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DOI: 10.1055/s-0035-1567761
Insulintherapie – Kein Diabetiker ist wie der andere
Publication History
Publication Date:
11 November 2015 (online)
Über das prekäre Verhältnis von Insulingabe und Gewichtszunahme sprach der niedergelassene Diabetologe Dr. Andreas Lueg, Hameln, auf einem Symposium. Er machte auf das sehr heterogene Klientel aufmerksam, welches die Diabetiker letztlich darstellen. Hier gilt es nicht nur einen Wert oder einen Faktor im Auge zu haben, sondern auf das individuelle Zusammenspiel zu achten.
Jeder Diabetiker hat eine andere Genetik, die sich etwa in einem differenten Mikrobiom darstellt, also der Vielzahl an Kleinstlebewesen, welche die Darmfauna ausmachen. Jeder Diabetiker reagiert anders auf Diabetesmedikamente wie Metformin oder Glitazone. Innerhalb der Erkrankung hat die Insulinresistenz verschiedene Ausprägungen, und die Diabetesdauer nimmt Einfluss auf das Körpergewicht. Last but not least zeigt jeder Patient ein anderes Verhalten bezüglich Ernährung und Bewegung.
Von großer Relevanz ist auch der Blutzuckerwert (BZW) vor der Therapie. Bei unbehandelt hohem BZW kommt es zur Glukosurie, welche wiederum einen Gewichtsverlust nach sich zieht. „Dies geht dann unter einer Diabetestherapie verloren“, betont Lueg. Aber „brauchen Dicke mehr Insulin?“ fragt er weiter. Ja, lautet die Antwort. Aber es ist nicht die richtige Strategie, wenn im Therapieverlauf die BZW ansteigen, allein mit einer Erhöhung der Insulindosis zu reagieren.
„Bei einer Verschlechterung der BZW frage ich immer: ‚was ist passiert? Was könnte zu der Erhöhung geführt haben?’“, berichtet der Diabetologe. Manchmal ist es ein verstauchter Knöchel, oder ein Trauerfall, die zu mehr Immobilität führen. Wenn der HbA1c nach oben driftet, hat dies einen Grund, und der Arzt sollte nicht einfach mit einer Erhöhung der Insulindosis reagieren. „Es wird oftmals zu schnell und unhinterfragt die Insulindosis erhöht“, bemängelt Lueg.
Um eine größere Gewichtszunahme (GZ) unter Insulingabe (z. B. Liprolog®) zu vermeiden, ist es ratsam eine möglichst frühzeitige Behandlung des Diabetes anzustreben, weil dann eine GZ recht moderat ausfällt. Ferner hat eine Lifestyle-Intervention, etwa zum Start einer Insulintherapie, signifikante Auswirkungen. Die Gruppe ohne Intervention nahm nach 6 Monaten 4,9 kg zu, das Kollektiv mit Intervention aber 0,6 kg ab (p < 0,001).
Reimund Freye, Baden-Baden
Quelle: Satelliten-Symposium: Therapeutische Gießkanne oder individuelle Diabetestherapie? Insulintherapie aktiver Patienten heute, Berlin, 13. Mai 2015. Veranstalter: Berlin Chemie AG
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