauchschmerzen mit Ultraschall abklären

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Publikationsdatum:
15. Dezember 2015 (online)

 

    Plötzlich einsetzende heftige Bauchschmerzen können Zeichen eines lebensbedrohlichen Notfalls, etwa eines Darmverschlusses, sein. Um ein akutes Abdomen abzuklären, sollten Ärzte eine Ultraschalluntersuchung anhand des sogenannten FAS-Konzepts durchführen, empfiehlt die DEGUM.

    „Neben Koliken sind Erbrechen und fehlender Stuhlgang Hinweise auf einen Darmverschluss“, erklärt Dr. med. Matthias Wüstner, Leitender Arzt der Zentralen Interdisziplinären Sonografie (ZIS) am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier. Um dem Verdacht nachzugehen, gilt es in den meisten Kliniken immer noch als Standard, zunächst Röntgenbilder des Bauches anzufertigen, entweder im Stehen oder im Liegen. Die Röntgendiagnostik werde weiterhin eine gewisse Rolle spielen, sie müsse jedoch nicht mehr notwendigerweise als 1. Bildgebungsverfahren zum Einsatz kommen, so Wüstner. Heute nutzen Ärzte an vielen Kliniken die Computertomografie zur Diagnostik des „akuten Abdomens“. Der Leiter der DEGUM-Sektion Chirurgie empfiehlt stattdessen, den Ultraschall als Methode der 1. Wahl einzusetzen. Als Wegweiser durch die anspruchsvolle Untersuchung sollte dabei das FAS-Konzept dienen, so der Experte.

    Das Konzept sieht einen systematischen Schallkopf-Rundgang durch den Bauch des Patienten vor. Dabei berücksichtigt der Untersucher bestimmte richtungweisende Veränderungen, die per Ultraschall gut und sicher zu erkennen sind. Neben auffälligen Ansammlungen von Flüssigkeiten oder Luft sind dies vor allem krankhafte Erweiterungen von flüssigkeitshaltigen Hohlorganen. So kann etwa der Harntrakt im Rahmen einer Harnsteinkolik oder der Gallentrakt im Fall einer Gallensteinkolik erweitert sein. Findet der Untersucher auffällig erweiterte Darmschlingen, tastet er sich mit dem Schallkopf an den Ort heran, an dem der Darm verschlossen oder geplatzt ist.

    FAS diene als Basis, sozusagen als „kleines Einmaleins“, für den Ultraschall-Anfänger auf der Notfallstation, sagt Wüstner. In der Ultraschalldiagnostik erfahrenere Ärzte könnten darüber hinaus auch Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, des Blinddarms oder von Ausstülpungen des Dickdarms (Divertikulitis) sonografisch diagnostizieren.

    „In klinischen Studien hat die Sonografie zu allen vorgenannten Fragestellungen gleichwertige diagnostische Treffsicherheit erzielt wie das CT“, betont Wüstner. Die DEGUM organisiert Fortbildungen für Ärzte im Bereich der Ultraschalldiagnostik und arbeitet kontinuierlich an deren Optimierung im Rahmen des medizinischen Fortschritts. Sie vergibt Zertifikate, mit denen Mediziner ihre Kenntnisse den Kliniken und den Patienten gegenüber dokumentieren können.


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