Rofo 2016; 188(04): 407
DOI: 10.1055/s-0035-1552523
DRG-Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

AG Gastrointestinal- und Abdominaldiagnostik – Zur Versorgungsrealität in der deutschen Abdominalradiologie

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Publication Date:
06 April 2016 (online)

 

Wie sieht die aktuelle klinische Praxis bei der Durchführung der wichtigsten abdominal-radiologischen Untersuchungen aus? Die Arbeitsgemeinschaft Gastrointestinal- und Abdominaldiagnostik in der DRG ist dieser Frage nachgegangen und hat eine Online-Umfrage bei den Mitgliedern der AG und der DRG initiiert. Ziel der Umfrage war die systematische Erfassung der Untersuchungstechniken – vor allem in der CT und MRT – bezüglich des Ösophagus und Magens, des Pankreas, der Leber sowie des Dünn- und Dickdarms.

Leitlinienkonforme Untersuchungstechnik

Die Auswertung der Ergebnisse zeigt, dass leitliniengerechte Diagnostik und praktizierte Versorgungsrealität in der deutschen Abdominalradiologie nicht im Widerspruch zueinander stehen. „Die überwiegende Zahl der teilnehmenden Radiologen handeln in der Regel leitliniengerecht. Eine Inhomogenität liegt lediglich bei der Bildgebung des Pankreaskarzinoms vor, wobei hier die Leitlinie seit 2006 von radiologischer Seite nicht mehr aktualisiert wurde und somit keine evidenzbasierte, fundierte Grundlage vorhanden ist“, erläutert Prof. Dr. Andreas G. Schreyer, Vorsitzender der AG Gastrointestinal- und Abdominaldiagnostik.

Auch die relative Ungenauigkeit bezüglich der Bildgebung, die auf der aktuellen S3-Leitlinie zum HCC basiert, zeigt sich in den inhomogenen Umfrageergebnissen zur technischen Durchführung von Leber-CTs und Leber-MRTs. In der Dünndarmdiagnostik ist hingegen eine erfreuliche Tendenz zu den Empfehlungen der bereits mehrfach aktualisierten Leitlinie hinsichtlich MR-Enterografie erkennbar. Bei kolorektalen Tumoren besteht offensichtlich Handlungsbedarf bezüglich einer Homogenisierung von Kontrastmittelprotokollen und Kontrastmittelphasen im Rahmen des Staging dieser Tumoren, die in den Leitlinien hinsichtlich der radiologischen Bildgebung nicht explizit diskutiert wird.

Insgesamt lässt sich für die Zukunft feststellen, dass bei künftigen Leitlinienentwicklungen mit Beteiligung der Radiologie dedizierter auf radiologische Untersuchungstechniken eingegangen werden sollte. Darüber hinaus wäre eine von der Radiologie eigens entwickelte Leitlinie zur Durchführung und Vereinheitlichung wichtiger abdominal-radiologischer Untersuchungen, wie es von Prof. Schreyer und der AG Gastrointestinal- und Abdominaldiagnostik geplant ist, für eine Steigerung und Homogenisierung der Untersuchungsqualität, basierend auf dieser Online-Umfrage mehr als wünschenswert.


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Zu Methode und Teilnehmern der Umfrage

Die AG Gastrointestinal- und Abdominaldiagnostik hat mit Unterstützung von SurveyMonkey einen Fragebogen mit 65 Fragen entwickelt, der über einen Zeitraum von knapp drei Monaten (Juli bis September 2014) beantwortet werden konnte. Insgesamt 90 Radiologinnen und Radiologen haben den Online-Fragebogen mindestens zu 80% ausgefüllt. 27% der Teilnehmer arbeiten in radiologischen Praxen und Medizinischen Versorgungszentren, 50,5% in Kliniken der Versorgungsstufen 1 bis 3. 22,5% sind in Universitätskliniken tätig. Bemerkenswert ist die Dominanz von Radiologen in Leitungsfunktionen: 40% sind Chefärzte oder Praxisinhaber, 32% Oberärzte und leitende Oberärzte. Die Ergebnisse der Umfrage wurden mit deskriptiven statistischen Methoden ausgewertet.

Eine ausführliche Auswertung und Besprechung der Umfrageergebnisse erschien in der März-Ausgabe der RöFo: Schreyer A.G, Wessling J, Grenacher L. Versorgungsrealität vs. Leitliniengerechte Bildgebung in der Abdominalradiologie im deutschsprachigen Raum: Ergebnisse einer Online-Umfrage. Fortschr Röntgenstr 2016; doi: 10.1055/s-0041-111846

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Prof. Dr. Andreas G. Schreyer, Vorsitzender der AG Gastrointestinal- und Abdominaldiagnostik

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Prof. Dr. Andreas G. Schreyer, Vorsitzender der AG Gastrointestinal- und Abdominaldiagnostik