Tuberkulose bei HIV – Unerwartet hohe Mortalität aufgrund zu später Diagnose

Tuberkulose (TB) erhöht die Mortalität von HIV-Patienten – und umgekehrt: Allein 2011 starben 430 000 koinfizierte Patienten weltweit. Genaue Daten zur Situation in Industrienationen gab es bislang jedoch nicht. Die Verfügbarkeit einer antiretroviralen Therapie allein kann dort die Sterblichkeit nicht senken, wie nun eine Studie in Großbritannien ergab.
Thorax 2015; 70: 566–573

Für die Studie wurden die Daten von 44 050 britischen HIV-Patienten mit dem nationalen Tuberkulose- und Todesregister verknüpft. Verglichen wurde die Gesamt- und HIV-assoziierte Mortalität bei Patienten mit und ohne TB. Insgesamt entwickelten 3188 der untersuchten HIV-Patienten eine TB während des Studienzeitraums von 2000 bis 2008. Die kumulative TB-Inzidenzrate betrug 2,13 pro 100 Personenjahre. Am höchsten war die Inzidenz 6 Monate nach der HIV-Diagnose (9,21 pro 100 Personenjahre). 1880 der Studienteilnehmer starben während des Beobachtungszeitraums, 18,1 % davon hatten eine TB-Koinfektion. Fast zwei Drittel der Todesfälle (64,5 %) bei koinfizierten Patienten ereignete sich innerhalb von 3 Monaten nach der gleichzeitigen Diagnose beider Erkrankungen.

Eine TB-Koinfektion war assoziiert mit einer erhöhten Gesamtmortalität (Hazard Ratio 4,77, 95 %-Konfidenzintervall 4,11–5,54). Der mittlere Zeitraum zwischen HIV-Diagnose und Tod war bei koinfizierten Patienten kürzer als bei Patienten ohne TB (305 vs. 308 Tage, p = 0,002). Die höchste Mortalität hatten Patienten mit disseminierter TB oder TB-Meningitis (6,96 [5,10–9,51]), gefolgt von extrapulmonaler TB (4,91 [3,60–5,17]) und pulmonaler TB (4,32 [3,60–5,17]).