Mit Edoxaban wurde kürzlich das vierte NOAK zur Akuttherapie und Sekundärprophylaxe
venöser Thromboembolien (VTE) und zur Schlaganfallprophylaxe bei Patienten mit nicht-valvulärem
Vorhofflimmern (VHF) zugelassen. In den beiden Zulassungsstudien – den bisher größten
mit NOAK erstellten Phase-III-Studien – überzeugte die Substanz durch eine vergleichbare
Wirksamkeit wie Warfarin bei höherer Sicherheit.
VHF erhöht Schlaganfallrisiko um das Fünffache
Die Inzidenz des VHF steigt mit zunehmendem Alter stark an: „Bei den über 80-Jährigen
ist etwa jeder Zehnte betroffen“, informierte Priv.-Doz Ralf Lehmann, Mannheim. Ein
VHF ist prognostisch bedeutsam, da es das Schlaganfallrisiko um das Fünffache erhöht.
Eine Prophylaxe ist daher dringend geboten und wird in den Leitlinien der European
Society of Cardiology ab einem CHA2DS2-VASc-Score ≥ 1 empfohlen, wobei NOAK (Nicht-VKA orale Antikoagulanzien) gegenüber
Vitamin-K-Antagonisten (VKA) zu bevorzugen sind.
Zulassung von Edoxaban beruht auf ENGAGE AF-TIMI 48-Studie
Edoxaban (Lixiana®) wurde initial in einem umfangreichen Dosisfindungsprogramm evaluiert, berichtete
Lehmann. Basierend auf Phase-II-Daten wurde die tägliche Einmalgabe von 60 mg Edoxaban
sowohl in der Schlaganfallprophylaxe als auch für die Therapie und Rezidivprophylaxe
bei VTE als Standarddosis festgelegt. Bei Patienten mit beeinträchtigter Nierenfunktion
(15–50 ml/Min.), Gewicht ≤60 kg und Komedikation mit P-gp-Inhibitoren wie Ciclosporin,
Dronedaron, Erythromycin oder Ketoconazol ist zur Reduktion des Blutungsrisikos eine
Dosishalbierung auf 30 mg einmal täglich indiziert.
Die Zulassung von Edoxaban zur Schlaganfallprophylaxe bei VHF beruht auf den Daten
der Phase-III-Studie ENGAGE AF-TIMI 48, für die mehr als 21 000 Patienten mit einem
CHADS2-Score von ≥ 2 randomisiert Warfarin oder Edoxaban in Dosen von 60 mg oder 30 mg zugeteilt
wurden. Beim primären Endpunkt, der Schlaganfall und systemische Embolien beinhaltete,
war Edoxaban dem VKA als bisherigem Standard nach einem langen Follow-up von 2,8 Jahren
nicht unterlegen, berichtete Lehmann: Die jährliche Inzidenzrate wurde von 1,50 %
unter Warfarin auf 1,18 % im 60 mg-Arm (ggf. Dosishalbierung auf 30 mg) gesenkt. Eine
Überlegenheit zugunsten des NOAK im Vergleich zu Warfarin zeigte sich bei der Rate
schwerer Blutungen nach ISTH-Definition (2,75 %/Jahr vs. 3,43 %/Jahr; p < 0,001).
Auch tödliche und intrakranielle Blutungen wurden unter Edoxaban signifikant seltener
dokumentiert.
Besonders wirksam bei Lungenembolie und rechtsventrikulärer Dysfunktion
Dank der Verfügbarkeit von mittlerweile vier NOAK kann die Schlaganfallprophylaxe
bei VHF-Patienten heute sehr individuell erfolgen, resümierte Lehmann. Als vorteilhaft
bei Edoxaban wertete er die Einmalgabe, da diese voraussichtlich die Therapieadhärenz
verbessert.
In der VTE-Zulassungsstudie Hokusai-VTE wurde Edoxaban bei einem breiten Spektrum
von Patienten mit tiefer Venenthrombose oder Lungenembolie geprüft. Das Kollektiv
spiegelt die Situation im klinischen Alltag gut wider, berichtete Dr. Gerhard Stähler,
Löwenstein. Auch in dieser Studie erfüllte das NOAK die Erwartungen, nämlich eine
vergleichbare Effektivität wie die Referenztherapie mit Warfarin bei verbesserter
Sicherheit. Als besonders effektiv erwies sich Edoxaban bei Patienten mit schwerer
Lungenembolie und rechtsventrikulärer Dysfunktion, bei denen das Risiko für symptomatische
VTE-Rezidive gegenüber Warfarin nahezu halbiert wurde (3,3 % vs. 6,2 %; HR 0,52).
Dies könnte laut Stähler auf die rasch einsetzende stabile Gerinnungshemmung durch
Edoxaban zurückzuführen sein, während der Wirkeintritt bei VKA im Rahmen der langsamen
Hochtitration erst allmählich erfolgt.
Dr. Katharina Arnheim, Freiburg
Quelle: Symposium “VTE: eine interdisziplinäre Erkrankung – Angiologie, Kardiologie,
Pneumologie, Onkologie – Wie sorgen wir für mehr Klarheit in der NOAK-Therapie“ im
Rahmen der 44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie am 28. September
2015 in Freiburg. Veranstalter: Daiichi Sankyo.