Pneumologie 2015; 69(11): 629
DOI: 10.1055/s-0035-1564784
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pilzkolonisation der Lunge – Veränderungen bei HIV-Patienten ohne und mit COPD

Contributor(s):
Matthias Manych
Cui L et al.
Topographic diversity of the respiratory tract mycobiome and alteration in HIV and lung disease.

Am J Respir Crit Care Med 04/2015;
191(8): 932-942
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Publication History

Publication Date:
06 November 2015 (online)

 

    Untersuchungen zum pulmonalen Mikrobiom fokussieren meist auf die bakterielle Besiedlungen. Über die Veränderungen der Pilzspezies in den Atemwegen durch Erkrankungen ist bisher weniger bekannt. Vor dem Hintergrund der erhöhten Empfindlichkeit HIV-Infizierter gegenüber Pilzinfektionen untersuchten L. Cui et al., ob sich bei ihnen das Mykobiom anders zusammensetzt und welchen Einfluss eine zusätzliche COPD auf die Pilzkolonisation in den Atemwegen hat.
    Am J Respir Crit Care Med 2015; 191: 932–942

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    HIV-Infizierte haben ein verändertes Mykobiom auf den verschiedenen Atemwegsetagen. (Voll / Thieme)

    An 3 US-amerikanischen Kliniken wurden 56 Teilnehmer rekrutiert, von denen 24 nicht HIV-infiziert waren (Kontrollgruppe). Unter den 32 HIV-Patienten waren 10 an COPD erkrankt. Keiner der Teilnehmer hatte 6 Monate vor Studienbeginn Antibiotika eingenommen oder in den vorhergehenden 4 Wochen akute Veränderungen von Atemwegssymptomen. Die Untersuchungen umfassten Mundspülproben, induziertes Sputum und bronchoalveoläre Lavage (BAL), CD4-Zellbestimmung, Spirometrie und Diffusionskapazität (DLCO). Außerdem sollten die Teilnehmer Auskunft über Zigaretten- und Marihuanakonsum geben. Die Bestimmungen der Pilzgenome erfolgten mit kulturunabhängigen Methoden (Amplifikation von 18S-rRNA und Internal Transcribed Spacer, ITS).

    Die Personen der Kontrollgruppe und die HIV-Patienten ohne bzw. mit COPD glichen sich hinsichtlich Alter, Geschlecht und ethnischer Zugehörigkeit. 13 HIV-Infizierte hatten eine CD4-Zellzahl < 500 / l. Das Mykobiom aus den Mundspülproben, dem Sputum und der BAL setze sich bei allen Teilnehmern in den unterschiedlichen Etagen zwar aus gleichen Pilzspezies zusammen. Jedoch dominierte Candida in der Mundhöhle und im Sputum und im Vergleich zur Mundhöhle waren in der BAL 39 sowie im Sputum 203 Pilzarten häufiger. Zu den Arten, die gegenüber der Mundhöhle in der Lunge dominierten, gehörten Ceriporia lacerata, Saccharomyces cerevisiae und Penicillium brevicompactum.

    In den Lungen von HIV-Infizierten kamen 9 Pilzarten häufigerer, u. a. Pneumocystis jirovecii. Die Arten Zasmidium nocoxi und Teratosphaeria jonkershoekensis waren mit einer CD4-Zellzahl <500/ml assoziiert, jedoch nicht bei > 500/ml. Im Vergleich zu HIV-Patienten ohne COPD wurden bei denen mit COPD 12 Pilzarten identifiziert, zu denen auch wieder Pneumocystis jirovecii gehörte.

    Fazit

    Die Ergebnisse dieser systematischen Mykobiombestimmung der Lunge zeigen, dass auf den verschiedenen Atemwegsetagen komplexe Pilzgemeinschaften existieren. Bei HIV-Infizierten verändert sich die Zusammensetzung des Mykobioms, was besonders bei zusätzlich bestehender COPD zutrifft. U.a. wurde bei HIV sowie bei HIV und COPD deutlich häufiger Pneumocystis identifiziert, so die Autoren.


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    HIV-Infizierte haben ein verändertes Mykobiom auf den verschiedenen Atemwegsetagen. (Voll / Thieme)