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DOI: 10.1055/s-0035-1569008
Epidemiologie – Bronchiektasien sind keine seltene Erkrankung
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
06. November 2015 (online)
Erstmalig liegen nun epidemiologische Daten zur Prävalenz der an Bronchiektasien Erkrankten in Deutschland vor. Sie zeigen, dass es sich nicht, wie vermutet, um ein seltenes Krankheitsbild handelt. Besonders die gehäufte Koinzidenz mit der COPD ist dabei relevant. Die geringen stationären Behandlungsraten legen strukturelle Defizite bei der Betreuung dieser Patienten nahe. Eur Respir J 2015; DOI: 10.1183/13993003.00954-2015
Bronchiektasien gelten als relativ selten. Dabei besteht bei diesen Patienten eine sehr hohe individuelle Krankheitslast. Deshalb sind sie auf eine spezifische medizinische Betreuung angewiesen. Um zu prüfen, ob diese in ausreichendem Maß vorgehalten wird, sind epidemiologische Basisdaten (z. B. die Prävalenz) essenziell. Diese lagen in Deutschland bisher nicht vor.
Um eine ausreichend valide Stichprobe zu erhalten, nutzte das Autorenteam um F. C. Ringshausen die Fallzahlen des Risikostrukturausgleichs der öffentlichen Krankenkassen. Bronchiektasien gehören zu den Erkrankungen, in denen dieser Strukturfond greift. Patienten mit Zystischer Fibrose (CF) wurden nicht berücksichtigt, da die Autoren dies als eigenständige Entität werten. Die Hochrechnung der Daten auf die Bevölkerung erfolgte mit den aktuellen demografischen Parametern des Statistischen Bundesamts.
Mehr ältere Patienten betroffen
In der Datenbank konnten 2595 Patienten mit Bronchiektasie identifiziert werden. Das Durchschnittsalter lag bei 65 Jahren. Die Geschlechterverteilung war balanciert. Hieraus lässt sich hochrechnen, dass in Deutschland rund 53 807 Patienten an dieser Krankheit leiden. Dies ergibt eine durchschnittliche Prävalenzrate von 67/100 000 Einwohner. Damit erfüllt dieses Krankheitsbild nicht mehr, wie von einigen Autoren vermutet, die Kriterien einer seltenen Erkrankung (Cut off 50/100 000). Außerdem fiel auf, dass 58 % der Bronchiektasie-Diagnosen mit einer COPD assoziiert waren. Die höchste Inzidenzrate fanden die Autoren im Alterssegment 75–84 Jahre, mit 228/100 000. Mit zunehmendem Alter nimmt die Inzidenz wieder ab. Die überwiegende Zahl der Patienten wird ambulant betreut. Dies werten die Autoren als Zeichen dafür, dass es in Deutschland an auf dieses Krankheitsbild spezialisierten stationären Betreuungsangeboten mangelt.
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Die tatsächliche Prävalenz von Bronchiektasien in der Bevölkerung wurde bisher unterschätzt, so die Autoren der vorliegenden Studie. Erstmalig liegen nun epidemiologische Daten vor, die zeigen, dass ein relativ großer Teil der Bevölkerung betroffen ist und eine Assoziation mit der COPD besteht. Bei Patienten im Alter zwischen 75 und 84 Jahren muss besonders auf diese Problematik geachtet werden. Die relativ geringen stationären Fallzahlen indizieren einen Handlungsbedarf bei der Optimierung der Versorgungsstruktur.
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