Pneumologie 2015; 69(09): 512
DOI: 10.1055/s-0035-1563456
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tuberkulose – Optimale Dosierung verbessert Wirksamkeit

Contributor(s):
Katsiaryna Sazonava
Dorman SE et al.
Daily rifapentine for treatment of pulmonary tuberculosis. A randomized, dose-ranging trial..

Am J Respir Crit Care Med 2015;
191: 333-343
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Publication History

Publication Date:
07 September 2015 (online)

 

    Im Kampf gegen die Lungentuberkulose (TB) ist eine lange Behandlungsdauer ein Hindernis. Derzeit werden Patienten über mind. 6 Monate mit einer täglichen Gabe von 10 mg/kg Rifampin therapiert. Die Dosierung befindet sich im unteren Abschnitt der Dosis-Wirkungs-Kurve. Laut S. E. Dorman et al. könnte eine optimale Rifapentin-Dosierung die Therapie verbessern und verkürzen.
    Am J Respir Crit Care Med 2015; 191: 333–343

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    Mycobacterium tuberculosis unter dem Elektronenmikroskop. (Bild: CDC/James Archer)

    Eine tägliche Dosierung Rifapentin mit 20 mg/kg, die im Vergleich zu Rifampin (10 mg/kg) eine längere Halbwertszeit und eine niedrigere minimale Hemmkonzentration gegen Mycobacterium tuberculosis aufweist, sei gut verträglich und verbessere die antimikrobielle Aktivität während der intensiven Kombinationschemotherapie, so die Ergebnisse einer randomisierten, multizentrischen, teilweise verblindeten Phase-II-Studie. Die Verträglichkeit und die Sicherheit der zugewiesenen Therapie waren die primären Endpunkte. Als Wirksamkeitsendpunkt diente der Sputumkultur-Status am Ende der 8-wöchigen Intensivphase.

    Zwischen November 2011 und Oktober 2012 wurden von dem US-amerikanischen Forscherteam um S. E. Dorman 334 Erwachsene mit Verdacht auf TB in die Studie aufgenommen. Ein Großteil der Teilnehmer stammte aus Afrika (n = 190, 56,9 %). Davon waren 26 mit dem HI-Virus infiziert (n = 26, 7,8 %). Patienten, die in den vorangegangenen 6 Monaten eine Anti-TB-Therapie erhalten hatten, durften nicht an der Studie teilnehmen. Die Teilnehmer wurden in eine Rifampin-Kontrollgruppe (10 mg/kg) bzw. in einen der Rifapentin-Arme (10, 15 oder 20 mg/kg) randomisiert. Der jeweilige Wirkstoff wurde täglich in Kombination mit Isoniazid, Pyrazinamid, Ethambutol und Pyridoxin verabreicht.

    Bei Abschluss der 8-wöchigen Therapie waren 81,3 % der Festkulturen in der Rifampin-Kontrollgruppe negativ, im Vergleich zu 92,5 % (p = 0,097), 89,4 % (p = 0,29) und 94,7 % (p = 0,049) in den Gruppen mit 10, 15 und 20 mg/kg Rifapentin. Die Flüssigkulturen waren bei 56,3 % der Teilnehmer in der Rifampin-Gruppe negativ, im Vergleich zu 74,6 % (p = 0,042), 69,7 % (p = 0,16) und 82,5 % (p = 0,004) in den Rifapentin-Armen (10, 15 und 20 mg/kg). Die Anzahl der Probanden, die ihre Behandlung aufgrund von unerwünschten Ereignissen wie Allergien, Übelkeit oder Hepatitis abbrechen mussten, war in allen 4 Behandlungsgruppen vergleichbar.

    Fazit

    Nach Angaben der Autoren sind tägliche Rifapentin-Gaben von bis zu 20 mg/kg gut verträglich und sicher. Im Vergleich zur Kontrollgruppe war der Anteil negativer Kulturen in den Rifapentin-Armen am Ende der Behandlungsphase deutlich höher. Weitere Studien seien jedoch notwendig, um die Wechselwirkungen zwischen Rifapentin und antiretroviralen Wirkstoffen zu untersuchen bzw. um festzustellen, ob höhere Wirkstoffdosierungen die Behandlungszeit erheblich verkürzen können.


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    Mycobacterium tuberculosis unter dem Elektronenmikroskop. (Bild: CDC/James Archer)