Übergewicht ist eine der Ursachen für die Entstehung und das Fortschreiten des Typ-2-Diabetes.
Aus therapeutischer Sicht ist eine Reduktion des Körpergewichts für viele Menschen
mit Typ-2-Diabetes ein wesentliches Ziel. Gleichzeitig kann die Sorge vor einer Gewichtszunahme
für Patienten eine Therapiehürde sein, vor allem wenn eine Intensivierung der Behandlung
notwendig wird. Besonders die Intensivierung einer Insulintherapie kann bei einigen
Patienten, die in der Vergangenheit bereits zugenommen oder Hypoglykämien erlebt haben,
ein Grund für Ängste sein. Hier gilt es für uns Behandler, gemeinsam mit dem Patienten
das für ihn passende Therapiekonzept zu finden. Wenn dabei Sorgen genommen oder zumindest
reduziert werden können, ist ein wichtiger Schritt getan.
Damit Patienten verstehen, warum eine Gewichtsverringerung sinnvoll ist und jedes
Kilo, das sie verlieren, eine Verbesserung ihrer Gesundheit mit sich bringen kann,
sollten sie informiert und geschult werden. Doch wie bringt man erwachsene Menschen
wieder in Bewegung? Hier sollten individuelle Wünsche berücksichtigt werden: Will
ein Patient schlanker sein oder schöner aussehen? Nicht jeder will einfach abnehmen,
um gesund zu sein, sondern er hat vielleicht andere Gründe. Wenn der Behandler diese
Gründe (er)kennt und adressiert, hilft das, den Patienten in seiner Therapie zu motivieren.
Wir wissen heute, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes an Depression leiden können. Verschlechtert
sich ihre psychische Situation, kann auch die Therapietreue darunter leiden. Aber
wenn sie merken, dass ihre Behandlung etwas bewirkt, dann ist das psychologisch ein
entscheidender Faktor. Eine Gewichtsreduktion als erleb- und sichtbares Zeichen kann
für Patienten ein Maßstab sein, dass ihre Therapie erfolgreich ist. Sie ist nicht
zuletzt deswegen bei vielen Menschen mit Typ-2-Diabetes ein wesentlicher Aspekt: Wenn
sie erleben, dass sie sich besser bewegen können und im Allgemeinen besser fühlen,
dann sind sie auch eher bereit, ihrer Therapie zu folgen. Eine Gewichtsabnahme kann
also helfen, dass der Patient in der Lage ist, seinen Diabetes aktiv zu managen.
GLP-1-Analoga kommen dabei eine besondere Bedeutung zu – sei es als Einzelpräparat
oder als Bestandteil eines Kombinationspräparates. Sie können viele pathophysiologische
Aspekte des Typ-2-Diabetes verbessern, z. B. dass der Patient weniger Appetit hat.
Gleichzeitig ist das Risiko einer Unterzuckerung geringer als unter Sulfonylharnstoffen
oder Insulinen. Neue Therapieansätze bieten Behandlern und Patienten die Möglichkeit,
Therapieziele ohne Gewichtszunahme – möglicherweise sogar bei Gewichtsabnahme – zu
erreichen. Patienten haben eine Chance, weniger Insulin zu spritzen und trotzdem gute
Blutzuckerwerte zu erreichen. Das ist gut für Patient und Behandler gleichermaßen.
Die Möglichkeit zur Gewichtsabnahme ist eine Motivationsquelle und spielt eine ganz
entscheidende Rolle bei der Langzeittherapie des Typ-2-Diabetes – damit Patienten
langfristig zu den Gewinnern gehören können.