Z Orthop Unfall 2015; 153(03): 239-240
DOI: 10.1055/s-0035-1556920
Junges Forum
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Karriere – Orthopädie und Unfallchirurgie in den USA – Chance zur Spezialisierung

M Loibl
1   Klinik und Polklinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg
,
A Hanke
1   Klinik und Polklinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg
,
M Münzberg
2   Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, BG Klinik Ludwigshafen
,
D Merschin
3   Krankenhaus Rummelsberg, ein Haus der Sana Kliniken AG, Schwarzenbruck
,
A K Doepfer
4   Orthopädische Universitätsklinik Friedrichsheim gGmbH, Frankfurt/M
,
M Mutschler
5   Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie Köln-Merheim, Köln
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Publication History

Publication Date:
26 June 2015 (online)

 

Wenn nach dem Medizinstudium die Entscheidung für ein Fachgebiet bereits gefallen ist, ist man nun auf der Suche nach einer verlässlichen Karriereperspektive. Viele renommierte Kliniken und Universitäten in Deutschland stehen zur Auswahl. Mit der Approbation in der Tasche steht jungen Medizinern heute jedoch nahezu die ganze Welt offen. Dies bietet die Möglichkeit während der Facharztausbildung Erfahrungen im In- und Ausland zu sammeln und gute Kontakte im Fachbereich zu knüpfen.

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Wer als Absolvent einer deutschen medizinischen Fakultät in den Vereinigten Staaten von Amerika als Arzt arbeiten möchte, muss eine „Medical Licence“ in dem entsprechenden Bundesstaat erwerben. Grundvoraussetzung dafür ist, dass ausländische Bewerber die gleichen Prüfungen ablegen wie die amerikanischen Medizinstudenten, die „United States Medical Licence Examinations“ (USMLEs). Diese Prüfungen werden von einer unabhängigen Institution, der „Educational Commission for Foreign Medical Graduates” (ECFMG) abgenommen. USMLE Step 1 entspricht weitgehend dem 1. Teil der Ärztlichen Prüfung, USMLE Step 2 dem 2. Teil der Ärztlichen Prüfung. USMLE Step 2 besteht aus einer schriftlichen Prüfung, dem USMLE Step 2 CK (clinical knowledge) und einer mündlich-praktischen Prüfung, USMLE Step 2 CS (clinical skills) [ 1 ]. Danach wird das ECFMG-Zertifikat verliehen.

Ganz aktuelle Zahlen zeigen, dass das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie in den USA vom Nachwuchs sehr geschätzt wird. Die Plätze für eine Facharztausbildung werden dort zentral über das „National Resident Matching Program“ (NRMP) vergeben. 2015 gab es in den USA 703 Facharztausbildungsplätze für „Orthopaedic Surgery“ an 1062 Bewerber zu vergeben [ 2 ]. Wer einen Platz ergattert hat, wird im Verlauf der kommenden 5–6 Jahre eine anstrengende, jedoch sehr strukturierte Weiterbildung erhalten. Die Antragstellung am NRMP ist aufwendig und die Konkurrenz einschüchternd groß. 2015 konnten von 177 unabhängigen Bewerbern (hauptsächlich Absolventen von medizinischen Fakultäten außerhalb der USA) 40 erfolgreich für „Orthopaedic Surgery“ matchen [ 2 ]. Eine in den USA abgeschlossene Facharztausbildung (Residency) ist die Voraussetzung, wenn man langfristig in den USA arbeiten möchte.

Es ist jedoch auch möglich eine Spezialisierung in der Orthopädie und Unfallchirurgie in den USA zu absolvieren. Die Spezialisierungen sind sehr strukturiert. Es gibt Fellowships über 1–2 Jahre, die zentral über das „San Francisco Matching Program“ (SFMP) vergeben werden. 2013 standen insgesamt 668 Fellowshipplätze für die Spezialisierung im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie zur Verfügung. Fachärzte aus den USA konnten durchschnittlich zu 60–80 % in den 6 Spezialisierungen gematched werden [ 3 ]. Das ECFMG -Zertifikat und eine abgeschlossene Facharztausbildung sind die Voraussetzungen um am Fellowship Match teilzunehmen. Internationale Bewerber werden jedoch nicht an allen Kliniken und Universitäten akzeptiert.

Eine Auflistung der möglichen Spezialisierungen im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie ist in ‣ Tab. [ 1 ] angegeben.

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Tab. 1 Verfügbare Spezialisierung im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie in den USA

Bei der Antragstellung für das SFMP wird ein besonderes Augenmerk auf bereits vorzuweisende Leistungen und zukünftige Motivation gelegt. Wie bei allen Bewerbungen in den USA kommt jedoch auch der Empfehlung anderer Kollegen ein großer Stellenwert zu. Wer sich den Traum, in den USA als Arzt zu arbeiten, tatsächlich erfüllen möchte, sollte während dem Studium anfangen sich sein Netzwerk aufzubauen und Schritt für Schritt dem Ziel näher kommen. Am besten kann man während Famulaturen (Clerkships) oder PJ-Aufenthalten (Medical Electives) einen bleibenden Eindruck hinterlassen und sich somit Referenzen für die spätere Bewerbung erarbeiten.

Heute wird schon frühzeitig in der Laufbahn gefordert klinische und wissenschaftliche Akzente zu setzen, Präsenz zu zeigen und erfolgreich zu netzwerken. Dies ist auch während oder nach der Facharztausbildung in Deutschland möglich. In den USA können „Short-term Fellowships“ oder „Observerships“ absolviert werden. Dafür ist kein ECFMG-Zertifikat notwendig.

In allen großen Kliniken in den USA gibt es für jede Spezialisierung einen nicht-ärztlichen Fellowship Coordinator. Bei Interesse an einer Observership, kann dieser per Email kontaktiert werden. Dabei ist es hilfreich, wenn man ein Empfehlungsschreiben auf Englisch vom eigenen Arbeitgeber und (wenn vorhanden) den Nachweis der Finanzierung beilegt. Sobald man für ein Observership akzeptiert ist, müssen einige Impftiter nachgewiesen werden. Vor Ort erfolgt eine klinische Untersuchung und darauf basierend die Freigabe für das Observership. Eine direkte Teilnahme an der Patientenversorgung ist nicht erlaubt.

Von unterschiedlichen Fachgesellschaften werden Reisestipendien für Short-term Fellowships oder Observerships zur Verfügung gestellt, wie zum Beispiel von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie.

Auch wenn die Internationalisierung des Nachwuchses in der Orthopädie und Unfallchirurgie höchste Mobilität und Anstrengungen erfordern, bietet sich heute jedem Assistenzarzt die Chance sich ein eigenes Profil zu erarbeiten. Internationale Vernetzung und Sichtbarkeit ermöglichen die Kooperation mit mehreren Hochschulen im In- und Ausland und können so zum persönlichen Fortkommen, jedoch auch zum weiteren Erfolg unseres Fachs und unserer Patientenversorgung beitragen.

Weiterführende Informationen

Korrespondierender Autor
Dr. med. Markus Loibl
Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Regensburg

markus.loibl@ukr.de


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Tab. 1 Verfügbare Spezialisierung im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie in den USA