Pneumologie 2015; 69(12): 699
DOI: 10.1055/s-0035-1570265
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Onkologie – Lungenkarzinom besänftigt das Immunsystem

Further Information

Publication History

Publication Date:
09 December 2015 (online)

 

    Bestimmte Lungentumoren machen sich einen natürlichen Schutzmechanismus aus der Schwangerschaft zunutze. Das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC) sowie seine Absiedlungen in anderen Organen schütten bei Frauen und Männern Glycodelin aus und unterdrücken damit wahrscheinlich in ihrer unmittelbaren Umgebung Abwehrreaktionen des Immunsystems. Das Protein ist im Blut nachweisbar und könnte sich als Biomarker für die Früherkennung und Verlaufskontrolle eignen.

    Die Ergebnisse der Heidelberger Studie sind jüngst in der Zeitschrift Clinical Cancer Research (DOI: 10.1158/1078-0432.CCR-14-2464) erschienen. Die Forscher vermuten, dass die Krebszellen Glycodelin ausschütten, um Immunzellen in ihrer direkten Umgebung zu betäuben. Diese können so keine Abwehrreaktion einleiten. Hinderten die Wissenschaftler die Tumorzellen im Labor daran, das Protein herzustellen, bildeten diese stattdessen andere Proteine, die das Immunsystem beeinflussen. Sie verglichen außerdem den Glycodelin-Spiegel in konservierten Blutproben von mehr als 25 Patienten mit deren Krankheitsverlauf. Die Konzentration von Glycodelin im Blut korrelierte sehr gut mit dem Therapieansprechen oder dem Fortschreiten der Erkrankung. Schlug eine Chemotherapie an oder wurde der Tumor entfernt, sank der Glycodelinspiegel. Wuchs der Tumor weiter oder bildeten sich im späteren Verlauf Absiedlungen, stieg die Konzentration an.

    Bestätigt sich dieser Zusammenhang in weiteren, bereits angelaufenen Studien, könnte das Protein als leicht zu testender Biomarker in der Früherkennung und Verlaufskontrolle speziell beim NSCLC eingesetzt werden. Regelmäßige Kontrollen des Glycodelin-Spiegels könnten zusammen mit weiteren Untersuchungen den Ärzten dabei helfen, auf ein Fortschreiten der Erkrankung schnell zu reagieren und die Therapie anzupassen. In künftigen Studien sollte außerdem geklärt werden, ob Glycodelin sich als mögliches Ziel für die Therapie beim NSCLC eignet.

    Nach einer Mitteilung des Universitätsklikums Heidelberg


    #