Orthopädie – Ein Knaller?

Zehn Jahre nach der Erstauflage liegt dieser Lehrbuch-Klassiker in der dritten Auflage vor. Etwa 100 Seiten stärker als die zweite Auflage ist er von etwa 35 Euro unter die magische 30-Euro-Marke gerutscht. Kann der Leser hier also ein echtes Schnäppchen erwerben?

Die Herausgeberinnen ließen die zwölf großen Kapitel weitgehend unverändert, doch innerhalb der Kapitel sind zahlreiche Neuerungen versteckt: Kapitel 2 gibt beispielsweise eine Übersicht über vier Leitsymptome in der Orthopädie. Die nachfolgenden Kapitel sind nach Strukturdiagnosen und nach deren konservativen und operativen Behandlungskonzepten gegliedert und beschreiben gelenk- und pathologietypische Untersuchungs- und Behandlungsverfahren. Auch Aktualisierungen fügen die Herausgeber in das bisherige Kapitelschema ein. Genau hier liegt aber das Problem: Die aktuellen, gut lesbaren und hilfreichen Test- und Übungsbeschreibungen stellen sie nicht im Zusammenhang dar. Sie sind vielmehr über mehrere Kapitel und Unterkapitel verstreut. Wichtige Themen sind nur per Zufall oder über das Stichwortverzeichnis zu finden.

Erstaunlich ist, dass ein dicker orthopädischer Brocken wie der „unspezifische Rücken- und Nackenschmerz“ nicht im modernisierten Buch zu finden ist. Das ist umso tragischer, weil aktuelle Konzepte zwar eingearbeitet, aber so verborgen sind, dass sie nur der findet, der das Buch von vorn bis hinten liest.

Der neue „Dölken“ ist also inhaltlich erweitert und für den Preis wirklich ein Schnäppchen! Dennoch täte ihm eine Renovierung der Kapiteleinteilung gut.

Christian Burkert, Physiotherapeut und Lehrkraft für Orthopädie in Hessisch Lichtenau