Journal Club Schmerzmedizin 2015; 4(3): 132
DOI: 10.1055/s-0035-1565888
Leserforum
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Leserforum

Further Information

Publication History

Publication Date:
02 October 2015 (online)

Thomapyrin®: Kommentar des Herstellers

Leserbrief zum Beitrag: Glaeske G. Der Analgetika-Markt in Deutschland – Nachgehakt bei Prof. Dr. Gerd Glaeske. Journal Club Schmerzmedizin 2015; 4: 108–110

Einige der Aussagen sind nicht zutreffend, und wir nehmen dazu wie folgt Stellung.

Zitat: „Zu den 20 meistverkauften gehört nach wie vor Thomapyrin®: Eine Kombination […], deren Rationalität und Empfehlung in Leitlinien schon lange diskutiert wird. Die Stiftung Warentest hat das Mittel v. a. wegen der nicht sinnvollen Kombination als „wenig geeignet“ bewertet.“

Dazu stellen wir fest: Die fixe Dreierkombination aus Azetylsalizylsäure, Paracetamol und Koffein wird in der gültigen S3 Leitlinie „Selbstmedikation bei Migräne und beim Kopfschmerz vom Spannungstyp [...]“ als Mittel der ersten Wahl zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen und Migräne empfohlen [1]. Diese Kombination erhielt darüber hinaus als einziges Mittel eine hervorgehobene Empfehlung auf Basis der analysierten Vergleichsstudien. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) stuft in ihrer Leitlinie zur Behandlung der Migräne (rezeptfreie und rezeptpflichtige Arzneimittel) die o. g. fixe Dreierkombination ebenfalls als Mittel der ersten Wahl ein [2].Die Sinnhaftigkeit von Koffein als analgetischem Adjuvans wird außerdem durch eine aktuelle Meta-Analyse der Cochrane-Gesellschaft belegt [3]. Warum die Stiftung Warentest diese Kombination im Gegensatz zu den medizinischen Fachgesellschaften als „nicht sinnvoll“ und „wenig geeignet“ bewertet, können wir fachlich nicht nachvollziehen.

Zitat: „Der Missbrauch bei diesem - durch das Koffein leicht anregendeSchmerzmittel ist immer wieder diskutiert, oft auch beschrieben worden.“

Bereits im Jahre 2000 kam eine Expertenkommission zu dem Schluss, dass das Risiko nicht belegt sei [4]. Longitudinal- und Populations-basierte Studien konnten ebenfalls kein erhöhtes Risiko für Koffein-haltige Analgetika zeigen [5, 6].

Zitat: „Nicht ohne Grund wird eine dauerhafte Nierenschädigung, die zur Dialyse führt (,'Analgetikanephropathie ,'), auch mit dem Dauerkonsum solcher Kombinationen in Verbindung gebracht.“

Durch Studien unterschiedlicher Methodologie ist inzwischen eindeutig belegt, dass kein Zusammenhang zwischen der Einnahme einer Kombination auf Azetylsalizylsäure, Paracetamol und Koffein und der Analgetikanephropathie besteht. Unabhängige Untersuchungen haben gezeigt, dass dieses Krankheitsbild nach der Marktrücknahme phenacetinhaltiger Analgetika nicht mehr vorkommt und daher aller Wahrscheinlichkeit nach auf diese zurückzuführen ist [7, 8, 9].

Als Konsequenz aus dieser Erkenntnis hat die Bundesagentur für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) den Warnhinweis zur Analgetikanephropathie aus Fach- und Gebrauchsinformation entfernt.

Dr. Tobias Mück, PD Dr. Thomas Weiser, Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG

Literatur online unter http://www.thieme-connect.de/ejournals

Ergänzendes Material